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Bei der Podiumsdiskussion der Saxonia ging es um die Gewinnung von Nachwuchskräften für das Bäckerhandwerk. (Foto: Peter Salden)
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Aus- & Weiterbildung

Mehr Begeisterung für den Beruf

Im Rahmen der 31. Jahresmitgliederversammlung des Landesinnungsverbands Saxonia des Bäckerhandwerks Sachsen wurde in einer Podiumsdiskussion „Bäckerhandwerk 2030 – Was müssen wir tun und was sollten wir lassen?“ über die Nachwuchsgewinnung für die Branche debattiert.

Es sei sehr schwer, überhaupt noch Lehrlinge zu bekommen – und dann auch noch gute! Haben wir vor wenigen Jahren noch Realschüler mit schlechteren Noten abgelehnt, sind wir heute sogar froh, wenn wir „nur“ noch Hauptschüler bekommen, hieß es in der Aussprache. Als einige Ursachen wurden u.a. die hohe Zahl von Abiturienten, die teilweise noch immer verbesserungswürdige Bezahlung und das schlechte Image des Bäckerberufs mit seiner Nachtarbeit herausgearbeitet.
Vorteile herausstellen
„Wir wissen um den (schlechten) Stand der Dinge und sollten nicht klagen, sondern müssen gemeinsam nach Lösungen suchen, um den jetzigen Zustand zu verändern“, unterstrich Bäckermeister René Krause in der Diskussion, die vom Saxonia-Vorstandsmitglied Stephan Richter moderiert wurde. Wichtig sei es, vermeintliche Nachteile positiv zu betrachten und ins Gegenteil zu kehren, denn die Nachtarbeit hat z.B. eben den Vorteil, früher Feierabend als andere zu haben und eben schon nach dem Mittag ins Freibad zu gehen oder seinen Hobbys zu frönen. „Auf diese Weise können wir den jungen Leuten Begeisterung für den Bäckerberuf vermitteln, der absolut toll bzw. geil ist, Spaß macht und in dem jeder auf das täglich Geschaffene stolz sein kann.“
Doch dieser Imagewandel kann Schritt für Schritt nur in jedem einzelnen Handwerksbetrieb vorangebracht werden – über eine fachlich solide Ausbildung und ein gutes Miteinander von Lehrling und Bäckermeister. Doch wenn gute Fachleute herangebildet werden sollen, macht das in der Ausbildung richtig viel Arbeit und kostet viel Zeit, was im Alltagsgeschäft in der Backstube und an der Ladentheke schwer ist. Deshalb seien die sächsischen Bäcker froh, dass den jungen Leuten in den ÜLU-Kursen an der Akademie des Bäckerhandwerks so manche praktische Tätigkeit vorgeführt und geübt wird, die nicht mehr in allen Betrieben erbracht werden.
Wichtig: Soziale Medien
Schulleiter André Bernatzky nutzte die Möglichkeit, den Bäckermeistern die neuen Mitstreiter im Ausbilderteam der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Sachsen vorzustellen. Mehr noch: Der Lehrling sollte möglichst „geil“ auf den Job sein und vom Ausbildungsmeister wie ein Rohdiamant behandelt werden, denn selbst der Bäcker kann von den jungen Leuten etwas lernen – beispielsweise die Nutzung und den Umgang mit Sozialen Medien. So wurde in der Bäckerei Wippler unlängst ein Social-Media-Team gebildet, dem auch zwei Lehrlinge angehören und das sich mit dem medialen Auftritt des Handwerksbetriebs bei Facebook, Instagram & Co. beschäftigt. Und schließlich bleibt ein Bäckermeister auch dank seiner Lehrlinge jung und weiß im ganz alltäglichen Miteinander arbeiten, was die junge Generation denkt und wie sie „tickt“.
Weitere Lösungsansätze, die diskutiert wurden, waren unter anderem eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter, was eine dynamische Preisgestaltung für die Backwaren voraussetzt, und auch eine angemessene Vergütung schon während der Lehre. Das Bäckerhandwerk ist das einzige, das eine Allgemeinverbindlichkeit der Lehrlingsvergütung beschlossen hat, erinnerte Benjamin Bachmann, Ausbildungsberater der Handwerkskammer Dresden. „Dieses Alleinstellungsmerkmal sollten sich die Bäcker unbedingt erhalten.“ Diese und weitere Lösungsansätze zur Gewinnung eines leistungsstarken Berufsnachwuchses will der LIV Saxonia nach der Corona-Pandemie in Regionalkonferenzen mit den Ausbildungsmeistern diskutieren, um so die Zukunft des Gewerks zu sichern.

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