NOcsPS-Produkte – das sind Produkte, die ohne (NO) chemisch-synthetischen Pflanzenschutz (csPS), aber dafür mit gezieltem Mineraldüngereinsatz produziert werden, würden gut ein Fünftel der Deutschen kaufen. Und sie wären bereit, dafür mehr zu bezahlen. Das haben Wissenschaftlerinnen der Universität Hohenheim in Stuttgart am Beispiel von Milch und Milchprodukten untersucht. Denn die Vermarktungsfähigkeit der aus dem sogenannten NOcsPS-Anbausystem resultierenden Lebensmittel ist eine Voraussetzung für dessen Etablierung. Die Verbraucher wären laut der Studie auch bereit, für NOcsPS-Lebensmittel mehr zu bezahlen, hält Wendt, Doktorandin im Projekt, fest: „Im Durchschnitt würden sie für NOcsPS-Milch 31%, für NOcsPS-Käse 23% und für NOcsPS-Butter 24% mehr ausgeben als für konventionelle Vergleichsprodukte.“ Das Projekt „Hypothetische Zahlungsbereitschaftsanalyse und Zielgruppenanalyse für Milch- und Milchprodukte hergestellt ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz“ mit der Studie „Consumer Segmentation for Pesticide-free Food Products” startete 2022. Es ist ein Ergänzungsprojekt zum Verbundprojekt NOcsPS.
Agrarsystem der Zukunft
Es könnte das Agrarsystem der Zukunft werden: Ein Anbausystem, das keinen chemisch-synthetischen Pflanzenschutz zulässt, gleichzeitig aber gezielten Mineraldüngereinsatz ermöglicht. Es vereint Vorteile der konventionellen und der ökologischen Landwirtschaft und reduziert deren jeweilige Nachteile. Ein solches Anbausystems zu entwickeln ist Ziel des Forschungsvorhabens „LaNdwirtschaft 4.0 Ohne chemisch‐synthetischen PflanzenSchutz“ (NOcsPS, Aussprache: nʌps) an der Universität Hohenheim. Der Startschuss für NOcsPS fiel im Juni 2019, es läuft bis November 2024. An den verschiedenen Aspekten der Entwicklung des NOcsPS-Anbausystems arbeiten insgesamt 28 Verbundprojekte. Das Themenspektrum ist breit: Von der Produktion im Rahmen von System-, Exakt- und on-farm Versuchen auf Parzellen-, Feld-, Betriebs- und Landschaftsebene über die ökologische, ökonomische sowie soziale Bewertung bis hin zur Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft entlang der Wertschöpfungskette.
„Entscheidungsträger/innen in der Agrar- und Ernährungsindustrie können unsere Erkenntnisse nutzen“, ergänzt Jun.-Prof. Dr. Ramona Weinrich, Leiterin des Fachgebietes Verbraucherverhalten in der Bioökonomie. „Sie sollten eine verständliche Kennzeichnung von Produkten entwickeln und sicherstellen, dass diese Produkte in der Gesellschaft glaubwürdig sind.“