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Eckhard Schwarzer, Präsident des Mittelstandsverbunds, sieht Nachholbedarf bei der digitalen Transformation. (Foto: Der Mittelstandsverbund)
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„Die Stunde der Kooperation“

Beim Mittelstandsgipfel PEAK 2022 trafen sich in Berlin unter dem Motto „New (Team-)Work – die Stunde der Kooperation“ rund 200 Top-Entscheider der Politik- und Kooperationsszene, um über Trends und Herausforderungen der neuen Arbeitswelt zu diskutieren.

Politische Gäste waren in diesem Jahr Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Staatssekretär Hartmut Höppner, Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

„Arbeit wird sich verändern, aber sie wird nicht ausgehen“

Gebers sieht in der Digitalisierung und in der Demografie die beherrschenden Themen der Arbeitswelt: „Arbeit wird sich verändern, aber sie wird nicht ausgehen“, so die Staatssekretärin. „Wir werden in den nächsten Jahren einen sehr starken demografischen Wandel haben. Das ist eine große Herausforderung – die Arbeitskräfte werden weniger. Wir haben gleichzeitig die Herausforderung des Klimawandels, den Umbau unserer Wirtschaft unter dem Stichwort Dekarbonisierung. Und in diesen Zeiten ist dies auch eine Frage von Krieg und Frieden. Auch das ist eine große Herausforderung. Und nicht zuletzt müssen wir auch mit der Digitalisierung umgehen. Das heißt: Wir brauchen Fachkräfte, um diesen Strukturwandel hinzubekommen“, so die Staatssekretärin weiter. Man dürfe keine jungen Menschen zurücklassen. Deutschland müsse eine Weiterbildungsrepublik werden. „Dafür wollen wir eine Ausbildungsgarantie schaffen. Es werden ganz neue Berufe entstehen, andere Berufe fallen dabei weg. Deshalb muss in die Qualifizierung investiert werden. Die Unternehmen können ihre Beschäftigten mit der Unterstützung der Agentur für Arbeit qualifizieren. Das machen wir ganz konkret für den Mittelstand. Wir wollen eine Bildungszeit schaffen, die Menschen ermöglicht, individuell einen neuen Beruf zu erlernen oder auch in Teilzeit eine Bildungszeit zu nehmen, um sich an die Herausforderungen der Zukunft anpassen zu können. Wir werden auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nochmal mehr in den Blick nehmen müssen.“

Wo wir derzeit bei der digitalen Infrastruktur stehen, berichtete Staatssekretär Hartmut Höppner aus dem Ministerium für Digitales und Verkehr. „Wir haben die Gigabit-Strategie vorgestellt, mit der die digitale Infrastruktur bis 2030 vollständig modernisiert werden soll. Bis 2030 ist geplant, jedes Haus in Deutschland an ein Glasfasernetz anzuschließen und den neuesten Mobilfunkstandard möglichst flächendeckend auszurollen“, sagte Höppner. Der Mittelstand sei auf allen Ebenen ein sehr relevanter Faktor. Gerade im ländlichen Raum sei die Anbindung von enormer Bedeutung, schließlich hingen davon Geschäftsfelder und Arbeitsplätze ab. Und: „In einer Zeit, in der die Halbwertzeit des Wissens kürzer wird, muss das Tempo des Lernens steigen“, appellierte er.

Plattformprinzip: eine Chance für den Mittelstand

Die Pandemie habe schonungslos den Nachholbedarf bei der digitalen Transformation aufgedeckt – gleichzeitig aber auch notwendige Veränderungen beschleunigt, betonte der Präsident des Mittelstandsverbunds, Eckhard Schwarzer, der auf der vorangegangenen Mitgliederversammlung erneut zum Präsidenten gewählt wurde. „Es wird digitalisiert, was digitalisierbar ist. Es wird automatisiert, was automatisierbar ist. Es wird vernetzt, was vernetzbar ist.“ Diese Realität zu akzeptieren, setze die erforderliche Energie frei, die nötigen Anpassungen vorzunehmen. Gerade mittelständische Unternehmer müssten jetzt aktiv werden, um ihre Ressourcen strategisch für die Herausforderungen der Digitalisierung einzusetzen. Das Plattformprinzip könnte eine Chance für den Mittelstand sein, erklärte er. Denn in 2021 habe die Zahl der Digital Natives erstmals die Mehrheit eingenommen. Der Anteil klassischer Kunden sinke dabei stetig. Plattformen würden hierbei die Möglichkeit bieten, neue Zielgruppen zu erreichen, so der Präsident des Mittelstandsverbunds.

Resilienz entwickeln

„Deutschland hat die besten Fachkräfte in Europa und in der Welt, es sind nur nicht genug da“: Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Prof. Marcel Fratzscher ordnete die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen für den Mittelstand ein: „Der wirtschaftliche Aufschwung ist in Sicht, wenn nichts mehr schief geht. Aber wir müssen auch sehen, dass wir nach der Pandemie noch immer nicht die volle Erholung gesehen haben. Heißt: Möglichkeiten für weltweiten Handel nutzen, auch die einheimische Nachfrage wird steigen und die Beschäftigung wird zunehmen. Das bedeutet auch mehr Wettbewerb um Beschäftigte und in den Lieferketten.“ Der Mittelstand stehe vor schwierigen Herausforderungen. Zum einen die Lieferketten neu zu gestalten und zum anderen resilienter zu werden. Hier müsse sich der Mittelstand umstellen im Bereich der Digitalisierung, aber natürlich auch bei der ökologischen Transformation. Dies erfordere neue Prozesse und ein Umdenken, so Fratzscher. „Und Deutschland wird auch in Zukunft auf Zuwanderung angewiesen sein – die gilt es klug zu gestalten. Der Wandel ist eine Herausforderung, aber eben auch Chance“, erklärte der DIW-Präsident.

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