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Green Revolution
© Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, 2016, Museum Brot und Kunst
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Dünger im Museum

Im Museum Brot und Kunst in Ulm wird ab 26. Oktober 2023 die Sonderausstellung „Lebenselixier – Dünger zwischen Zauberkraft und Sprengstoff“ zu sehen sein.

Dünger ist Lebenselixier für Pflanzen, und indirekt auch für Tiere und Menschen. Seit tausenden von Jahren werden Felder gedüngt, um die Erträge zu verbessern. Kunstdünger ist dagegen der Zauberstoff des 20. Jahrhunderts, ohne den jeder zweite Mensch auf der Erde heute hungern müsste. Doch der Erfolg hat auch Schattenseiten. Vor allem große Umweltbelastungen gehen mit der Düngung einher. Grund genug also für das Museum Brot und Kunst – Forum Welternährung sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die Ausstellung schaut dabei nicht nur zurück, sie fragt auch nach zukunftsweisenden Ideen, das Düngen „grün“ zu machen, und richtet den Blick auf verschiedene Weltregionen.

 

Entdeckungen und Erfindungen

Die Präsentation beginnt mit Alexander von Humboldt, der 1804 von seiner Südamerikareise erstmals Guano mit nach Europa brachte. Um den wertvollen Vogelkot entstand in den folgenden Jahrzehnten ein regelrechter Boom, der zu Raubbau und Kriegen führte. Etwa zur selben Zeit beschäftigten sich Chemiker wie Justus von Liebig oder John Bennet Lawes mit der Frage der Pflanzenernährung und entwickelten erste Kunstdünger. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelang es dann Fritz Haber den für die Pflanzennahrung so wichtigen Stickstoff aus der Luft zu binden. Mit der Ammoniaksynthese schien eine praktisch unerschöpfliche Quelle zur Düngerherstellung entdeckt. Das Verfahren lässt sich jedoch genauso zur Herstellung von Sprengstoff verwenden. Zudem schadet die Ausbringung großer Mengen des Düngers dem Ökosystem.

 

Geht es auch „grün“?

Heute stellt sich daher die Frage, wie die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung gesichert werden kann, ohne Ressourcen zu erschöpfen oder dem Klima zu schaden. So gibt es verschiedene Versuche die energieintensive, industrielle Herstellung von Mineralstoffdünger „grün“ zu machen. Ein anderer Ansatz ist es, wertvolle Nährstoffe aus menschlichen Fäkalien zurückzugewinnen; für solch geschlossene Nährstoffkreisläufe setzt sich beispielsweise das Berliner Netzwerk „Zirkulierbar“ ein. Der ökologische Landbau verzichtet ganz auf Kunstdünger; das bringt weniger hohe Erträge, der biologische Dünger baut aber Humus auf, was auf lange Sicht ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ist. Weniger aus Überzeugung als aus Mangel an Alternativen wirtschaften viele Landwirte in Ländern des globalen Südens biologisch. Initiativen wie „Organic Afrika“ zeigen jedoch, dass ökologische Praktiken für Kleinbauern eine Option sein können, um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu behaupten.

 

Kunst als Dünger

Dass die Kunst als Dünger für gesellschaftliche Diskussionen und Veränderungsprozesse wirken kann, davon war Joseph Beuys überzeugt. Als er 1982 in Kassel 7.000 Eichen pflanzte, setzte er auch eine öffentliche Debatte über seine ökologischen und sozialen Ideen in Gang. Nicht verwirklichen konnte er das Projekt „Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg“. Hier plante Beuys die mit giftigem Schlamm aus der Elbe bedeckten Spülfelder durch entsprechende Bepflanzung zu „entgiften“. Das Projekt wurde im Juli 1984 jedoch durch einen Beschluss des Hamburger Senats gestoppt.

In der Ausstellung zu sehen sind u.a. Werke von: Anca Benera und Arnold Estefán, Josepf Beuys, Sinje Dillenkofer, Thomas Feuerstein, Sheela Gowda, Marc Hautmann, Claire Pentecost, Léopold Rabus, Diana Scherer, Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, sowie von Ernst Barlach, Käthe Kollwitz und Heinrich Zille.

Die Eröffnung der Sonderausstellung findet am Donnerstag, den 26. Oktober 2023, ab 19 Uhr statt. Direktorin und Kuratorin Dr. Isabel Greschat führt in das Thema ein. Begleitend erzeugt Andrea Codrignani mit Gitarre und digitalen Klängen assoziative Räume, die mit Dünger und Landwirtschaft zu tun haben. Die Ausstellung ist bis zum 7. April 2024 im Museum Brot und Kunst – Forum Welternährung zu sehen.

Weitere Informationen und Öffnungszeiten der Ausstellung finden sich hier.

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