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Der „Tag des Deutschen Brotes“ versammelte viel Prominenz und verfehlte nicht seinen Eindruck auf die Bundespolitik.
© Stephan Kühmayer
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Neuer Botschafter & neue Hoffnung

Die Festveranstaltung zum „Tag des Deutschen Brotes“ am 9. Mai in Berlin geriet zu einem ungewohnten Schulterschluss der Politik mit dem Bäckerhandwerk. Über Parteigrenzen hinweg lobten Vertreter jeglicher Couleur im Tipi am Kanzleramt das wirtschaftliche und gesellschaftliche Engagement der Branche.

Die Wahl der Örtlichkeit für das diesjährige Highlight der backenden Zunft war eine gute: Nicht nur, dass man sich in Sichtweite des obersten Entscheiders der Bundesrepublik Deutschland befand. Das „Tipi am Kanzleramt“, eine Art überdachte Manege mit Zirkuscharakter und kulturellem Flair, bot zudem bis dato ungeahnte Möglichkeiten der Zusammenkunft. Der Innenraum mit zentraler Bühne diente dem offiziellen Programm, der großzügige Außenbereich im Grünen besaß den notwendigen Charme für das gesellige Beisammensein.

 

Festtag etabliert sich

Bereits im Vorfeld des feierlichen Events sorgte das Bäckerhandwerk für Aufsehen. Zum nun alljährlichen „Tag des Deutschen Brotes“ am 5. Mai gab es öffentlichkeitswirksame Auftritte in mehreren deutschen Städten, vor allem in Koblenz, München und Berlin. „Mit allen Sinnen genießen“ lautete einmal mehr das Motto der Aktion. „Mit unseren rund 3 000 Brotspezialitäten sind wir in Deutschland nicht nur ein wichtiger Baustein der Nahversorgung, sondern bewahren auch ein wichtiges Kulturgut“, begründete Michael Wippler, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, das deutschlandweite Engagement. Allein in Berlin wurden am Brandenburger Tor und am Potsdamer Platz von Handwerksbäckern rund 2 000 Brote verteilt. Auch das Bundeskanzleramt erhielt anlässlich des Tages einen reich gefüllten Brotkorb der Innungsbäcker, den Präsident Wippler und der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Dr. Friedemann Berg dem Chef des Amtes, Wolfgang Schmidt, überreichten.

Vier Tage später begrüßte Michael Wipper 260 geladene Gäste aus dem Bäckerhandwerk, aus der BÄKO-Organisation, aus Politik und Wirtschaft sowie aus dem Bereich der Zulieferer und Unterstützer. Auch die Gruppe der immer bedeutender werdenden Influencer, die in den Sozialen Netzwerken für notwendige Aufmerksamkeit sorgen, durfte bei dem Anlass nicht fehlen. Selbiges galt für die deutsche Bäckernationalmannschaft als wichtiger Werbe- und Sympathieträger.

Ehrengäste des Abends waren Kerwin Brown, Präsident der US-amerikanischen BEMA (Bakery Equipment Manufacturers and Allieds) und UIBC-Präsident Günther Körffer. „Es ist mir eine Ehre, Sie als unsere große Bäckerfamilie begrüßen zu dürfen“, lauteten die einleitenden Worte von Michael Wippler an die Versammlung.

 

Brotgeruch: Duft aller Düfte

Der ZV-Präsident nutzte die Gunst der Stunde, um an die Emotionen zu appellieren. Er beschwor mit dem unverwechselbaren Duft des Brotes die Erinnerung aus Kindertagen und zitierte den tschechischen Schriftsteller und Nobel-Preisträger Jaroslav Seifert: „Der Geruch des Brotes ist der Duft aller Düfte. Es ist der Urduft unseres irdischen Lebens, der Duft der Harmonie, des Friedens und der Heimat.“ Daneben kamen allerdings auch die aktuellen Probleme des Bäckerhandwerks zur Sprache. Wippler nannte explizit die extrem gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten, die Löhne sowie den Fachkräftemangel.

