on on on
©
BÄKO-magatin Titelgrafik Ausgabe 12-24
Marktforschung

Insolvenzen nehmen zu

8.570 Unternehmen haben im 1. Halbjahr 2023 in Deutschland Insolvenz angemeldet, 20,5% mehr als im Vorjahreszeitraum. Eine „Insolvenzwelle“ ist dies dennoch nicht.

Die Unternehmen stehen weiterhin vor erheblichen Herausforderungen, darunter steigende Energiekosten, Lieferkettenprobleme und anhaltende Inflation. Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher aufgrund hoher Energiepreise und Inflation hat zu einer Verringerung ihres verfügbaren Einkommens geführt, was sich wiederum negativ auf die Unternehmen auswirkt. Die resultierenden Kaufkraftverluste belasten die Firmen zusätzlich. Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer des Informationsdienstleisters CRIF Deutschland, betont: „Die finanzielle Lage vieler Unternehmen wird negativ durch gestiegene Produktionskosten, höhere Personalausgaben und einen Anstieg der Zinsen beeinflusst.“

Trotz des Anstiegs könne aber nicht von einer „Insolvenzwelle“ gesprochen werden: Es handele sich vielmehr um eine Rückkehr zur Normalität im Insolvenzgeschehen, nachdem in den vergangenen Jahren umfangreiche Unterstützungsprogramme in Milliardenhöhe durchgeführt wurden. Die Prognose für das Gesamtjahr 2023 liegt derzeit bei 17.500 Firmeninsolvenzen. Der aktuelle Wert liegt auch im Vergleich zu den Vorjahren niedrig. Der Durchschnitt seit 1999 beträgt knapp 26.200 Firmeninsolvenzen pro Jahr, wobei im bisherigen Rekordjahr 2003 die Zahl bei 39.320 lag.

 

Höchste Insolvenzdichte in Bremen

Die höchste Insolvenzdichte im ersten Halbjahr 2023 wurde in Bremen mit 66 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen verzeichnet, während der Bundesdurchschnitt bei 28 Firmeninsolvenzen pro 10.000 Unternehmen lag. Ebenfalls über dem Durchschnitt lagen Berlin (49 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen), Hamburg (40), Nordrhein-Westfalen und das Saarland (je 35). Die niedrigsten Anzahlen von Firmenpleiten wurden in den ersten sechs Monaten in Thüringen (20), Bayern (21) und Baden-Württemberg (22) verzeichnet. Absolut gesehen meldeten Nordrhein-Westfalen (2.160), Bayern (1.201) und Baden-Württemberg (905) die meisten Firmeninsolvenzen.

Die Geschäftsaufgaben verzeichneten im ersten Halbjahr 2023 einen Anstieg um 13%. Insgesamt gab es in den ersten sechs Monaten knapp 248.000 Unternehmensschließungen, was einem Anstieg von 28.803 mehr im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

 

Zahlungsverhalten der Unternehmen verschlechtert sich

Ein erster Indikator für die weiterhin angespannte Situation bei den Unternehmen ist die Analyse des Zahlungsverhaltens von Firmen. Das Zahlungsverhalten deutscher Firmen hat sich im August 2023 verschlechtert, wie eine Auswertung von knapp 540.000 Unternehmen zeigt. Überfällige Rechnungen wurden im Durchschnitt mit einer Verzögerung von 17,9 Tagen bezahlt, während dieser Wert im August 2022 bei 16,2 Tagen lag. Das schlechte Zahlungsverhalten von Unternehmen belastet oft mittelständische und kleingewerbliche Betriebe. Dies liegt daran, dass ein Mangel an Liquidität, der beispielsweise durch verspätete oder unbezahlte Rechnungen entsteht, als eine der häufigsten Ursachen für Insolvenzen gilt. Zusätzlich bedeuten nicht oder zu spät bezahlte Rechnungen durch Kunden oder Auftraggeber einen erhöhten Verwaltungsaufwand und zusätzliche Kosten für die betroffenen Unternehmen. Im schlimmsten Fall kann sich ein Teufelskreis entwickeln, da Unternehmen durch verspätete Zahlungen ihrer Kunden länger als geplant auf ihre eigenen Investitionen verzichten müssen oder sogar Bestellungen nicht bedienen können. Dies kann bei kleinen Unternehmen schnell zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen.

EinzelhandelEnergieWirtschaft

Marktplatz Digital

Das könnte Sie auch interessieren