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Die Handwerksbäcker haben vor allem wegen der Schließung der Bäckereicafés in der Corona-Krise viel Umsatz verloren. (Bild: ZV)
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Branche aktuell

Herbe Umsatzeinbußen dämpfen

Die Innungsbäcker haben in der Corona-Krise teils herbe Umsatzverluste hinnehmen müssen, die Erwartungen der Bäckereibetriebe zur Zukunft sind getrübt – so eine aktuelle Umfrage der Landesinnungsverbände und des Zentralverbandes des Bäckerhandwerks unter den Betrieben.

Nach den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage des Bäckerhandwerks haben die deutschen Innungsbäcker während der Corona-Krise durchschnittlich 13% Umsatzminus hinnehmen müssen. „Hochgerechnet fehlt den Handwerksbäckern damit mehr als eine Milliarde Euro Umsatz in den Kassen“, konstatiert Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Vor allem die Bäckerei-Cafés hätten während des Lockdowns mit herben Umsatzverlusten zu kämpfen gehabt und verzeichnen auch weiterhin weniger Frequenz und Umsatz. So ging der Umsatz mit Kaffee und Heißgetränken sowie Snacks bei mehr als 86% der befragten Betriebe zurück. Selbst beim Verkauf sogenannter loser Ware (Brot und Backwaren) gaben 54% der befragten Betriebe an, in den vergangenen Monaten weniger verkauft zu haben. Deutlich wird dies auch bei Betrachtung der Kundenfrequenzen: Bei 56% der Unternehmen ging sie während der Krise merklich zurück, lediglich 28% hatten mehr Kundschaft in den Filialen zu verzeichnen.
Ergebnisse liefern realistisches Bild
Bei der Betriebsbefragung der Landesinnungsverbände und des ZV haben rund 1.100 Bäckereien teilgenommen. „Mit dieser hohen Rücklaufquote von 11% haben wir einen guten Überblick über die aktuelle Situation unserer Betriebe bekommen: Die Ergebnisse liefern ein realistisches Bild, dass für die Interessenvertretung der Branche äußerst hilfreich ist", ist ZV-Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider überzeugt. Die Betriebsumfrage ist damit der größte Branchenüberblick, der seit der Corona-Krise durchgeführt wurde. „Vorausgesetzt, dass wir schnellstmöglich zum Normalbetrieb zurückkehren können, dürfte das Bäckerhandwerk – im Vergleich zu anderen Branchen – bislang insgesamt mit einem blauen Auge davongekommen sein", fasst Schneider die Ergebnisse zusammen.
Bündel an staatlichen Hilfen
Die Umfrage unter den Innungsbäckern hat dabei auch ergeben, dass rund 60% der Betriebe bislang keine staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen mussten. Für die anderen Betriebe waren vor allem die Soforthilfen des Bundes (31% der Betriebe) sowie das Kurzarbeitergeld und die Möglichkeit der Steuerstundung das passende Mittel der Wahl. Dank diesem Bündel an staatlichen Hilfen konnten betriebsbedingte Kündigungen bei 88% der Betriebe verhindert werden. Schnell auf die Krise reagiert haben die Bäcker auch mit betriebswirtschaftlichen Anpassungen: Rund die Hälfte hat auf den Lockdown mit einer Sortimentsanpassung reagiert und fast 30% mit einem Mehrschichtbetrieb in der Produktion. Weniger negative Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf den Bereich Ausbildung und Weiterbildung: Die Mehrzahl der Betriebe (88%) bildet weiterhin aus und hat das Engagement für die Nachwuchsgewinnung nicht reduziert. Auch auf die Weiterbildung der Mitarbeiter wird gesetzt, sie soll bei 89% der Betriebe mindestens auf gleichem Niveau bleiben oder sogar verstärkt werden (9%).
Schutzmaßnahmen zur Eindämmung
Zwar werden die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie vom Großteil der Betriebe als sinnvoll und ausreichend bezeichnet, stellen für die meisten Betriebe aber auch eine große Belastung dar. Als belastend für den Betriebsablauf werden von den Betrieben vor allem die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes für Kunden und Mitarbeiter sowie die Beschränkung der Kundenzahlen im Verkaufsraum bezeichnet. Auch der Umgang mit Maskenverweigerern wird von einem Drittel der Befragten als stark belastend angesehen.
Auf die Frage, wie lange die Beschränkungen anhalten werden, zeigt sich die Stimmung im Bäckerhandwerk eher pessimistisch: Die Mehrheit geht davon aus, dass erst ab Sommer/Herbst 2021 zum Normalbetrieb zurückgekehrt werden kann. 23% der Betriebe gehen davon aus, dass frühestens 2022 die Pandemie überwunden sein wird. Besorgt zeigt sich Daniel Schneider angesichts des gestiegenen Insolvenzrisikos. Mehr als doppelt so viele Betriebe wie noch vor einem Jahr bewerten ihr Risiko, zahlungsunfähig zu werden, als hoch. „Angesichts dieser Zahlen ist es für die Bäckereien wichtig, dass ein zweiter Lockdown oder weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens möglichst verhindert werden", so Schneider weiter. Die Politik müsse bei allen weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die wirtschaftlichen Folgen ihres Tuns im Hinterkopf haben. „Andernfalls drohen viele Betriebe in eine ernsthafte Schieflage zu geraten“, so Schneider.

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