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Hauptgeschäftsführer Stefan Körber (Mitte) und „seine“ vier Landesinnungsmeister – v.l.: Wolfgang Schäfer (Hessen), Fritz Trefzger (Baden), Martin Reinhardt (Württemberg) und Hermann Paul (Südwest) – gestalteten die Mitgliederversammlungen kollegial und effektiv. (Foto: BÄKO-magazin)
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Verbände

Herausforderungen gemeinsam meistern

Die Mitgliederversammlungen der Landesinnungsverbände der Bäcker in Baden, Hessen, Südwest und Württemberg sowie der sie vereinenden ADB Südwest fanden in diesem Jahr gebündelt an einem Tag in Mannheim statt – deutliches Zeichen für Gemeinsamkeit, dem weitere Anstrengungen folgen sollen.

Stefan Körber, der als Hauptgeschäftsführer der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Südwest e.V. und den vier angeschlossenenen Landesinnungsverbänden vorsteht, hatte ein straffes Programm aufgestellt, das dennoch auch Raum für fachliche Vorträge von Bernd Kütscher (Direktor der Bundesakademie Weinheim) und Florian Lutz, Landesbeauftragter für Öffentlichkeitsarbeit für das württembergische Bäckerhandwerk. Kütscher widmete sich neben der Information über die neuen Leitsätze für Brot und Backwaren dem „Dauerbrenner“ Digitalisierung und erläuterte, was die „schnelleste Revolution aller Zeiten“ – gemeint ist das Smartphone – und die Sozialen Medien für Bäcker an Chancen und Herausforderungen zu bieten haben. Dringend empfiehlt er allen Unternehmern, sich mit den Möglichkeiten von Bestellsystemen, Lieferdiensten, digitaler Weiterbildung, Instagram und auch TikTok zu befassen – ganz einfach deshalb, weil die Kunden der Zukunft es erwarten bzw. dort anzutreffen sind und die Konkurrenz – zunehmend auch in Gestalt von Online-Supermärkten mit kurzen Lieferzeiten – nicht schläft.
Kampf um den Nachwuchs
Florian Lutz vermittelte den Delegierten einen aktuellen Überblick zu den kreativen Aktionen der Werbegemeinschaft des deutschen Bäckerhandwerks, die sich mit den kontinuierlich erneuerten Kampagnen „IN-Bäcker“, „Back Dir Deine Zukunft“ und „Bäckman“ medienübergreifend verschiedenen Zielgruppen widmet. Lutz konnte berichten, dass vor allem die Aktivitäten in den Sozialen Medien wachsenden Zuspruch verzeichnen und daher besonders die Aktivität der „Backfluencer“, die aus ihrer Praxis heraus Jüngere für die Berufe des Bäckerhandwerks begeistern sollen, verstärkt wird. Schon jetzt lud er alle Bäcker ein, sich am „Tag des deutschen Brotes“ im kommenden Jahr (15. Mai 2022) vor Ort und virtuell über die Kampagne „#Brotmomente“ mit einzubringen.
Dass diese Aktivitäten zur Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung mehr als willkommen sind, verdeutlicht die in den meisten Regionen weiter sinkende Zahl der Ausbildungsverträge und der eklatante Mangel an Verkaufskräften, der mancherorts bereits zur Reduzierung von Öffnungszeiten oder gar Schließung von Filialen geführt hat. „Trotz Systemrelevanz und sicherer Arbeitplätze bleibt die Mitarbeitergewinnung ein Problem“, bekräftigte Badens Landesinnungsmeister Fritz Trefzger. Auch deshalb machen sich die vier Landesinnungsverbände für eine Reform der Ausbildungsverordnung und eine Konzentration der Schulstandorte stark, um im Wettbewerb mit anderen Berufen bestehen zu können. Die 2019 in der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Südwest zusammengeführten Weiterbildungsstätten der vier Landesinnungen wuchsen 2020 eng zusammen und installierten ein übergreifendes Qualitätsmanagementsystem. Trotz der Schließungen und Beeinträchtigungen durch Corona wurden Meisterausbildung, Leistungswettbewerbe und überbetriebliche Ausbildung mit vollem Einsatz absolviert.
