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Roland Ermer ist überzeugt, dass das Bäckerhandwerk die Krise überstehen wird. (Foto: richardkhuptong/pixabay 2017)
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Innungen

„Gegessen wird immer“

Im Interview spricht Sachsens Landesobermeister Roland Ermer über den Umgang seiner Bäckerei mit der Corona-Krise und die Bedeutung des Bäckerhandwerks in Krisenzeiten.

Roland Ermer ist Landesobermeister des Landesinnungsverbands Saxonia und außerdem Handwerkspräsident in Sachsen. Der Bäckermeister spricht im Interview über den Umgang seiner Bäckerei (Bäckerei Ermer) mit der Corona-Krise, die Bedeutung des Bäckerhandwerks in Krisenzeiten und das Krisenmanagement der Politik in Sachsen.
Wirkt sich die Krise auf das Geschäft aus?
Wir haben Glück. Bei uns stehen die Filialen im Vordergrund. Die Anzahl der Kunden ist etwa gleich geblieben. Unter der Woche kommen weniger Kunden, dafür läuft es am Wochenende richtig gut. Wir haben 20% Umsatzrückgang, weil logischerweise Familienfeiern, Gaststätten und Betriebe wegfallen. Andere Betriebe, die mehr im Gastronomiebereich aufgestellt sind, haben deutlich höhere Umsatzeinbußen.
Welche Maßnahmen haben Sie in der Bäckerei ergriffen?
In der Produktion haben wir schon seit zwei Wochen zwei Abteilungen. Die Hälfte der Mitarbeiter ist zu Hause, die andere Hälfte arbeitet die Woche durch. In der nächsten Woche wechseln die Schichten. Dann behalte ich im Notfall eine Schicht ohne Infektionen oder Quarantäne. Unsere Mitarbeiter sind diszipliniert, sie schränken auch zu Hause die Kontakte ein. Im Kreis Bautzen sieht die Situation zum Glück noch relativ gut aus.
Wie wichtig ist das Bäckerhandwerk in Krisenzeiten?
Gerade jetzt zeigt sich wie wichtig die Produktion von Lebensmitteln vor Ort mit kurzen Wegen ist. Wir haben keine Lieferengpässe von der Mühle nebenan oder von unserer BÄKO. Wir beziehen alle Hauptrohstoffe. Selbst wenn Kürbiskerne oder Mandarinen knapp werden, gefährdet das die Grundversorgung nicht. Die Kunden sagen uns ganz oft: toll, dass es euch gibt, dass ihr aufhabt. Das macht Mut und das macht Spaß.
Wie gefährdet ist das Bäckerhandwerk durch die Corona-Krise?
Ich hoffe unsere Betriebe haben genug Eigenkapital, um die Krise zu überstehen. Im Augenblick braucht niemand daran zu denken Geld zu verdienen. Wir können nur an die Kunden appellieren weiter einkaufen zu kommen. Solange die Theken im Betrieb sind und wir mit Brot und Brötchen unsern Umsatz in den Geschäften erzielen, wird das Bäckerhandwerk überleben. Davon bin ich überzeugt. Das Bäckerhandwerk partizipiert nicht an den großen Boomphasen, aber driftet in Krisenzeiten nicht so stark ins Negative wie andere Gewerbe. Gegessen wird immer.
Wie bewerten Sie die finanziellen Hilfen der Politik in Sachsen?
Finanzielle Hilfen gibt es in Sachsen eigentlich nur für kleine Betriebe bis zehn Mitarbeitern oder 1 Mio. Euro Umsatz. Für größere Betriebe sieht es schlecht aus. Man kann noch einen zinslosen Kredit beantragen. Da sind wir nicht zufrieden. Das haben wir der Politik signalisiert. Mal sehen ob sich noch etwas tut, als Handwerkspräsident setzte ich mich dafür ein.

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