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© Screenshot/ZDH/Main Bäcker Hench
Zentralverband

So spannend ist Handwerk

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat jetzt zum ersten Mal im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin den Preis für Handwerksgeschichte verliehen – unter den Preisträgern ist auch ein Bäcker.

„Das Handwerk ist nicht nur eine zentrale Säule der Wirtschaftskraft Deutschlands, sondern integraler Bestandteil unserer Kulturgeschichte. Wie reich und vielfältig der Beitrag des Handwerks dazu ist, wird nun mit dem Preis für Handwerksgeschichte ein Stück sichtbarer gemacht. Das ist gut, weil auch für Handwerkerinnen und Handwerker gilt: Wer den besten Weg in die Zukunft finden will, sollte wissen und darauf aufbauen, was bereits hinter einem liegt. Die eigene Geschichte und Tradition kann Inspirationsquelle für Innovationen sein”, sagte ZDH-Präsident Jörg Dittrich bei der Preisverleihung in Berlin. Als besonders erfreulich hob er die hohe Zahl der eingegangenen Bewerbungen aus ganz Deutschland hervor: „Das zeige deutlich, dass die Bewahrung des kulturellen Erbes für das Handwerk einen enorm hohen Stellenwert hat”, betonte der ZDH-Präsident. Der Preis für Handwerksgeschichte zeige zum einen, wie stark Kultur und Geschichte im Handwerk ineinanderfließen, und zum anderen verschaffe er dem handwerklichen Beitrag und Einsatz für die Gesellschaft Sichtbarkeit.

Main Bäcker Hench wird ausgezeichnet

Aus 71 Bewerbungen hatte die Jury drei Preisträger gekürt sowie eine besondere Erwähnung für handwerksgeschichtliches Engagement verliehen. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern zählen die Innung Sanitär Heizung Klempner Klima Berlin, die Seilerei + Flechterei Bernhard Muffler und die Main Bäcker Hench GmbH. Die Urkunde mit besonderer Erwähnung für handwerksgeschichtliches Engagement ging an die “Fachgruppe Restauratoren im Handwerk e.V.”. An der Preisverleihung nahmen rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus der Handwerkspolitik, Handwerksforschung und Kultur teil. Und das überzeugte die Jury: Die Innung Sanitär Heizung Klempner Klima Berlin hat seine 400-jährige Innungsgeschichte aufbereitet. Das Projekt umfasst sowohl das um Mitgliederquellen erweiterte Innungsarchiv als auch eine fundierte und anschauliche Festschrift zum Jubiläum. Das Seilermuseum Stockach wurde ebenfalls ausgezeichnet. Die Seilerei + Flechterei Bernhard Muffler zeigt die Geschichte und Bedeutung des Seilerhandwerks im Bodenseeraum und lässt dieses Handwerk für die Besucher zum Erlebnis werden. Die Main Bäcker Hench GmbH gehört zu den Preisträgern für ihre Quellenedition “Backen im Nationalsozialismus”, ein Projekt im Rahmen des Citizen Science Programms des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg. Die Fachgruppe Restauratoren im Handwerk e.V. erhielt eine besondere Erwähnung für ihr Ausstellungsprojekt “Besessen – Die geheime Kunst des Polsterns”, das sie gemeinsam mit einem externen Kurator am Grassi-Museum in Leipzig durchgeführt hat.

 

Ganz neue Einblicke

Das von der Jury ausgewählte Projekt „Backen im Nationalsozialismus“ beruht auf einer Edition von zwei Quellenbänden der Bäckerinnung Aschaffenburg, die den Zeitraum vom späten 19. Jahrhundert bis in die frühe Bundesrepublik mit Schwerpunkt Nationalsozialismus umfassen. Die Edition der Quellen, die bei der Bäckerei Hench in Mainaschaff überliefert waren, erfolgte auf Initiative und durch die Bäckermeister Klaus und Georg Hench sowie den Historiker Prof. Dr. Frank Jacob. „Die Quellen der Bäckerinnung bieten einen guten Ansatz zur Annäherung an die Alltags- und Konsumgeschichte im Dritten Reich, nicht zuletzt unter dem politisch aufgeladenen Aspekt der Ernährungssicherheit“, hieß es in der Laudatio für die Bäckerei. „Nüchtern zeigen sie die Bandbreite der Rahmenbedingungen, die Zwänge, aber auch die freiwillige Beteiligung und Mitwirkung am NS-System. Das Projekt zeigt den bislang unterschätzten Stellenwert von Innungsquellen und ermöglicht mit der Einleitung einen guten Zugang, sodass sich der Quellenband auch hervorragend für den Geschichtsunterricht an Schulen sowie auch zu Seminaren im Bereich der Fortbildung und an den Universitäten eignet. Die Editoren geben ein nachahmenswertes Beispiel für die Zusammenarbeit von Handwerk und historischer Fachwissenschaft. Insgesamt ist ein innovativer Beitrag zur Geschichte des Handwerks gelungen.“ Einblicke gibt auch diese Zusammenstellung.

 

Der Preis für Handwerksgeschichte ist vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Zusammenarbeit mit seinem Interdisziplinären Arbeitskreis für Handwerksgeschichte (InAH) entwickelt worden. Dem InAH gehören Expertinnen und Experten aus den Geschichtswissenschaften, Archiven, Museen und der Handwerksorganisation an. In der ersten Ausschreibung war der Preis noch auf das Handwerk begrenzt. Zukünftig wird der Teilnehmerkreis auch auf die Wissenschaft und Kultureinrichtungen ausgeweitet, um die öffentliche Wahrnehmung der Handwerksforschung und -geschichte zu stärken und Innovationen zu schaffen.

AuszeichnungZDH

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