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Stefan Körber hat seitens des Bäckerinnungsverband SüdWest momentan viel zu tun (Foto: BÄKO-magazin Archiv).
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Innungen

Unterstützung in der Krise

Stefan Körber, Geschäftsführer der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Südwest, der Bäckerinnungsverbände Baden, Hessen, Südwest und Württemberg, hat momentan alle Hände voll zu tun die Bäcker bestmöglich auf ihrem Weg durch die Coronakrise zu unterstützen, vor allem bei den bürokratischen Anträgen.

Wie sieht die aktuelle Situation in der Akademie SüdWest aus? Wie haben Sie die Entwicklung wahrgenommen?
Die Situation ist, wie es momentan immer heißt, „dynamisch“ und das haben auch wir gemerkt, vor allem in Zusammenhang mit der Akademie SüdWest. Mittwochs haben wir noch beschlossen, Selbstauskünfte von unseren Schülern einzufordern, haben Laserthermometer besorgt, um spontan Fieber zu messen und am Freitag haben wir beschlossen, die Kurse ab den kommenden Montag abzusagen, sonst wären die Schüler umsonst angereist. Das war auch die absolut richtige Entscheidung, denn sonntags hieß es dann, dass alle Schulen ab dem morgigen Montag geschlossen werden sollten. Diese Entscheidung hatten wir dann ja schon freitags getroffen und drei Kurse in Hessen und drei Kurse in Stuttgart abgesagt. Nun bleiben seit drei Wochen alle zu Hause, auch die Meisterprüfungen konnten nicht stattfinden. Wir haben bis zu den Osterferien alles abgesagt. Unsere Mitarbeiter sind noch in den Akademien vor Ort. Sie bereiten alles vor, wenn es dann wieder los geht, organisieren, erledigen Restarbeiten und stellen den Unterricht um, zudem schauen sie nach unserem Rohstofflager, dass nun überarbeitet wird. Es werden momentan die Arbeiten erledigt, für die sonst keine Zeit ist. Nun sind die Azubis ohne Unterricht und der Meisterkurs ist unterbrochen. Wir überlegen eventuell die Sommerferien nach hinten zu verlegen, oder ausfallen zu lassen, um den Unterricht nachzuholen und ihn so über den Sommer abschließen zu können.
Wie sieht ihr Arbeitsalltag in den Bäckerinnungsverbänden aus?
Veranstaltungen abzusagen, nimmt genauso viel Zeit in Anspruch, wie Veranstaltungen zu organisieren und zu planen. Unsere Verwaltung läuft also genauso weiter. Wir haben natürlich Schutzvorkehrungen im Büro getroffen, wie Abstandsregeln, Desinfektionsmitteln etc. Für den Notfall sind alle Arbeitsplätze mobil gestaltet worden, so das die Arbeit fortgeführt werden kann, falls eine der Geschäftsstellen in Karlsruhe, Königstein oder Stuttgart geschlossen werden muss.
Besonders viel zu tun, haben momentan unsere Betriebsberater, denn technische Beratungen und Liquiditätspläne bzw. wirtschaftliche Beratungen laufen weiter: Zwar nicht vor Ort, aber telefonisch. Momentan entfallen nur die Betriebsbegehungen. Wir können ansonsten nur empfehlen, dass vor allem die wirtschaftlichen Beratungen auch in Zusammenhang mit Notkrediten, in Anspruch genommen werden, damit Fragen geklärt werden können und die Beratung fernmündlich durchgeführt wird.
Auch unser Juristen haben sehr viel zu tun, sie machen momentan Überstunden, da uns sehr viele Fragen erreichen, wie: Wie funktioniert das mit der Kurzarbeit? Seitens der Politik wird immer gesagt, dass man unbürokratisch hilft, leider sehen die Anträge ganz anders aus: Die Bürokratie bzw. die Umsetzung mit den Anträgen ist nicht gerade einfach.