Die Bedingungen zum Brotbacken seien im vergangenen Jahr nicht leicht gewesen, so der Bäckermeister aus Dresden. „Ist es uns gelungen, Ballast abzuwerfen?“, hinterfragte er kritisch die jüngste Vergangenheit. Wippler richtete in diesem Zusammenhang den Blick besonders auf kürzere Öffnungszeiten, straffere Sortimente und energetische Einsparungen. Ein besonderes Anliegen ist die Sorge um die wachsende Bürokratie. Die Vorschläge zum Bürokratie-Entlastungsgesetz IV seien bisher an der Basis nicht angekommen, mahnte Wippler unter großem Applaus der Anwesenden weitere Vereinfachungen an.

 

Heldinnen und Helden

Mit einem Schuss Wehmut verabschiedete die Gemeinschaft die bis dahin amtierende Brotbotschafterin Gitta Connemann. Sie habe auf ihrer großen, einjährigen Brotreise viele Einblicke in die deutschen Backstuben bekommen, stellte die Vorsitzende der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion mit Genugtuung und auch mit ein wenig Stolz in ihrer Rede fest. „Ich habe viele Heldinnen und Helden kennen gelernt“, sagte die Bundestagsabgeordnete. Sie bezeichnete die deutschen Bäcker nicht nur als „fleißige Handwerker“, sondern auch als „innovative Künstler“. Gerne wolle sie dem Bäckerhandwerk in Zukunft verbunden bleiben, so ihre abschließenden Worte; Worte, die mit besten Wünschen für den frisch gekürten Brotbotschafter Lars Klingbeil korrespondieren.

„Mit dem Bäckerhandwerk verbinde ich schöne Erinnerungen und Tradition, das Abendbrot war für mich immer wertvolle Zeit mit der Familie“, schwärmte dieser in seiner Rede. „Die Brotkultur hierzulande unterscheidet uns von vielen anderen Ländern und beim Handwerksbäcker schmeckt das Brot einfach am besten.“ Der Bundesvorsitzende der SPD zitierte das Bundeslied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, Keimzelle seiner Partei („Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!“), und bekräftigte, dass er sich als Brotbotschafter für das Bäckerhandwerk stark machen will: „Meine Tür steht jederzeit offen für Ihre Belange. Ich werde nicht alles umsetzen können, aber wir können an vielen Stellen in die gemeinsame Richtung gehen. Ich freue mich auf das gemeinsame Jahr!“ Klingbeil dankte den Bäckerinnungen als „bodenständische und sympathische, sich nie im Ton vergreifende Branchenvertreter“ und würdigte ihr vielfach ehrenamtliches Engagement für die demokratische Mitte in Deutschland. 

 

Stolz sein und zeigen

Last, but not least kam auch der Brotbotschafter der Jahres 2017 und heutige Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft zu Wort. „Ich bin dem deutschen Brot in besonderer Weise verbunden“, verkündete Cem Özdemir. Jeder deutsche Bäcker könne stolz darauf sein, was er produziere. Die Anerkennung des deutschen Brotes als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe sei die konsequente Schlussfolgerung. Özdemir, der als gebürtiger Schwabe die Erfindung der Brezel für sein heimatliches Bundesland beansprucht, musste im Anschluss sein handwerkliches Können unter Beweis stellen. Zusammen mit dem aus Unterfranken stammenden Weltbäcker Axel Schmitt und der Bäckernationalmannschaft übte er sich im Brezelteigschlingen, erntete dabei viel Lob von der Fachwelt. Zum Abschluss der Veranstaltung präsentierten ausgewählte regionale Bäcker ihr Können in Form von speziell für das Ereignis kreierten Köstlichkeiten, wobei u.a. das Kürbiskernbrot, Brot des Jahres 2023, seine Würdigung fand.

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