Das Berufsschuljahr neigte sich mit den letzten ÜLU-Kursen langsam seinem Ende entgegen, die Meisterschüler der Klasse M58 absolvierten ihre letzten Prüfungen – und dennoch setzte das Ausbilderteam um Schulleiter André Bernatzky bei frühsommerlicher Hitze noch einen drauf: Für den 25. und 26. Juni hatte es Interessenten zur bereits achten Auflage des beliebten Bäcker Bar Camps in die sächsische Landeshauptstadt eingeladen – und insgesamt rund 80 Vortragende und Akteure sowie Zuhörer und Zuschauer ließen sich diese Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zum Netzwerken nicht entgehen.
Zu den Teilnehmer gehörten zahlreiche Jungmeister und Bäckergesellen aus den unmittelbar zurückliegende Ausbildungsjahren, aber auch so mancher „erfahrener Hase“ als Wiederholungstäter, der sich für ein spezielles Thema interessiertem, und Fans des Bäckerhandwerks. „Es war toll und hat wieder richtig Spaß gemacht, nach zwei Jahren „Bäcker Bar Camp“ unter Corona-Bedingungen wieder miteinander ins Gespräch zu kommen – ganz ohne Hygienekonzept, Gesichtsmaske und Mindestabstand“, freute sich Schulleiter Bernatzky. „Wir haben schon gespürt, dass bei allen Beteiligten ein enormer Nachholbedarf in Sachen Kommunikation, Erfahrungsaustausch, miteinander fachsimpeln und auch Geselligkeit entstanden ist, den wir sowohl mit den Fachvorträgen als auch mit dem bunten Rahmenprogramm zumindest ein wenig decken konnten – unter dem Strich war das wohl eines der qualitativ besten und auch schönsten ‚Bar Camps‘ bisher.“
Flotte Show mit den neuesten Backwarentrends
Dafür sorgten natürlich vor allem auch die pralle Ladung an Fachwissen und neuen Trends, die bei den Vorträgen und praktischen Vorführungen in den Backstuben vermittelt wurden: Nach vierjähriger Unterbrechung präsentierten die Wildbakers Johannes Hirth und Jörg Schmid mit einer flotten Show die neuesten Backwarentrends – und wie sie effektiv gegenüber dem Handwerkskunden vermarktet werden können, um sich gezielt von anderen Anbietern am Markt abzuheben. Matthias Quendt von Legu Sachsen – Quendt Food Innovation stellte ein neues Konzept für Bäckersnacks unter Verarbeitung einheimischer Leguminosen vor, um so verstärkt einheimische Wertschöpfungsketten aufzubauen und dem Kunden neue Snacks anbieten zu können.
Dem „Backen in der Zukunft“ widmeten sich Dirk Frische und Karsten Brinkmann von „Hellmichs Backwelt“, während Bäckermeister Marlon Gnauck aus Ottendorf-Okrilla den Teilnehmern in einem Crashkurs das „Backen mit Madre“ näherbrachte. Nicht minder interessant waren die Ausführungen von Bio-Bäcker Erik Spiegelhauer aus Pirna, der behauptete, dass die meisten Bäcker den Bio-Trend wohl verschlafen würden. Schließlich erläuterten Vertreter von Agriflex Italy die Vorteile des „Backen mit dem Hefefermenter“. Fleischsommelier Robert Dittrich von der MEGA Chemnitz schnitt fachgerecht „Cuts vom Dry Aged Beef“ von einem halben Rind und erläuterte die verschiedenen Schnittführungen, wonach die saftigen Steaks am Abend in geselliger Runde – natürlich – auf dem Grill landeten. Barista-Weltmeister Tom Schießl von Meisterkaffee präsentierte „Latte-Art – leicht gemacht“, und für das Verkaufspersonal boten die Verkaufstrainer Gesa Lüken und Martin Bimpage interessante Ansätze, wie man „Empathie für den Kunden“ entwickeln und selbst im Alltagsstress stets „smart“ bleiben kann. Zum Abschluss und Höhepunkt ließen die Mitglieder der Pizza Nationalmannschaft Deutschland Umberto Napolitano und Isabell Weiß den Teig für „Die beste Pizza der Welt“ durch die Luft wirbeln, der dann gemeinsam belegt und als schmackhaften Mittagessen den Teilnehmern für ihre Heimreise stärkte.
Doch dieser Abschied von der ADB Sachsen ist nur zeitlich begrenzt, denn bereits jetzt bereitet das Ausbilderteam die 9. Auflage des „Bäcker Bar Camps“ für das kommende Jahr vor, der vermutlich wieder im späten Frühjahr bzw. Frühsommer über die Bühne gehen soll. Und vielleicht geht dann ja auch der Wunsch von Schulleiter André Bernatzky in Erfüllung, nach mehreren vergeblichen Anläufen dann auch Karl de Smedt aus Belgien mit seiner Sauerteig-Bibliothek in Dresden begrüßen zu können.