Gemeinsam mit Dr. Sabine Eichner vom Deutschen Tiefkühlinstitut blickt die Internorga auf die Entwicklung der Convenience-Produkte. Was hat sich im Laufe der Pandemie als besonders nachhaltig herauskristallisiert? Und was versteht man eigentlich unter New Convenience? Frau Dr. Eichner gibt einen Einblick.
Wie hat sich der gesamte Convenience Bereich im Rahmen der neuen Normalität geändert?
Der Gastronomiemarkt unterliegt in und nach der Pandemie starken strukturellen Veränderungen. Aus der Perspektive des Gastes wird beim Inhouse-Verzehr der Erlebnismoment und das Socializing noch stärker an Bedeutung gewinnen. Bei der Fülle der verschiedenen Besuchsanlässe in der Gastronomie lässt sich aber kaum verallgemeinern, was die „neue Normalität“ ist. Grundwerte wie Vertrauen und Sicherheit werden aber zukünftig beim Restaurantbesuch für den Gast eine Basis sein und leichten Zugang gewährleisten. In der Pandemie haben sich außerdem die Verzehrgewohnheiten flexibilisiert. Dazu gehören Take-away- und Delivery-Lösungen, die dem Gast das rationale Genusserlebnis und mehr Flexibilität bieten. Aus der Perspektive des Gastronomen nimmt der Aufwand für Hygiene und die Zuspitzung der Personalsituation durch externe Einflüsse wie Lockdowns noch mehr zu. Die enorm gestiegene Erwartungshaltung des Gastes legt die Messlatte für erfolgreiches wirtschaftliches Handeln noch höher. Die Qualität des Essens und der gastronomischen Leistung sind natürlich weiterhin wichtige Faktoren für den Erfolg, zugleich wird aber auch der Preis eine stärkere Rolle spielen. Für den Gastronomen wird es also zukünftig noch stärker auf Effizienz und Flexibilität ankommen, um diese unterschiedlichen Anforderungen der Gäste unter einen Hut zu bekommen. Ein Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft der Gastronomie wird darin liegen, einerseits einen hohen Convenience-Grad zu nutzen und gleichzeitig das gastronomische Erlebnis zu steigern. Aus der Perspektive von Industrie, Handel. und Logistik muss eine enorm hohe Produktions- und Lieferflexibilität gewährleistet werden, die vom Gastronomen gefordert wird. Dies führt wiederum zu erhöhten Kosten (z. B. für Lagerhaltung) unter erschwerten Rahmenbedingungen (Arbeitnehmergesetze, Hygieneaufwendungen). Ein schwieriger Spagat für alle Beteiligten.
Was ist „New Convenience“?
Convenience ist ein langfristig anhaltender Trend in der Lebensmittelwelt. Industrielle Prozesse können aufgrund ihrer kontrollierten Prozesse maximale Sicherheit, täglich steuerbare gleich hohe Qualität und Transparenz liefern. Mit ihren technologischen Vorteilen bieten Convenience-Produkte dem Gastronomen aber noch mehr: Kalkulationssicherheit und Flexibilität in einer Zeit, in der kurzfristige Nachfrageschwankungen durch veränderte Öffnungsregeln an der Tagesordnung sind und in der die Suche nach geeigneten Fachkräften für die Küche oft ergebnislos verläuft. Entscheidend ist beim richtigen Einsatz von Convenience, dass man dem Küchenchef die Chance lässt, sein Gericht individuell zu verfeinern und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, seine individuelle Kreativität und das Erlebnis für den Gast. Convenience macht aufwendige Zubereitungsschritte sicherer und günstiger, in den Gastronomieküchen kommt dann noch die richtige Abstimmung zwischen Produkt und Technik dazu, damit der optimale Zubereitungsgrad erreicht wird. Mit einem Schuss Handwerklichkeit und Kreativität wird das Gericht dann perfekt ausbalanciert.
Welche Food Trends werden auch für den Convenience Bereich in Zukunft wichtig sein?
Food-Trends sind vielfältig und verändern sich schnell. Im Aufwind sind vegetarische und vegane Angebote, insbesondere in den urbanen Zentren gibt es eine verstärkte Nachfrage nach „green food“. Klassiker wie Premium-Qualität und Regionalität sind Dauerbrenner unter den Trends. Sie verbinden sich stark mit aktuellen Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. Tierwohl und gesunder Ernährung, z. B. Natürlichkeit. Insgesamt wird unser Essen immer individueller, es wird geprägt von unseren Lebenseinstellungen und auch unserem Wunsch nach Inszenierung, was man sehr schön an der Beliebtheit von Food-Fotos sehen kann. „Ich esse, also bin ich.“, könnte man also sagen. Das ist auch die Messlatte für Convenience-Produkte, sie müssen mit handwerklicher, wie selbst gemachter Optik überzeugen. Für den stressgeplagten Kunden werden zudem die „To-Go“-Angebote als Zwischengericht und Snacks immer bedeutsamer. Auch hier gibt es eine große Vielfalt an Ideen und Möglichkeiten im TK-Sortiment.
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