Natürlich beschäftigten die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch die Delegierten. Angesichts des Ernstes der Lage sei die Ertragssituation in den Bäckereiunternehmen dennoch im Großen und Ganzen zufrieden stellend, erläuterte Wolfgang Schäfer (LIM Hessen und Vorsitzender der ADB Südwest). Dies sei auch dem großen Engagement der Innungsverbände zu danken, die stets zeitnah beraten haben. Dieser Einschätzung schloss sich auch Gunter Hahn, Vorstand der BÄKO-Zentrale, an. Die BÄKO, so Hahn, habe sich in der Krise als „kreativ, wehrhaft und robust“ erwiesen, was auch angesichts der Herausforderungen an den nationalen und internationalen Beschaffungsmärkten dringend vonnöten sei.
Schäfer berichtete der Versammlung auch vom erfolgreichen Abschluss der Tarifverhandlungen, bei denen in allen vier Landesinnungsgebieten für Mitarbeiter und Auszubildende vergleichbare Lösungen gefunden wurden. Ralf-Jürgen Keller vom LIV Hessen erläuterte aktuelle Markt(forschungs)zahlen. Danach haben 2020 rund 60% der Betriebe in Hessen ein leichtes Umsatzplus erzielt, jeweils 20% stagnierten bzw. haben Umsatz verloren. Aktuelle Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen machen aus seiner Sicht jedoch Preiserhöhungen von mindestens 4% unausweichlich, zudem sei der Personalkostenanteil unbedingt bei unter 48% zu halten. Auch die Überprüfung der Rentabilität von Standorten sei unausweichlich. Keller informierte die Teilnehmer ferner über die große Bandbreite der Beratungsdienstleistungen in den Innungsverbänden. In diesem Kontext bedankte sich Körber bei den regionalen BÄKOs für ihre Unterstützung, „ohne die eine Betriebsberatung in diesem Maß sonst nicht möglich wäre“. Der Hauptgeschäftsführer informierte auch über Initiativen des Gesetzgebers wie einen möglichen Wegfall der Gehaltszahlung für Ungeimpfte in Quarantäne und die Möglichkeit des Wegfalls der Maskenpflicht für isolierte Produktionsteams. Hier sei allerdings noch die konkrete Entwicklung in Bund und Ländern abzuwarten.
Schlagkräftige Einheiten bilden
Die Jahresrechnungen der einzelnen Verbände wurden einstimmig verabschiedet, die Haushaltsvoranschläge angenommen. Nur im Bereich Baden stand eine Wahl auf der Tageordnung: Hierbei wurde Martin Huber (Bäckerinnung Waldshut) als Ersatz für den ausgeschiendenen Hubertus Hofmaier in den geschäftsführenden Innungsvorstand gewählt. LIM Wolfgang Schäfer rief abschließend alle Mitgliedsinnungen dazu auf, ihre Finanzen und Leistungen zu überprüfen, denn nur eine Innung, deren Leistungsfähigkeit stimme, könne ihre Mitglieder halten und auch neue hinzugewinnen. Ansonsten sei es geboten, größere Einheiten zu bilden, solange die Handlungsfähigkeit noch gegeben ist.
Wie dies vonstatten gehen kann, bewiesen jüngst die Bäckerinnungen Alb-Neckar-Fils, Region Nordschwarzwald und Region Stuttgart Nord: Sie haben ihre Fusion vollzogen und die daraus hervorgegangene Bäckerinnung Alb-Neckar-Nordschwarzwald, die 260 Innungsmitglieder in neun Land- und zwei Stadtkreisen vertritt, hat unter Obermeister Martin Reinhardt, der gleichzeitig Landesinnungsmeister in Württemberg ist, ihre Arbeit aufgenommen. Auch die Fusion der Innungen Baden-Baden/Murgtal/Bühl und Rastatt soll in Kürze vollendet sein.
Bleibt noch die Frage, ob sich die vier in Mannheim bereits einträchtig versammelten Landesinnungsverbände künftig auch unter einem gemeinsamen Verbandsdach wiederfinden.  Stefan Körber stellte als – möglichen – Termin für diese Fusion den 1. Januar 2023 in Aussicht.

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