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Der württembergische Landesinnungsmeister weiß um die Relevanz des Bäckerhandwerks für die Bürger. (Foto: BÄKO-magazin)
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BÄKO-magatin Titelgrafik Ausgabe 12-24
Innungen

„Trend zur regionalen Erzeugerkette“

Der Trend zur regionalen Erzeugerkette wird in der Krise verstärkt, sagt Martin Reinhardt. Der Landesinnungsmeister des württembergischen Bäckerhandwerks äußert sich im Interview zur Corona-Krise.

Martin Reinhardt ist Landesinnungsmeister des LIV für das württembergische Bäckerhandwerk. Im Interview spricht er über die Auswirkungen der Corona-Krise auf seine Bäckerei und die Bedeutung des Bäckerhandwerks.
Wie gehen Sie als Unternehmer mit der aktuellen Lage um?
Als erstes haben wir die Umsatzzahlen auf die nächsten sechs Monate hochgerechnet, aber erst nachdem die Hamsterkäufe zurückgingen. Das war wichtig um Soforthilfen in Baden-Württemberg zu beantragen und abzuschätzen wann Kurzarbeit für uns ein Thema wird. Unser Versicherungsvertrag mit der SHB beinhaltet eine Seuchen-Police unter der auch Corona läuft. Das beruhigt uns ein wenig. Die Rohstoffversorgung war ein Thema. Das war aber schnell abgehandelt: die örtliche Mühle und unser Hauptlieferant, die BÄKO Region Stuttgart, sehen keine Engpässe in der Versorgung.
Was war die größte Herausforderung?
Was uns aber viel mehr beschäftigt, ist die Mitarbeiter auf die uns allen bisher unbekannte Situation einzustimmen und ihnen die Ängste um ihren Arbeitsplatz und ihre Zukunft zu nehmen. Soweit es möglich war, informierten wir die Mitarbeiter über die Auswirkungen und eines eventuellen Beginn von Kurzarbeit in der Produktion. Da viele Bäckereiunternehmen sehr familiär geführt werden und nicht gleich die Entlassungskeule geschwungen wird, war es sehr bedrückend für uns in dieser Situation die richtigen Worte zu finden.
Einige Bäckereien haben ein Zwei-Schichten-System in der Produktion eingeführt, andere den Lieferservice ausgebaut. Welche konkreten Maßnahmen haben Sie ergriffen?
Sehr richtig. Auch wir haben in der Produktion auf einen Zwei-Schicht-Betrieb umgestellt. Im Verkauf arbeiten die Teams jetzt nicht mehr in mehreren Filialen. Die Öffnungszeiten wurden angepasst und auch im Sortiment gibt es Veränderungen, da manche Lieferungen weggebrochen sind und der Cafébetrieb eingestellt wurde. Wir schauen aber auch auf die Tage und Wochen nach der Krise und bereiten uns schon jetzt darauf vor. Es gilt die Zeit zu nutzen wenn es wieder aufwärts geht und bestimmte Sachen jetzt schon vorzubereiten: etwa Rezeptentwicklung, neue Produkte und Arbeitszeitmodelle.
Was bedeutet die Corona-Krise für das Bäckerhandwerk?
Wie schon gesagt eine ganz neue Situation für das Bäckerhandwerk, aber auch für jeden einzelnen Unternehmer und die Belegschaft. Es könnte eine Beschleunigung in der Konzentration der Betriebe geben und manche Betriebe werden diese Pandemie auch ohne eigenes Verschulden nicht schadlos überstehen. Was wir jetzt schon feststellen, dass der Trend zur regionalen Erzeugerkette Landwirt, Mühle, Bäcker noch verstärkt wird. Man besinnt sich wieder auf seinen Bäcker vor Ort und will im eigenen Ort sicher versorgt sein. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl mit unseren Kunden in der täglichen Arbeit tut uns gut und zeigt wie unsere Betriebe in den Kommunen verortet sind.
Welche Bedeutung hat das Bäckerhandwerk für die Gesellschaft?
Die Bäcker sind in nicht zu unterschätzender Weise für die Versorgung der Bevölkerung verantwortlich. Die Einstufung des Bäckerhandwerks als „systemrelevant“ gibt unserer Branche ein wenig Auftrieb. Es gilt diesen nach der Krise zu verstärken und dieser muss in politischen Gesprächen und der Unterstützung unseres Handwerks münden.

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