„Wir bedauern sehr, dass sich die NGG nach ersten Dialogen unvermittelt und überraschend aus den Gesprächen zurückgezogen hat“, resümiert Heinz Hoffmann, Landesinnungsmeister des bayerischen Bäckerhandwerks die Zusammenkunft. „Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) forderte eine Lohnerhöhung von 6%, in der Spitze bis zu 13,7%. Das stellt für die Betriebe eine Kostensteigerung dar, die sie einfach nicht leisten können“, erklärte Hoffmann. „Unsere überwiegend klein- und mittelständisch geprägten Mitgliedsbetriebe sind sehr personalintensiv. Lohnkostensteigerungen können in dieser Größenordnung nicht an die Verbraucher weitergegeben werden.“
Entwertung der Ausbildung vermeiden
Zusätzlich verlangte die Gewerkschaft eine Gleichstellung fachfremder Mitarbeiter bereits nach wenigen Jahren Branchenerfahrung. Der Tarifvertrag unterscheidet bislang zwischen Verkaufsmitarbeitern mit einer Ausbildung als Bäckereifachverkäufer, einer branchenähnlichen Ausbildung und solchen ohne eine vergleichbare Ausbildung. „Das käme der Entwertung einer Ausbildung in unserer Branche gleich“, erklärt Christopher Kruse, Geschäftsführer des Landes-Innungsverbands für das bayerische Bäckerhandwerk (LIV) die Ablehnung dieser Forderung. „Das Bäckerhandwerk steht für eine qualifizierte Ausbildung in unserer Branche – und das muss sich auch in der Bezahlung widerspiegeln.“ Der dritte strittige Punkt ist die Forderung nach der unbefristeten Übernahme von Auszubildenden nach der erfolgreichen Abschlussprüfung im erlernten Beruf. Auch diesen Anspruch sieht der LIV mehr als kritisch. „Die Lehrzeit ist eine Phase, in der sich junge Menschen beweisen, Kompetenzen erwerben, sich ins Arbeitsleben einfinden“, erklärt Hoffmann. „Zu Beginn dieser Zeit ist es unmöglich zu entscheiden, ob der Auszubildende auch langfristig in den Betrieb passt.“ Hier wolle man die Betriebe mit der Einstellung eines Azubis zu einer Entscheidung zwingen, die in vielen Fällen zur Folge haben würde, dass sie gar nicht oder weniger ausbilden werden. Hoffmann verweist auch auf die hohe soziale Bereitschaft vieler Mitgliedsbetriebe, jungen Menschen eine Chance geben, für die eine Ausbildung durch ihren bisherigen Lebensweg unerreichbar scheint. „Diese Betriebe werden dies dann gewiss nicht mehr tun“, prognostiziert der Landesinnungsmeister. Grundsätzlich würden Fachkräfte im Bäckerhandwerk außerdem gesucht. Es sei kaum ein Problem, einen Arbeitsplatz nach der Ausbildung zu finden, auch wenn der Azubi nicht übernommen wird. Der Landesinnungsverband war mit einem ersten Angebot in Höhe von insgesamt 3,63 % bezogen auf 24 Monate in die Verhandlungen gegangen. „Ein Tarifvertrag, der die existenzielle Struktur der Betriebe gefährdet nutzt niemandem“, zieht Christopher Kruse Bilanz. „Wir hätten uns gewünscht, in den gemeinsamen Verhandlungen eine Einigung zu erzielen, die für alle eine reale, positive Entwicklung darstellt.“
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