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© Pixabay/Markus Spiske
Branche aktuell

Hafer rückläufig im Anbau

… dabei steigt die Nachfrage. „Kein Hafer bleibt liegen“, lautet die klare Botschaft der Hafermühlen an die heimische Landwirtschaft. Denn Hafer ist beliebter denn je.

Hafer gilt durch sein gutes Nährstoffprofil und seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten als „heimisches Superfood“ – und seine Beliebtheit wächst und wächst. Währenddessen gehen die Anbauflächen für Hafer in Deutschland nach Steigerungen in den letzten Jahren wieder zurück. Für 2023 wurden deutschlandweit nun 141.400 Hektar gemeldet. Noch dramatischer sieht es bei der Erntemenge aus: Diese ist um fast 30% auf 530.400 Tonnen gesunken. Das ist eine Entwicklung, die die Hafermühlen in Deutschland nicht nachvollziehen können. „Im Dialog mit unseren Partnern in der Landwirtschaft vermitteln wir klar, dass der Hafer neben seinen agronomischen Vorteilen ein Getreide mit langfristiger Perspektive ist, mit guten Preisen und Absatzgarantie. Der Hafer ist ohne Zweifel eine attraktive Alternative zu den Standardgetreidearten. Der Bedarf an Schälhafer für die Lebensmittelherstellung in den Mühlen ist und bleibt hoch. Kein Hafer bleibt bei den Landwirten liegen“ erklärt Ulrich Schumacher, Sprecher der Hafermühlen im VGMS.

Die Haferanbaufläche in Deutschland ist im zweiten Jahr in Folge zurückgegangen – im Vergleich zum Vorjahr um fast 12%. Auch das fünfjährige Mittel von 2017 bis 2022 übersteigt den diesjährigen Wert von 141.400 Hektar um circa 5%. Abgesehen von Baden-Württemberg, dass als einziges Bundesland einen Flächenzuwachs von 8% verzeichnet, sind die Anbauflächen in allen anderen Bundesländern zurückgegangen. „Durch den Einsatz von regional angebautem Hafer können wir die Abhängigkeit von Getreideimporten reduzieren. Wir setzen auf eine nachhaltige und transparente Lieferkette. Die enge Zusammenarbeit mit der heimischen Landwirtschaft ist für uns Hafermühlen essentiell“, sagt Ulrich Schumacher, Geschäftsführer der Fortin Mühlenwerke in Düsseldorf und Sprecher der Hafermühlen im VGMS.

 

Deutschen Schälmühlen würden gerne mehr heimischen Hafer kaufen

Die rückläufigen Zahlen in Deutschland spiegeln sich auch in der regionalen Beschaffungssituation wieder. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie sich die Haferqualität insgesamt darstellt. Die ersten Muster und Schälversuche zeigen jedoch schon, dass auch die Haferqualität unter den widrigen Witterungsverhältnissen der letzten Monate gelitten hat. „Wir verarbeiten in unseren Mühlen in Baden-Württemberg und in Sachsen seit jeher zu einem sehr hohen Anteil deutschen Hafer“, sagt Thomas Staffen, Leiter des Rohstoffeinkaufs für die Rubin Mühle in Lahr und Plauen. „Wir haben in diesem Jahr erneut positive Erfahrungen mit Winterhafer geacht, der die Feuchtigkeit im März gut nutzen konnte und im Frühjahr eine gute Entwicklung genommen hat. Im Vergleich zu Sommerhafer, der in diesem Jahr aufgrund nasser Böden, erst sehr spät ausgesät werden konnte, hat der Winterhafer den schwierigen Witterungsbedingungen getrotzt und im Durchschnitt gute Erträge und Qualitäten gebracht. Leider ist das Thema Winterhafer bisher wenig in der Anbauberatung angekommen. Gezielte Landessortenversuche wären aus unserer Sicht hilfreich. Grundsätzlich scheinen die Erträge und Qualitäten 2023 bei uns das Niveau vom vergangenen Jahr nicht zu erreichen, aber wir und unsere Landwirte sind es gewohnt, auch Hafer mit weniger guten Kennzahlen aufzubereiten und zu nutzen.“ Ulrich Schumacher hat positive Erfahrungen mit 2023er-Hafer aus Deutschland gemacht: „Wir haben bereits Hafer aus dem Rheinland erhalten, der sehr gute Qualität aufweist. Bei Partien, deren Hektolitergewicht nicht im Wunschbereich liegt, ist die Schälfähigkeit dennoch sehr gut.“

 

Angespannte Lage auf den europäischen und globalen Hafermärkten

Die deutlichsten Einbußen bei der Erntemenge im Vergleich zum Vorjahr melden Niedersachen und Schleswig-Holstein mit Rückgängen um 47,5 be- ziehungsweise 42,7%. Auch in anderen wichtigen Anbauländern sieht die Situation nicht gut aus: Finnland meldet eine um mindestens 14% niedrigere Anbaufläche als 2022. Ähnlich sieht es in Schweden aus, Kanada meldet 36% weniger Aussaatfläche. Schwierige Witterungsverhältnisse und Erntebedingungen kommen hinzu. „Es gibt in diesem Jahr in Europa und weltweit nicht genug mühlenfähigen Hafer. Die Preise für alle Getreide – auch für Hafer – sind deutlich gestiegen. Daher sehen wir uns in unserer Anbau-Initiative bestätigt, um langfristig die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und die Bindung zur heimischen Landwirtschaft zu stärken“, sagt Jochen Brüggen, Geschäftsführer der H. & J. Brüggen KG und stellvertretender Sprecher der Hafermühlen im VGMS. „Dafür wäre jedoch deutlich mehr deutscher Hafer nötig.“

 

Attraktive Deckungsbeiträge machen Haferanbau interessant

Allein im Jahr 2022 wurden 4,5% mehr Haferflocken als im Vorjahr abgesetzt. Der kontinuierlich steigende Absatz ist auch Ergebnis zahlreicher Produktinnovationen. Dabei steigt die Verbrauchernachfrage nach regionalen Produkten. „Eine stärkere Diversifizierung der Herkünfte ist für uns von großer Bedeutung. Wir setzen auf den heimischen Haferanbau“, sagt Jochen Brüggen. „Um weiter mit den Landwirten im Gespräch zu bleiben, laden wir für Anfang November zum Haferforum Nord in Lübeck ein. Wir, die Hafermühlen im Norden, wollen die Landwirte aus der Region praxisnah über den Haferanbau und seine Potenziale informieren und über die Absatzmöglichkeiten diskutieren.“

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