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Der "harte Kern" der BÄKO Thüringen – zur 25. Generalversammlung hatte sich ein Dutzend Mitglieder eingefunden. (Foto: Salden)
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BÄKO aktuell

Überschattete Generalversammlung

Die diesjährige 25. Generalversammlung der BÄKO Thüringen offenbarte am 19. Juli im Ramada Park Inn Hotel Weimar-Legefeld einmal mehr, wie eng Freud und Leid doch beieinander liegen.

AR-Vorsitzender Lutz Koscielsky freute sich eingangs wie auch GF Thomas Thiemann darüber, dass dieses Jubiläum nicht nur via Internet am heimischen Rechner, sondern in einer Präsenzveranstaltung mit der Möglichkeit zum unmittelbaren Erfahrungsaustausch der erschienenen ein Dutzend Genossenschaftsmitglieder begangen werden konnte. Doch schnell machte sich Betroffenheit breit, als er daran erinnerte, dass das AR-Mitglied Bäckermeister Thomas Reinke aus Friedrichroda plötzlich und unerwartet im Alter von nur 56 Jahren verstorben ist. „Das ist für uns alle, für unsere Genossenschaft, den Aufsichtsrat und das Thüringer Bäckerhandwerk ein herber Verlust, denn wir alle schätzten seine aufgeschlossene und kollegiale Art, mit der er sich auch im Ehrenamt für unseren Berufsstand eingesetzt hat“, blickte Koscielsky zurück und wünschte der Familie in dieser schweren Zeit viel Kraft. Mitglieder von Vorstand und AR werden Ende Juli an der Trauerfeier in Tambach-Dietharz teilnehmen. Die Anwesenden erhoben sich im ehrenden Gedenken zu einer Schweigeminute von ihren Plätzen und gedachten zugleich aller im vergangenen Geschäftsjahr verstorbenen Berufskollegen.
Auch in der BÄKO Thüringen hat die Corona-Pandemie die geschäftliche Entwicklung im Jahre 2020 negativ beeinflusst, konstatierte GF Thiemann in seinem Bericht. „Jedoch haben sich die Einschränkungen weniger ausgewirkt als es zu erwarten war: Der Jahresumsatz ist infolge rückläufiger Absatzmengen lediglich um 1,2% gesunken, während die BÄKO-Gruppe im Durchschnitt einen Umsatzrückgang von 8,3% verzeichnen musste.“ Der geringere Rückgang sei vor allem darauf zurückzuführen, dass das Liefergebiet ländlicher strukturiert sei und das hiesige Bäckerhandwerk seinen Kunden insgesamt weniger Gastronomieangebote unterbreitet als beispielsweise in Ballungsräumen. Um die Betriebssicherheit für das Unternehmen selbst und die Versorgungssicherheit für die backenden Betriebe zu gewährleisten, ist die Genossenschaft bei allen Maßnahmen überobligatorisch und deutlich vor der gesetzlichen Pflicht tätig geworden – die Mitarbeiter hatten Atemschutzmasken, Home-Office und Testmöglichkeiten lange vor der gesetzlichen Pflicht und vor deren Üblichkeit. Dazu wurde in der BÄKO ein Plan zur Vereinzelung der Angestellten, zur Senkung des Infektionsrisikos und die Möglichkeit für die Büromitarbeiter im Home-Office zu arbeiten umgesetzt. Ziel all dieser Maßnahmen war und ist es, Beschäftigten und Kunden bei geringstmöglichen Kosten optimal zu schützen. Derzeit werden die Mitarbeiter aktiv zur Wahrnehmung der Impfung motiviert. Ziel sei es, durch immunisierte Beschäftigte die Krankheits- und Kostensituation zu verbessern und den backenden Betrieben auch weiterhin Sicherheit bei der BÄKO-Anlieferung zu geben.
Erhöhter Rohertrag
