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Startschuss in Kirn zum 40. Brotpfenniglauf durch zwei Bank-Direktoren. In der Mitte: Bäckerobermeister Alfred Wenz.
© Armin Seibert
BÄKO-magazin Titelbild Ausgabe 2-25
Innungen

Rekord beim Brotpfenniglauf

Der Brotpfenniglauf, das alljährliche Hilfsprojekt der Bäckerinnung Nahe-Hunsrück, brachte bei seiner Jubiläumsedition 33.333 Euro ein. Brotverkauf und Spenden unterstützen regionale Organisationen.

Es war einmal ein laufender Bäckermeister aus dem Rheinhessen-Dörfchen Bosenheim, der mit einer eingelösten Wette eine geradezu märchenhafte Spendenaktion auslöste. 1984 initiierte der passionierte Marathonläufer Heiko Heintz den Brotpfenniglauf von Kirn nach Bad Kreuznach, der in seiner 40. Auflage Ende November 2024 sagenhafte 33.333 Euro ohne jeglichen Verwaltungsabzug für vier regionale Hilfsprojekte an Nahe und Hunsrück einspielte. Die Gesamtsumme der Spenden erhöhte sich damit auf nahezu 400.000 Euro. Dutzende Hilfsorganisationen und Vereine in der Region haben seither davon profitiert und danken herzlich. Mit Flug und Recht kann man wohl sagen, dass der Spenden-Marathon sprichwörtlich und im übertragenen Sinne wohl zu Deutschlands ältesten Benefizveranstaltungen zählt. Und so soll es noch weitergehen. Alfred Wenz, Vorsitzender Kreishandwerksmeister und seit drei Jahrzehnten Bäcker-Obermeister der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück für die drei Kreise Bad Kreuznach, Rhein-Hunsrück und Birkenfeld, plant schon für den 11. November 2028 die 44. Auflage des Marathonlaufs über die klassische Distanz von 44.195 Kilometern von Kirn nach Bad Kreuznach.

 

Die Geschichte des Brotpfenniglaufs

Marathonbäcker Heintz, der einst unter drei Stunden den Langlauf-Klassiker absolvierte, hatte gewettet, dass in den Brotpfennigdosen, die damals auf allen Bäckerei-Theken der Region standen, in einer gewissen Zeit keine 3.000 Mark zusammenkämen. Falls aber doch, würde er persönlich einen Benefiz-Marathon von Kirn an der Nahe über Bad Sobernheim (damals noch ohne Bad-Zusatz) zusammen mit Sportfreunden laufen und Spenden sammeln. Gesagt, getan. Bis zu 100 Läufer nahmen in den ersten Jahren teil. Dann schrumpfte das Läuferfeld etwas. Aber es wurden als Reaktion darauf dann eben auch kürzere Streckenabschnitte angeboten.

Viele Hobbyläufer stiegen dann erst in Bad Sobernheim ein, andere zehn Kilometer vor dem Ziel so wie der passionierte Marathonläufer und Kreuznacher Landrat Franz Josef Diel. Bei der 40. Auflage zum Jubiläum wurde auch ein Staffelwettbewerb angeboten, und dank nachhaltiger Werbung seitens der federführenden Kreishandwerkerschaft stieg die Zahl der Teilnehmer wieder deutlich an. Das ermunterte Alfred Wenz dazu, die Erfolgsgeschichte weiterführen zu wollen. Schließlich braucht es dafür auch fleißige Helfer, ohne die der Marathon kaum möglich ist. Zum Brotpfenniglauf gehören nämlich auch leckere Backwaren.

 

Innungsbäcker spenden Backwaren

Diese werden seit Projektbeginn an einem Wochenende im Oktober in der Bad Kreuznacher Fußgängerzone und natürlich beim Lauftermin in der Regel am letzten November-Wochenende am Startplatz in Kirn und im Ziel in Bad Kreuznach angeboten. Brot und Brötchen, Kuchen, Stollen und Lebkuchen werden von einem Dutzend Innungsbäckereien gespendet. Beim Jubiläumslauf kamen auf diese Weise fast 6.000 Euro zusammen. Für 6.000 Euro Brot und Brötchen im zugigen Pavillon in den Fußgängerzonen zu verkaufen – dazu braucht es ja auch viel Durchhaltevermögen und treue Helfer. Innungsobermeister Wenz verkündete kürzlich bei der Übergabe der Spenden an vier Hilfsorganisationen stolz, dass die Bäcker aus eigener Kraft diesmal 23.000 Euro zusammengetragen hatten – darunter war auch eine Zuwendung von 5.000 Euro von der Kirner Bürkle-Stiftung, zwei Einzelspenden von Alfred Wenz-Freunden (je 4.000 Euro) sowie viele Einzelspenden von Unternehmen oder auch Innungen (500 Euro von der SHK-Innung um Kreishandwerksmeister Simon Henkel). Bisher lag der Gesamt-Spendenrekord in einem Jahr bei 12.000 Euro. Im Jubiläumsjahr wurde diese Somme also deutlich getoppt.

 

Banken helfen mit

Die beiden Geldinstitute Volksbank Nahe-Hunsrück und Sparkasse Rhein Nahe Hunsrück hatten stets abwechselnd in den vergangenen Jahren die von den Bäckern eingenommenen Spenden auf runde Summen aufgestockt. Zum Jubiläum machten beide Institute erstmals gemeinsame Sache. Das kam bei Läufern, Hilfsorganisationen und den Veranstaltern um Bäckermeister Wenz sehr gut an. Der stellvertretende Bäckerinnungsobermeister Ralf Andrae (Waldböckelheim) hatte für den Start der Brotpfennig-Aktion 2024 im Oktober schon eine riesige Torte mit den Emblemen der beiden Geldinstitute gebacken und präsentierte für die Spendenübergabe gleichermaßen einen überdimensionalen Gewürzkuchen. Die Vorstände von Sparkasse und Volksbank schnitten die Kuchen symbolisch gemeinsam an. Die Sparkasse hatte sogar eine Läuferstaffel am Start, die Volksbank will nächstes Jahr nachziehen. Passend zum Jubiläum erhielten alle Läufer und Helfer schmucke Medaillen und Sticker, die den 40. Lauf aufwerteten.

 

Gutes tun

So hoffen Alfred Wenz und sein Helferteam, dass die gleichsam märchenhafte Entwicklung einer Benefizaktion noch viele Jahre weitergeht. Die Spendenempfänger dankten herzlich für die diesmal fürstliche Summe von jeweils 8.333 Euro. Als Begünstigte sind das Kinder Café Knallfrosch des Kinderschutzbundes, der Förderverein Lützelsoon zugunsten der leukämiekranken sechsjährigen Liliana, die Soonwaldstiftung zugunsten der Flutgeschädigten im Kirner Land und der mobile Hospizdienst Obere Nahe Idar-Oberstein mit über 50 ehrenamtlichen Helferinnen ausgewählt worden. Bei der Übergabe verdeutlichte Steffi Meffert (Kinderschutzbund) die enormen Kosten von ambitionierten Projekten. Ingrid und Herbert Wirzius sagten Danke für die Spende für ein krebskrankes Kind und die Hochwassergeschädigten. Stephanie Hahn vom Hospizdienst erinnerte daran, dass man bemüht sei, Sterbende zu Hause zu begleiten – 2024 waren das 122 Menschen in der Region. Gutes tun und gerne auch darüber reden – das macht den Brotpfenniglauf der Bäckerinnung aus. Und ist Beleg dafür, dass nicht alle Geschichten, die mit „es war einmal“ tatsächlich auch Märchen sind.

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