Die Brotgetreidevermahlung – ohne Dinkel – liegt im Wirtschaftsjahr 2022/23 laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bei insgesamt gut 8,278 Mio. Tonnen. Es wurden 7,65 Mio. Tonnen Weizen verarbeitet, 250 Tsd. Tonnen weniger als im Vorjahr. Damit liegt die Weizenvermahlung über dem Fünf-Jahresdurchschnitt und leicht unter der Vermahlung im Vorjahr. Im Wirtschaftsjahr 2021/22 ist wegen schlechterer Mehlausbeuten mehr Getreide eingesetzt worden.
Roggensnacks gefragt!
Die Roggenvermahlung hat weiter abgenommen: Gut 631 Tsd. Tonnen wurden vermahlen, 100 Tsd. Tonnen weniger als noch vor fünf Jahren und 45 Tsd. Tonnen weniger als im Vorjahr. Weizen hat nunmehr einen Anteil von 92,4% an der Brotgetreidevermahlung, Roggen noch 7,6%. Wesentlicher Grund für die sinkende Roggennachfrage sind veränderte Verzehrgewohnheiten. So passt der Roggen offenbar nicht gut zum Trend „Essen to Go“: Belegte Brötchen, Sandwiches, Burgerbuns und Wraps werden klassisch aus Weizenmehlen hergestellt. „Dass die Roggenvermahlung von Jahr zu Jahr weiter abnimmt, ist sehr bedauerlich“, sagt Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mühlen. „Eine Wiederentdeckung durch die Verbraucher wäre sehr wünschenswert. Denn Roggen hat einiges zu bieten: Mit seinem hohen Ballast- und Mineralstoffgehalt ist er ein gesundes, nährstoffreiches Getreide. Roggenmehle und -schrote sind die Basis typisch deutscher Brotspezialitäten wie Pumpernickel, Berliner Landbrot, Paderborner, Frankenlaib und zukünftig vielleicht auch von ‚Rogg’n Roll‘. Auch agronomisch ist Roggen interessant: anspruchslos, widerstandsfähig, verträgt karge Böden, wenig Niederschlag und kommt mit wenig Düngung aus.“ 176 Mühlen vermahlen insgesamt 9 Mio. Tonnen Getreide: Weizen, Roggen, Dinkel und Hartweizen; das sind fünf Mühlen weniger als im Vorjahr.
Dinkel erstmals rückläufig
Seit dem Beginn der separaten Erfassung im Wirtschaftsjahr 2019/20 durch die BLE ist die Zahl der dinkelverarbeitenden Mühlen um 26 auf 101 Mühlen angewachsen. Nachdem die Vermahlungsmenge in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, liegt sie im Wirtschaftsjahr 2022/23 deutlich unter dem Vorjahr. In den Wirtschaftsjahren 2020/21 und 2021/22 ist die Vermahlung im Vergleich zum Vorjahr jeweils gestiegen: um gut 58 Tsd. und 24 Tsd. Tonnen. Im abgeschlossenen Getreidewirtschaftsjahr ist sie erstmals wieder gesunken. Mit 312 Tsd. Tonnen lag sie rund 20 Tsd. Tonnen unter Vorjahresniveau. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 sind 252 Tsd. Tonnen Dinkelmahlerzeugnisse hergestellt worden. Grund für den Rückgang von Vermahlung und Mehlherstellung ist nach Einschätzung des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft e.V. der im Vergleich zu Weizenmehl höhere Preis für Dinkelmehl, was sich in Zeiten allgemeiner Preissensibilität der Verbraucher besonderes bemerkbar mache.