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Jan Loleit ist Geschäftsführer beim BKV-Nord. (Foto: BKV-Nord)
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Innungen

„Das größte Problem ist die Liquidität“

Im Interview mit dem BÄKO-magazin spricht BKV-Nord Geschäftsführer Jan Loleit über Herausforderungen und Probleme für den Dachverband und die Backbetriebe im Norden.

Jan Loleit ist Geschäftsführer der Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord und betreut das norddeutsche Bäckerhandwerk in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen/Bremen in vielfältiger Weise. Im Interview mit dem BÄKO-magazin spricht er über die Herausforderungen für den BKV-Nord und die backenden Betriebe.
Was ist für Sie die größte Herausforderung in der Corona-Krise im Moment?
Die größte Herausforderung momentan ist, die geltenden und die jetzt in Kraft tretenden Verordnungen, zu analysieren und das dann an die Betriebe zu kommunizieren. Die Politik ist selber relativ überfordert mit dieser Situation umzugehen, das ist mein Empfinden. Die Informationen kommen stückchenweise, und dann heruntergebrochen auf die Ebenen Bund, Länder und Kommunen. In der Flut der Informationen herauszufiltern, was für die Backbetriebe wichtig ist, ist die größte Hilfe, die wir Betrieben geben können. Es geht um Anträge bei der Bundesagentur für Arbeit oder Fördermittel. Das ist alles sehr diffizil und das Wichtigste zur Zeit.
Wie helfen Sie Betrieben konkret?
Man muss telefonischer Ansprechpartner für Betriebe mit ihren konkreten betrieblichen Fragen sein. Das sind die Probleme aus dem wahren Bäckerleben. Ein Beispiel: Ein Kontrolleur kommt und verlangt, dass ein Bäcker alle Kundennamen aufschreibt. Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage. Gerade bei diesen individuellen Problemen müssen wir mit den Behörden sprechen und die Bäcker aus der Schusslinie bringen.
Was ist die größte Herausforderung in den Betrieben?
Das größte Problem ist die Liquidität. Wir haben gerade eine Umfrage unter unseren Betrieben gemacht. Fast alle Befragten beschäftigen sich bereits mit dem Thema Kurzarbeit. Hier im Norden haben wir außerdem das große Problem mit den Tourismusgebieten, in denen jetzt die Touristen ausbleiben. Wie macht sich die Krise noch bemerkbar? Wir erhalten ein Vielfaches an Anrufen. Wir kommunizieren durchgängig mit den Bäckern. Es geht um Kurzarbeit, Fördermittel, Systemrelevanz und Verhalten im Infektionsfall. Alles ist immer von Region zu Region unterschiedlich. Jeder Landkreis hat andere Regelungen und andere Prüfer.
Wie sehen Sie die wirtschaftlichen Maßnahmen der Politik?
Ich spreche für fünf Bundesländer, in jedem gibt es andere Förderungen. Schleswig-Holstein stellt dabei leider die wenigsten Mittel bereit. Die Informationen kommen immer nach und nach, viele Detailfragen bleiben offen. Das Bäckerhandwerk ist relativ personalintensiv. Bei einigen Förderprogrammen, die dann bei 15 oder 49 Mitarbeitern aufhören, fallen die Bäcker raus, weil sie zu viele Mitarbeiter haben. Das ist ein Problem. Ansonsten ist vieles auch juristisch ungeklärt, was die Antragsstellungen angeht. Bin ich berechtigt eine Förderung zu erhalten, bin ich nicht berechtigt? Was wird alles angerechnet? Unsere Verbände arbeiten auf Bundes- und Landesebene daran, Betriebssicherheit in diesen Fragen herzustellen.
Welche gesellschaftliche Stellung haben Handwerksbäcker in der Corona-Krise?
Die Einstufung der Bundesregierung des Bäckerhandwerks als systemrelevant ist wichtig für die Bäcker. Das bedeutet, dass sie weiterhin arbeiten dürfen. Diese Systemrelevanz ist aber auch eine Verantwortung. Der Bäcker stellt die Nahrungsmittelversorgung in der Fläche sicher – auch dort, wo kein Supermarkt vorhanden ist. Das macht die Systemrelevanz aus.

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