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Wie gut wird Getreide wirklich vertragen? In diesem Bereich wird viel geforscht.
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BÄKO-magatin Titelgrafik Ausgabe 12-24
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Mehr Mut zum Weizen

Wo stehen Getreideprodukte ernährungswissenschaftlich betrachtet? Auf dem 17. Wissenschaftlichen Symposiums des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS wurde heiß diskutiert.

Das Thema Ernährung ist emotional aufgeladen, und gleichzeitig empfinden es Menschen zunehmend als anstrengend. Um Komplexität zu reduzieren, wünschen sie sich von Politik und Lebensmittelherstellern klare Orientierung zu den Themen Gesundheit und Nachhaltigkeit. Auf dem Symposium wurden verschiedene Aspekte beleuchtet.

Die DGE-Ernährungsempfehlungen bestätigen, dass Getreide auf den Speiseplan gehört. Getreide liefert wesentliche Ballast- und Mikronährstoffe, die wichtig für die Prävention ernährungsbedingter Krankheiten sind. Die wissenschaftliche Datenlage zeige klar, dass über 90% der Bevölkerung unbeschwert Getreide essen können. Mit Blick auf die oft kritisch diskutierten modernen Weizensorten sei festzustellen, dass ihr allergenes Potential sich nicht von dem alter Landsorten unterscheide. Diese Fakten gelte es gut aufbereitet zu kommunizieren.

 

Die Vorträge und Diskussionen im Einzelnen:

Annette Neubert und Rebecca Nowak von Nestlé eröffneten mit der Vorstellung der Ergebnisse der Nestlé Studie 2024 „So is(s)t Deutschland“. Sie zeigen, dass die Ansprüche vieler Menschen an ihre Ernährung und an sich selbst gestiegen sind. Zugleich ist die Zufriedenheit aber gesunken: „Die Menschen wollen Idealen wie der Gesundheitsoptimierung, der Mäßigung oder moralischen Anforderungen gerecht werden.“, so Neubert. Diese Ideale mit Alltagszwängen zu vereinbaren führe dabei zu einem hohen gefühlten Druck und letztendlich zu Frust. Den Weg aus dem Dilemma präsentiert Rebecca Nowak, die vier Lösungsstrategien der Verbraucher vorstellt: Neue Mäßigung, Pragmatismus, verdeckter Genuss im Nebenbei und ein Retro-Trend zurück zur heilen, deftigen Genusswelt.

Anke Müller vom VGMS berichtet über die aktuellen Hafertrends und die Initiative der Hafermühlen, den Anbau von Hafer in Deutschland auszubauen. Die Nachfrage nach Hafer boomt seit Jahren. Er ist bei Verbrauchern beliebt und in der öffentlichen Wahrnehmung grundsätzlich positiv besetzt.

Professor Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein stellte die im Jahr 2024 aktualisierten lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vor. Der Orientierungswert für die Getreidezufuhr für gesunde Erwachsene liegt darin bei rund 300 Gramm am Tag. Neben den Getreideprodukten zählen auch Pseudogetreide sowie Kartoffeln und Süßkartoffeln in diese Gruppe. Damit sind die Empfehlungen für die Getrei- dezufuhr unverändert geblieben.

„Ohne Weizen wird es schwierig, sowohl für die Welt- als auch die individuelle Ernährung“, sagt Karin Bergmann, Ökotrophologin und Ernährungskommunikatorin. Wissenschaftlich betrachtet seien die Vorurteile gegen Weizen längst widerlegt, nach aktueller Datenlage nicht nachweisbar oder physiologisch nicht plausibel. Wirklich verzichten auf Weizen müssen Weizenallergiker oder Zöliakie-Patienten. Mehr als 90% der Europäer können Lebensmittel aus oder mit Weizen oder Gluten problemlos essen.

Nora Jahn vom Karlsruher Institut für Technologie stellte die Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojektes über ursprüngliche und moderne Weizensorten vor. Ziel des Projektes ist es herauszufinden, ob moderne Weizensorten durch die Selektionskriterien für die Züchtung ein höheres immunreaktives Potential aufweisen. Es sind verschiedene alte Weizenlandsorten, die züchterisch weitgehend unbearbeitet geblieben sind, und moderne Weizensorten analysiert worden. Die Ergebnisse sind eindeutig: Gluten-Gehalte, die Verteilung von Albumin und Globulin oder die Gehalte von ATIs und FODMAPs unterschieden zwischen alten Landsorten und modernen Sorten nicht wesentlich. So weisen alte Sorten zwar einen höheren Anteil an Gliadinen und moderne Sorten einen höheren Anteil an Gluteninen auf, „insgesamt zeigen die Ergebnisse aber klar, dass alte Landsorten und moderner Weizensorten ein gleichwertiges immunreaktives Potential auf- weisen. Es lässt sich also vermuten, dass sie gleich gut verträglich sind.“

 

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