on on on
Die Teilnehmer lauschten interessiert.
© VGMS
Verbände

Nachhaltigkeit: Was ist zu tun?

Viel ist zu tun – packen wir es an! Unter diesem Motto fand in Weihenstephan jetzt die 22. VGMS-Getreidetagung statt, die zahlreiche aktuell wichtige Aspekte rund um Brotgetreide genau beleuchtete.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die pflanzliche Produktion beschäftigen die gesamte Wertschöpfungskette: von der Züchtung über die Landwirtschaft, die Verarbeitung in Lebensmittelhandwerk und -industrie bis zum Handel und den Haushalten. Für die Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft wie für die gesamte Lebensmittelwirtschaft ist die Verknüpfung von Versorgungssicherheit und verantwortungsvoller Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe das zentrale Thema. Nach einem ganzen Tag mit spannenden Diskussionen und vielen neuen Impulsen waren sich die Teilnehmer der VGMS-Getreidetagung einig: Der Klimawandel hat ohne Zweifel Auswirkungen auf die Getreidewertschöpfungskette, sie verlangen nach koordiniertem und zielgerichtetem Handeln. Dabei müssen alle Handlungsoptionen geprüft und intelligent verknüpft werden – eine „One Fits All-Lösung“ könne es nicht geben. Die Getreidetagung wird vom VGMS gemeinsam mit dem Bayerischen Müllerbund und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft LfL in Zusammenarbeit mit der TU-München veranstaltet.

 

Müllereikultur grundsätzlich nachhaltig

Stefan Blum, Vorsitzender des Verbands Bayerischer Handelsmühle, begrüßte die rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der VGMS-Getreidetagung auf dem Weihenstephaner Berg. Mit Blick auf den Titel der Tagung – „Stichwort Nachhaltigkeit: was ist zu tun?“ – stellte er eingangs fest, dass das Bestehen vieler Familienunternehmen in der Müllerei über oft mehr als hundert Jahre bereits Ausweis von nachhaltigem Wirtschaften sei. Das Thema könne also mit Selbstbewusstsein angegangen werden: „Aber was ist konkret zu tun? Was ist wirklich nachhaltig? Was sind die formalen Auflagen der wachsenden Zahl an Gesetzen, Verordnung und sonstigen Regulierungen?“

 

Spannende Sortenversuche sollen Aufschluss geben

Antworten auf die vielen Fragen suchten und formulierten die Vertreterin aus Züchtung, Müllerei, Landwirtschaft, Handel, Bäckerei, Politik und Wissenschaft in Weihenstephan. Dabei wurde klar, dass es für die Verknüpfung von Versorgungssicherheit und verantwortungsvoller Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe nicht die eine Lösung geben kann, die für alle passt. Vielmehr sind viele Beiträge zu leisten und Handlungsoptionen zu kombinieren, um die Wertschöpfungsketten nachhaltiger zu machen. Dr. Lorenz Hartl von der LfL Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising stellte in seinem Vortrag aktuelle Sortenversuche für Weizen, Roggen und Dinkel vor und leitet daraus Sortenempfehlungen für den Anbau ab. Hochaktuelles Thema in der Züchtung ist die Frage nach der Backqualität des Weizens, die vor allem anhand des Rohproteingehalts definiert wird. Viele Sorten weisen trotz geringem Rohprotein eine gute Backqualität auf. Sorten mit hohem Ertrag und gleichzeitig guter Backqualität nutzen Produktionsmittel effizient. Ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit. Einen Blick auf die Entwicklungen auf den Getreidemärkten warf Alfred Reindl vom Agrarhändler Josef Marschall GmbH in Schwaig. In diesem Jahr, betonte der Getreidehändler, stehen global Rekordernten für Mais und Weizen ins Haus – wenn denn das Wetter nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht! Aber selbst die nie da gewesenen, absoluten Rekordernten werden, so die Prognosen, den weltweiten Bedarf nur gerade so decken. So wird derzeit jede Wettermeldung für die wichtigsten Getreideländer vom Markt nervös aufgenommen.

 

Brotgetreide schnell bewerten können

Ein neues Mikro-Analyseverfahren zur Teig- und Backanalytik, das sogenannte Rheokneten, stellte Leonhard Vidal von der TU-München vor. Das Verfahren soll eine schnelle Erfassung von Mehl und Teig charakterisierenden Kennzahlen für die Qualitätsbewertung von Brotgetreide ermöglichen. Die hohe Korrelation der Ergebnisse des neuen Verfahrens zu denen realer Backversuche zeigt, dass ein Scale-Down sowohl des Fermentationsschritts als auch des Backens selbst auf den Maßstab der Rheometer-Messgeometrie möglich ist. Bisher werden für die Mehlcharakterisierung in der Praxis mehrere Analysengeräte sowie viel Zeit und Personal benötigt. Die Analyse von Mehl und Teigeigenschaften über das Rheokneten soll zu einer deutlichen Reduktion der Analysekosten beitragen und deutlich schnellere Ergebnisse bringen. Dies ist insbesondere auch für die Züchtung interessant, die mit wesentlich kleineren Mehlproben die Qualitäten neuer Sorten bestimmen kann. Auch dies ein Schritt um eine nachhaltigere Produktion zu ermöglichen. Michael Berger vom WWF Deutschland zeigte Perspektiven für die Zukunft des Ackerbaus auf. In seinem Fazit sagte er: „Klimatisch, ökologisch und politisch verschärft sich die Lage für die Landwirtschaft. Eine reine Ertragsbetrachtung für die Leistungsfähigkeit des Sektors ist nicht mehr ausreichend. Vielmehr werden in Zukunft Ökosystemleistungen nachgefragt werden. Dazu ist es notwendig, die Anbausysteme weiter zu diversifizieren. Für diese Transformation ist es notwendig, politische und wirtschaftliche Anreizsysteme zu etablieren“. Bärbel Hintermeier, Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS, berichtete über neue Kriterien für die Auslobung von Nachhaltigkeitsleistungen und die anstehende europäische Regulierung umwelt- bezogener Aussagen. Zaur Jumshudzade, Berater für Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei BAT Agrar, berichtete über Möglichkeiten zur Berechnung und zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks in der pflanzlichen Erzeugung.

 

GetreidemühlenMühle

Marktplatz Digital

Das könnte Sie auch interessieren