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Volles Haus: Der 33. BÄKO-Workshop fand im Hotel „Estrel“ in Berlin statt.
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BÄKO aktuell

Balanceakt gelungen!

Der 33. BÄKO-Workshop stand unter dem Motto „Balanceakte eines vielfältigen Handwerks“. Dazu bot der Branchenkongress in Berlin viele neue Impulse und entwickelte sich zu einem informativen und emotionalen Jahreshighlight.

Nach 2019 bot zum zweiten Mal das Berliner Hotel „Estrel“ an der Sonnenallee die Bühne für einen BÄKO-­Workshop. In diesen wenigen Jahren aber hat sich die Welt grundlegend verändert und die Zahl der Herausforderungen, denen sich die Unternehmer der Branche stellen müssen, ist gewaltig gewachsen. Um herauszufinden, wo der BÄKO-Workshop als Impulsgeber am meisten gefragt ist, hat die veranstaltende BÄKO-ZENTRALE bereits früh in diesem Jahr mittels einer detaillierten Befragung ausgelotet, welche Themen und Spannungsfelder die Teilnehmer priorisieren. Es ergaben sich daraus klare Vorgaben und die Organisatoren haben diesen Auftrag angenommen – das Ergebnis konnte man vom 12. bis 14. November erleben.

 

Geschickte Feinjustierung

Die mit mehr als 350 Teilnehmern ausverkaufte Veranstaltung war aber nicht nur gut vorbereitet worden, sondern kam bei aller Themenvielfalt auch inhaltlich etwas anders daher als gewohnt: Neben die von Topreferenten ausgesandten Impulse und Best-Practice-Berichte traten stärker als bisher Zeiten der praktischen Vertiefung („Intensivierungen“), Erlebnis- bzw. Markteinblicke („Schaufenster“) und Diskussionsrunden („Dialoge“), wobei die „Barriere“ zwischen Bühne und Zuschauerraum durch interaktive Elemente gekonnt niedergelegt wurde. Die Moderatoren Steffi Renz und Marcus Höffer konnten dabei auf ein austauschfreudiges Publikum zählen, das ausgiebig von der Möglichkeit Gebrauch machte, die Fachleute auf der Bühne zu befragen und eigene Erfahrungen einzubringen.

Apropos „Fachpublikum“: Die Staffelung der Teilnehmerpreise mit Vergünstigungen für das Bäckerhandwerk sowie die Rabattaktion „20 für 20“ für BÄKOs und Bäcker trugen erkennbar Früchte und sorgten nicht nur für ein „Rekordniveau“, sondern machten die Beteiligung am Branchenkongress für viele jüngere Unternehmer/innen auch preislich attraktiv. Schön zu sehen, dass somit die treue „Fanbasis“ des BÄKO-Workshops sukzessive auch die nächsten Generationen des Bäcker- und Konditorenhandwerks erreicht hat – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

 

Von der Krise zur Chance

Die Keynotes der diesjährigen Referenten hatten eines gemeinsam: Sie machten nachdenklich, und sie machten Mut! Denn frei nach der Erkenntnis, dass jeder Krise auch neue Chancen innewohnen wurden auch die im Vorfeld als zentral ermittelten Leitthemen Personalmanagement, Nachhaltiges Wirtschaften vs. Gewinnmaximierung, Digitale vs. analoge Prozesse, Foodtrends, Alltagshektik vs. Entschleunigung, Regionalisierung vs. Globalisierung und Energie zunächst analysiert und gedeutet, ehe die Speaker dann Vorschläge und Empfehlungen für den bestmöglichen Umgang mit ihnen skizzierten.

Den Anfang machten am Workshop-Sonntag Kenza  Ait Si Abbou Lyadini und Fabian Winner. Die Expertin für Robotik und Künstliche Intelligenz erläuterte die Funktionsmechanismen von KI und verdeutlichte, welchen Weg diese auf dem Weg zu Verständnis für und Nachahmung von menschliche/r Emotionalität zurücklegen muss. Ganz tief in die praktische Anwendung ging es dann gleich darauf mit dem COO bei „Autonomo Technologies“, dem Partner, mit dem die BÄKO-Organisation beim digitalen Pilotprogramm „BÄKO AutoPOS“ – einem KI-gestützten Bäckereifilialflächenmanagement – zusammenarbeitet. Winner bot spannende Einblicke in die Weiterentwicklung dieses Projekts, das bereits auf der iba für große Aufmerksamkeit sorgte und bei dem alle Beteiligten permanent hinzulernen, um die bestmögliche Anpassung an die Bedürfnisse des Bäckerhandwerks zu realisieren.

 

Bausteine der Zukunft

Der Workshop-Montag widmete sich zunächst intensiv dem Thema, das ausweislich der Umfrage den meisten Branchenteilnehmern derzeit am meisten auf den Nägeln brennt: Personalmanagement, sprich: Fachkräfte- und Nachwuchsmangel, Mitarbeiterfindung und -bindung. Besonders die „Generation Z“, also die zwischen 1995 und 2010 Geborenen, verursachen so manchem Unternehmer Kopfschmerzen, sei es auf Kunden- oder Mitarbeiterseite. Einen wertvollen Beitrag zum besseren Verständnis und auch zur Differenzierung der sehr verschiedenen Menschen, die diese Generation ausmachen, lieferte das  Spitzenreferat von Journalistin und Netzwerkerin Ronja Ebeling („Team of Tomorrow“). Weitere Impulse dazu lieferten im Gespräch auf der Bühne Boris Nannt, der sich als Chef der Akademie Deutscher Genossenschaften mit seinem vor allem der Führungskräfteausbildung widmet, und Bernd Kütscher, Direktor der Bundesakademie der Bäcker in Weinheim.