Zudem streiten wir uns als Verband in Vertretung für unsere Innungsbetriebe mit den Behörden rum: In Schreiben der Ordnungsämter heißt es da: (…) beispielsweise Desinfektion für Kunden bereit stellen. In einem anderen Schreiben des Ordnungsamt wurde das „beispielsweise“ gekürzt und dann wird daraus ganz schnell eine verpflichtende Angabe. Da müssen wir dann eingreifen: Es muss kein Desinfektionsmittel für Kunden bereit gestellt werden, wenn dieses einfach nicht vorhanden ist. Unsere Gesundheit geht vor, da muss alles getan werden um die Situation zu verbessern, aber die Maßnahmen müssen dann auch so getroffen werden, dass sie funktionieren.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Politik aus und wie sehen Sie die Anerkennung für das Bäckerhandwerk?
Wir hatten Bedenken, dass die Politik nicht versteht, dass wir zur Grundversorgung gehören, aber wenn von Supermärkten die Rede ist, gehören wir auch mit dazu, denn wir gehören zu der Lebensmittelversorgung, leider kann man Bäcker und Metzger nicht immer gesondert aufzählen. Doch es wird sich auch bedankt, wie in dem Schreiben von Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Die Bäckereien im Land haben zur Sicherung der Grundversorgung unserer Bevölkerung weiterhin geöffnet. Das ist eine besondere Chance und auch große Verantwortung. Ich möchte Ihnen auf diesem Wege für Ihren täglichen Einsatz danken. Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – der aktuellen Corona-Krise haben sich bereits zahlreiche Bäckereien im Land entschlossen, die „Zusammenhaltsbrezel“ in ihr Sortiment aufzunehmen und mit dem Verkauf ein Zeichen der Solidarität und für den Zusammenhalt zu setzen. Gleichzeitig unterstützen Sie mit ihren Spenden aus dem Verkaufserlös soziale Projekte und Vereine vor Ort, die derzeit ebenfalls unter Einbußen zu leiden haben. Das sind genau die Signale der Solidarität, die unser Land jetzt braucht.“ Auf solche Schreiben sind wir stolz.
Wie schätzen Sie den momentanen Bürokratieaufwand für die Bäcker in Zusammenhang mit speziellen Coronamaßnahmen ein?
Momentan ist die Lage schwierig. Kurzarbeit wird nicht für alle ausreichen. Es ist die Frage wie viele Unternehmen trotzdem überleben können und auch nach der Krise noch da sind. Es klingt für die Bäckereien zuerst einmal einfach: Kurzarbeit heißt 60 bzw. 67% vom Lohn, ja aber so einfach ist der Antrag nicht. Es gibt Nachtzuschläge, verschieden Lohntarife, wie viele Wochenstunden werden überhaupt geleistet. Die Anträge sind nicht einfach auszufüllen und kompliziert gestaltet. Die Abrechnungsliste ist unübersichtlich gelistet und der Antrag berechnet sich nicht von allein, was man ja eigentlich meinen könnte. Der hohe Bürokratieaufwand kommt durch die schlechte Umsetzung, hier hakt es momentan.
Deswegen suchen wir den Kontakt zu den Ministerien und der Politik, um dies zu vereinfachen und den Bäckern beim Ausfüllen der Anträge zu helfen.
Wir fordern in diesem Zusammenhang auch eine Unterstützung der Betriebe bis 250 Mitarbeiter, denn auch die Betriebe in dieser Größenordnung brauchen Hilfe. Wir müssen uns auch klar machen, dass wir nach der Krise ja nicht automatisch mehr Gewinne einfahren: der Kunde trinkt trotzdem dann nur einen Kaffee und nicht zehn, der Kunde kauft trotzdem nur sein tägliches Brötchen oder Brot und wird sein Konsum nicht verdoppeln. Gewinne, die wir jetzt nicht einholen sind verloren und nicht verschoben. Deswegen sind auch weitere Kredite schwierig. Es gibt also viel zu tun, für die Bäcker und für uns als Bäckerinnung, um die Bäcker bestmöglich auf ihrem Weg zu unterstützen.

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