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Einmal den Geschmack animiert, nutzten viele Messebesucher die Gelegenheit zum käuflichen Erwerb der ofenfrischen Backwaren. Es gab Weizenkeimbrötchen, Schwarzbierstangen, Laugenbrezeln, Hefezöpfe oder Kardamomschnecken.
© Stephan Kühmayer
Messen

Positive Signale in schwierigen Zeiten

Ohne Zweifel, die weltgrößte Verbraucherschau für Ernährung und Landwirtschaft sah schon bessere Zeiten. Dennoch war es einmal mehr ein bedeutender Treffpunkt für Anbieter, Multiplikatoren und Konsumenten gleichermaßen.

„Nirgendwo in Deutschland gibt es eine derartig große Plattform, um mit dem Endverbraucher ins Gespräch zu kommen“, begründete ZV-Präsident Michael Wippler gegenüber dem BÄKO-magazin das Engagement auf der IGW. Zudem seien die Möglichkeiten der Netzwerkarbeit hier optimal. Man könne seine Anliegen an die Politik gut transportieren, gleich an die richtige Adresse bringen. Außerdem: „Ein Bundesminister mit Teig in der Hand ist ein perfekter Werbeträger“, konstatierte Wippler einen weiteren Effekt in Sachen Öffentlichkeitsarbeit.
Apropos öffentlich: die Schaubackstube mit seinen sechs großen Fensterfronten avancierte zu einem stark frequentierten Anlaufpunkt für Jung und Alt. So gut wie jeder Arbeitsschritt des traditionellen Bäckerhandwerks konnte dort durch die staunende Menge visuell nachempfunden werden. Die deutsche Bäckernationalmannschaft, Führungskräfte der ADB Berlin-Brandenburg sowie zahlreiche Auszubildende zeigten „laibhaftig“ ihr Können. Johannes Kamm, GF des örtlichen Bäcker- und Konditorenlandesverbands, sowie Brotprüfer des deutschen Brotinstitutes standen gern Rede und Antwort, verteilten Kostproben.

Etliche Betriebe der backenden Zunft waren in Eigeninitiative mit einem Messestand dabei. Sie kamen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Hauptsächlich aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Niedersachsen oder sogar aus Bayern. Die meisten von ihnen nutzten die Gunst der Stunde für die Markteinführung neuer Sorten. Kundenakzeptanz testen, lautete die Devise. Als bestes Beispiel diente einmal mehr die Bäckerei & Konditorei Plentz aus dem nördlichen Berliner Umland. Sie stellten erstmals ihr Vollkornbrot mit Ackerbohnen vor, reich an Proteinen und Mineralstoffen, kernig mit nussigem Aroma. Beim BioBackHaus Leib, Wustermark, feierte das „Berner“ mit dem groben Dinkel-Ruchmehl seine Premiere, in einer Variante mit Kartoffeln und Speck vom Havelländer Apfelschwein.

 

 

Bäcker beweisen Experimentierfreude

Als bemerkenswert durfte der Trend zu Bierbroten gelten. Die Bäckerei Exner aus dem brandenburgischen Beelitz präsentierte in Kooperation mit der Braumanufaktur Potsdam den „Humpen“. Kein Biergefäß, vielmehr ein rustikal gebackenes Kilogramm-Roggenmischbrot mit Maisgrieskruste. „Es hat eine leichte Süße, aber auch eine kleine Bitternote im Abgang“, definierte Verkaufsleiterin Dana Dornuff den Geschmack. Bier-Treber im Sauerteig nach uraltem Rezept offerierten außerdem die BM Thomas und Daniel Marr aus dem thüringischen Steinbach-Hallenberg, erstmals auf der IGW vertreten. „Wir arbeiten für unser ‚Hallenburger‘ mit der renommierten Schmalkaldener Brauerei zusammen“, erklärte Daniel Marr nicht ohne Stolz. Das Roggenmischbrot benannten sie nach der heimatlichen Burgruine.
Ein weiteres, zudem weites Experimentierfeld für Bäcker mit Mut zu neuen Wegen boten Algen. Besonders jene der Gattung „Spirulina platensis“ fand nun auch Verwendung im Brotteig. So entwickelte beispielsweise die Hochschule Anhalt zusammen mit der Bäckerei Möhring aus Barleben ein Sauerteigbrot. Die angehenden Wissenschaftler des Studiengangs Ökotrophologie bewarben die Spirulina-Alge als proteinreichstes natürliches Nahrungsmittel. Auf der IGW kam das Algenbrot nun zur Verkostung, getrocknete Tomaten und Leinsamen dienten als geschmacksgebende Zutaten.
Außerdem wurde von den Forschern eine Baguette-Rezeptur mit Datteln, gerösteten Mandeln und dem orientalischen Gewürz Ras el Hanout präsentiert. Hannes-Alexander Behrens, Hafenbäcker aus dem mecklenburgischen Plau am See, hatte gleichfalls ein von ihm kreiertes Algenbrot im Angebot. Selbst Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig gönnte sich eine Geschmacksprobe.
Das Resümee der 87. Internationalen Grünen Woche fiel überraschend positiv aus. Der Veranstalter sprach von einem „Traumstart ins neue Messejahr“. Auch wenn die vor Ort befragten Bäcker und Konditoren einen derartigen Superlativ nicht verwenden wollten, sahen sie doch viel Licht, weniger Schatten. Die Kundenakzeptanz sei sehr gut gewesen, hieß es unisono. Die Verbraucher hätten nach so mancher Entbehrung wieder Lust auf Konsum, so die weit verbreitete Meinung. Der Pro-Kopf-Umsatz seitens der 300 000 Besucher lag bei stattlichen 130 Euro.
Übrigens ging – last but not least – ein großer Dank an die BÄKO. Viele der Rohstoffe für die Schaubackstube kamen – geliefert, wie bestellt – von der BÄKO Hansa in Michendorf. Die Kühltechnik wurde aus Duisburg zur Verfügung gestellt.

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Fotos: Stephan Kühmayer
Internationale Grüne WocheMesse

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