Trotz leicht rückläufiger Umsätze hat sich 2020 der Rohertrag um 7,4% erhöht, was Veränderungen in der Sortimentsstruktur und Optimierungen zu verdanken ist. Seit Inbetriebnahme der neu errichteten Photovoltaikanlage im Juli 2020 hat sich der Strombezug der BÄKO stark reduziert. Mit der Nutzung eines Last-Management sollen nunmehr auch die verbliebenen Verbrauchsspitzen gekappt werden, womit sich die Verbrauchskosten weiter reduzieren werden. Erfreulich entwickelt haben sich auch die ordentlichen Betriebsaufwendungen wie beispielsweise der Personalaufwand durch günstige Veränderungen in der Gehaltsstruktur. Inzwischen jedoch seien größere Anstrengungen erforderlich, um das Personal, das von anderen Unternehmen regelrecht abgeworben wird und wofür sogar „Ablösesummen“ gezahlt werden, in der Genossenschaft zu halten. „Die Personalsituation wird sich weiter zuspitzen, denn mehrere auch leitende Mitarbeiter, die das Gesicht der BÄKO gegenüber den Kunden prägen, werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen, wie eine Personalanalyse ergeben hat“, blickte Thomas Thiemann voraus. „Wir sind bemüht, für beide Seiten vernünftige Lösungen zu finden, um die Mitarbeiter über eine geringfügige Beschäftigung doch noch länger zu behalten oder beispielsweise den Kraftfahrern mit einer neuen Gestaltung der Lieferfahrzeuge eine besondere Wohlfühlatmosphäre zu vermitteln.“
Trotz aller Pandemie-Einflüsse konnte für 2020 die Geschäftsentwicklung im Vergleich zur Planung als gut beurteilt werden. Auch im Hinblick der zur Unternehmenssteuerung verwendeten Leistungsindikatoren waren Vorstand und AR mit der Entwicklung „sehr zufrieden“. Dennoch werde sich die Corona-Pandemie auch 2021voraussichtlich negativ auf die Umsätze der Kunden insbesondere im Snack-Bereich auswirken. Für das erste Halbjahr 2021 konstatierte er für die Genossenschaft einen Umsatzrückgang von 4,9%. Die Umsatzrückgänge der Backbetriebe verschlechtern deren Liquidität und beeinflussen über die deshalb zu erwartenden Veränderungen im Zahlungsverhalten letztlich auch die Genossenschaft. Die Pandemie fordert insbesondere Betriebe mit ohnehin bestehenden betriebswirtschaftlichen Problemen noch stärker, sodass es zu einer höheren Zahl von Insolvenzen kommen könnte, deren Auswirkungen auf ihr Vermögens-, Finanz- und Ertragslage die BÄKO mit entsprechenden Gegenmaßnahmen zu verringern versucht. „Doch selbst bei erheblichen betriebswirtschaftlichen Auswirkungen sehen wir unsere Bestandskraft im Hinblick auf unsere Liquiditätsreserven nicht gefährdet“, versprühte Thiemann abschließend Optimismus.
Nach dem Bericht über das Ergebnis der gesetzlichen Prüfung, den Wirtschaftsprüfer Thomas Derrberg von der DGRV-Prüfungsabteilung vorgetragen hatte, wurden Vorstand und AR für das Geschäftsjahr 2020 einstimmig entlastet.
Auch die Feststellung des Jahresabschlusses und die Beschlussfassung über die Gewinnverwendung erfolgten einstimmig. Neben der 8%-igen Dividende auf die Genossenschaftsanteile erhalten die Genossenschaftsmitglieder auf ihre getätigten Umsätze im Krisenjahr 2020 eine auf 3,65% erhöhte Rückvergütung in Höhe von insgesamt 582 Tsd. Euro.
 Bei den turnusgemäßen Wahlen zum Aufsichtsrat kandidierte BM Lars Thieme (Erfurt) auf eigenen Wunsch nicht erneut, denn derzeit ist er als Bauleiter mit dem Neubau seiner Bäckerei bei laufender Produktion völlig ausgelastet. Die Versammlung dankte ihm für sein bisheriges ehrenamtliches Wirken in der Genossenschaft. BM Jürgen Lampe (Roßleben) wurde erneut in dieses Gremium gewählt wie auch erstmals BM Lars Salomon (Gotha).
Kennzahlen
Umsatz: 25,1 Mio. Euro (–1,2%)
Bilanzgewinn: 201,0 Tsd. Euro
Dividende: 8% (75,4 Tsd. Euro)
Eigenkapitalquote: 78,9%
Mitglieder: 106 (–8)

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