Vielfältig ging es weiter mit zwei Unternehmerpersönlichkeiten, die die Teilnehmer des BÄKO-Workshops nicht nur hinter die Kulissen ihres Geschäfts mitnahmen, sondern auch aus dem „Nähkästchen“ plauderten, was Konzeptualisierung, Mitarbeitermanagement, Erfolge und auch Misserfolge betrifft: Milena Glimbovski hat sich als Gründerin von „Original Unverpackt“ und Buchautorin eine Namen gemacht, während Lukas Gerstl sein Tophotel in Südtirol durch eine stringente Regionalitätsphilosophie (Waren aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometern) zusätzlich aufgewertet hat. Wie Nachhaltigkeit, Regionalisierung und Gewinnmaximierung unter einen Hut zu bringen sind, thematisierte die anschließende Talkrunde.

Ein brandaktuelles Update zu den Themen, die das Bäckerhandwerk in Deutschland voranbringen können, stellte Bernd Kütscher vor. Sein mit „Tradition trifft Transformation“ untertiteltes Referat sparte nicht an „unbequemen Wahrheiten“, machte aber auch deutlich, an welchen Stellschrauben zu drehen ist und welche überragende Bedeutung dabei der betriebswirtschaftlichen Optimierung und der Weiterbildung zukommt.

 

Praxisnahe Wissensvermittlung

Der Montagnachmittag gehörte den Internsivierungen, die die Referenten Ebeling, Gerstl, Glimbovski und auch Michael „Curse“ Kurth anboten. Ivan Dukic und Jeremias Fuchs von der Digitalfaktur brachten in diesem Rahmen den Teilnehmern anhand vieler praktischer Übungen die Nutzung von text- und bildbasierten KI-Tools näher.

Regelmäßige Leser des BÄKO-magazins kennen Prof. Timo Leukefeld als ausgewiesenen Experten für die Zukunft nachhaltiger Energiekonzepte, der als Solartechnikunternehmer und gelernter Heizungsbauer auch die ganz konkreten Probleme bei der Konzeptrealisierung kennt. Faszinierende Einblicke in bereits realisierte und künftige Projekte stießen auf breites Interesse der teilnehmenden Unternehmen, das sich auch in zahlreichen Nachfragen äußerte.

Ein „Schaufenster“ eröffnete zum Abschluss des offiziellen Programms am Montag Fabian Beiner vom hack.institute, der gemeinsam mit der BÄKO-ZENTRALE im August dieses Jahres den ersten BÄKO-Hackathon auf die Beine gestellt hat. Dass die Ergebnisse die Erwartungen übertroffen haben und warum dies so ist, wurde anhand der Vorstellung der vier bestplatzierten Bäcker-Entwickler-Teams deutlich. Organisationsmanagement wurde hier ebenso fokussiert wie appbasierte Produktinformation, Wissensvermittlung und Inklusion von Mitarbeitern mit Handicaps – Letzteres ein besonders spannendes Thema, das durch Hoteldirektor Christian Helferich vom „Anne-Sophie“ in Künzelsau im Rahmen eines eigenen Best-Practice-Berichts vertieft wurde.

Der abschließende Workshop-Dienstag wartete dann nochmals mit drei Impulsformaten auf, die aufhorchen ließen. Den Anfang machte der Musiker und Meditationstrainer Michael „Curse“ Kurth, der seinen Zuhörern nicht nur Akuthilfen gegen Stress, sondern auch Wege zu Momenten der Ruhe und einer neuen Perspektive auf Herausforderungen zu vermitteln wusste. Eine weitere „Zielgruppe“ bei der dringend benötigten Erschließung von Personal für Bäckereien sind Alleinerziehende. Bestsellerautorin Dittmann erläuterte in Berlin, wie dies gelingen kann und mit welchen Maßnahmen Unternehmer diese motivierten Fachkräfte an sich binden können.

Ein furioses Bühnenfinale lieferte Foodaktivist und Kommunikationsdesigner Hendrik Haase, der eindrucksvoll demonstrierte, wie die „Genussgenrationen“ von heute und morgen ticken und welche enorme Rolle die digitale Vernetzung der Esskultur dabei bereits jetzt spielt. Während der massive Trend zur Personalisierung der Ernährung Verbraucher vom Handwerk zu entfremden scheint, konnte Haase auch beruhigen: Wer die digitale Herausforderung annimmt und dennoch Backen als emotionales Erlebnis und authentische, sinnliche Verbindung zur realen Welt vermitteln kann, hat viel Zukunft.

 

Es geht immer weiter

Ob bei sonntäglichen Get-together auf mehreren Ebenen bei hervorragendem Essen im Hotel „Estrel“, bei einer zünftigen BÄKO-Workshop-Party in der Eventlocation „Heeresbäckerei“ mit Livemusik des irischen Songwriters Ryan Sheridan oder ganz einfach in den Kommunikationspausen bei der Tasse Kaffee oder Tee: Natürlich kam auch beim diesjährigen BÄKO-Workshop das legendär gute Netzwerken nicht zu kurz, denn die Möglichkeiten zur Kontaktpflege und zum informellen Austausch sind ein essenziell wichtiger Bestandteil des Konzepts.

Der BÄKO-Workshop 2024 findet etwas früher als gewohnt, nämlich vom 22. bis 24. September statt; Reiseziel wird dann Darmstadt sein.

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