Im vergangenen Jahr meldeten in Deutschland laut einer aktuellen Analyse des Informationsdienstleisters CRIF 21.964 Unternehmen eine Insolvenz an. Damit stiegen die Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23,1% (2023: 17.847 Firmeninsolvenzen). Die Auswertung ergab, dass die Anzahl der Firmenpleiten damit den höchsten Stand seit 2015 (23.222 Insolvenzen) erreicht hat. Seit der Einführung der neuen Insolvenzordnung im Jahr 1999 wurde zudem in keinem Jahr ein stärkerer prozentualer Anstieg verzeichnet.
Parallel verlaufende Krisen
„Die Unternehmen in Deutschland sehen sich weiterhin mit erheblichen Problemen konfrontiert, darunter insbesondere hohe Energiekosten, Herausforderungen in der Lieferkette und geopolitische sowie politische Unsicherheiten. Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher aufgrund erhöhter Kosten hat zu einer Verringerung ihres verfügbaren Einkommens geführt, was wiederum negative Auswirkungen auf die Unternehmen hat. Die resultierenden Kaufkraftverluste belasten die Firmen zusätzlich. Die finanzielle Lage vieler Unternehmen wird zudem negativ durch gestiegene Produktionskosten, Auftragsmangel und höhere Personalausgaben beeinflusst“, kommentiert CRIF Deutschland Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die aktuellen Zahlen. In der Summe führt das Vorhandensein nicht nur einer, sondern mehrerer parallel verlaufender Krisen zu mehr finanzieller Instabilität bei den Unternehmen. Deutschland, als exportorientierte Volkswirtschaft, ist laut CRIF zudem stark von einem schwachen Welthandel betroffen. Die anhaltende Wachstumsschwäche belastet zunehmend die Stabilität der Unternehmen.
Weiterer Anstieg erwartet
Die Insolvenzen werden aus Sicht der Analysten auch im Jahr 2025 weiter steigen. Die aktuelle CRIF-Prognose liegt bei bis zu 26.000 Insolvenzen. Dies entspreche einer Steigerung von bis zu 18,4%. „Angesichts der zweistelligen Zuwachsraten der letzten Monate ist es daher zunehmend schwierig, von einer nicht vorhandenen Insolvenzwelle zu sprechen“, sagt Dr. Schlein. Auch die gestiegene Anzahl an Großinsolvenzen wird laut CRIF zu weiteren Insolvenzen führen. Im Jahr 2024 haben sich die Insolvenzschäden mit einem Wert von 55 Mrd. Euro mehr als verdoppelt (2023: 26,5 Mrd.). Folglich sei mit Dominoeffekten zu rechnen, die dazu führen, dass zahlungsunfähige Firmen zeitversetzt weitere Unternehmen in die Insolvenz ziehen. Zur detaillierten Analyse gehöre aber auch, dass der Großteil der Unternehmen – circa 90% – weiterhin finanziell solide aufgestellt ist. Aktuell haben knapp 312.000 Unternehmen (10,2% der Unternehmen in Deutschland) finanzielle Schwierigkeiten. Für die Analyse hat CRIF rund drei Millionen Unternehmen in Deutschland hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit bzw. Finanzkraft untersucht.