„Wir machen alles richtig, wenn die Branche den Kopf schüttelt“: Seit der Gründung der Molkerei Berchtesgadener Land im Jahr 1927 ist die Bergbauern-Genossenschaft immer wieder mit unorthodoxen Entscheidungen aufgefallen. GF Bernhard Pointner machte auf der Generalversammlung jetzt deutlich, dass die Molkerei in Pidingt einen einzigartigen betrieblichen Kosmos darstelle, der auch ebensolche Entscheidungen erfordere: ein gegebener Standort mit ganz spezifischen Anforderungen an Mensch und Vieh, der Rohstoff Milch, der täglich frisch angeliefert wird und sofort verarbeitet werden muss, die genossenschaftliche Struktur mit über 1.600 Bäuerinnen und Bauern aus der Region. Dazu wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, die nicht immer Klarheit versprechen. Ernährungstrends wie etwa der zu Milchersatzprodukten, eine oligopolistische Handelslandschaft und nun auch noch ein Krieg in Europa, Inflation und damit zusammenhängend auch eine spürbare Konsumzurückhaltung bei den Käufern.
Gute Entscheidungen in der Vergangenheit
Hier sei eine langfristige Denkweise gefragt, die nicht auf kurzfristige Gewinnabschöpfung ausgerichtet ist, betonte Pointner. Doch damit kenne man sich im Berchtesgadener Land aus. Das erste Mal reagierte die Branche mit Kopfschütteln, als die Pidinger Molkerei vor nun 51 Jahren als erste Molkerei konsequent auf Bio-Milch gesetzt habe. Mit der getrennten Erfassung der Bio-Milch und der 1988 begonnenen zusätzlichen Vermarktung als Bergbauermilch etablierte man zwei feste Standbeine. Der seit 2010 100%ige Verzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel in der Genossenschaft unterstreicht mit dem 2017 ausgesprochenen Glyphosatverbot zudem die klare Haltung der Molkerei. Auch bei diesen beiden Themen habe die Branche anfangs mit Kopfschütteln reagiert.
Darüberhinaus habe man sich angesichts des Booms von Ersatzprodukten ganz bewusst entschieden zur Kuhmilch bekannt und weder von einer Milchpulvermarktung auf dem asiatischen Markt verlocken lassen noch von Kontraktgeschäften mit Discountern. „Die Berchtesgadener Land Molkerei jedoch blieb ihrem Premium- Markenkonzept treu, hielt die Preise so stabil wie möglich und behauptet sich so langfristig als absolut verlässlicher Partner gegenüber dem Handel. Trotz der globalen Schwierigkeiten in den Lieferketten überzeugte die heimische Molkerei mit einer Lieferquote von 98%“, betont man beim Unternehmen.
Basis für die Zukunft steht
Zudem punkte man mit dem genossenschaftlichen Gedanken: Die Molkerei als Genossenschaft steht und fällt mit der Leistung ihrer Mitglieder, den Bäuerinnen und Bauern aus dem Milcherfassungsgebiet zwischen dem namensgebenden Berchtesgadener Land und dem Zugspitzland. Dank eines intensiven Sparprogramms hätte man zudem im vergangenen Jahr nahezu alle Einnahmen als Milchgeld auf die Höfe zurückfließen lassen können . Das überzeuge mittlerweile auch eine gestiegene Zahl externer Landwirte, die gerne unter das Dach der Genossenschaft schlüpfen wollen. Man sei dankbar, dass man dank der zurückliegenden Entscheidungen aktuell so gut durch die Krisenzeiten komme. Zudem hat die Genossenschaft mit Investitionen von 250 Mio. Euro in den letzten 12 Jahren das Fundament für die Zukunft gelegt.