Der letzte Tag von Holger Rathjen in seiner Funktion als Vorsitzender des LIV Schleswig-Holstein auf der Mitgliederversammlung in Neumünster war geprägt von sehr deutlichen Appellen an die Obermeister nun endlich zu einer Landesinnung zusammenzufinden sowie der Wahl einer bundesweit ersten weiblichen Nachfolgerin in dieses Amt. „230 Bäckerbetriebe brauchen keine fünf Innungen, denn die Arbeit des Verbandes wird in Rellingen gemacht und die gilt es zu stärken“, so lautete die eindeutige Botschaft des scheidenden LIM an die anwesenden Obermeister gleich nach der Begrüßung der beiden Ehrengäste Maren Lessau, neu gewählte Vorsitzende des Meisterfrauenarbeitskreises, sowie des Ehren-LIM Heinrich Krolls.
Wohin führt der Weg?
Nach elf Jahren Verbandsarbeit, die ihm von den anwesenden Mitgliedern viel Dank und Respekt einbrachte, zeigte Rathjen in seinem letzten Bericht die veränderten Strukturen seit seinem Amtsantritt im Bäckerhandwerk auf. So ist die Anzahl der Innungsbetriebe in Schleswig-Holstein innerhalb der letzten zehn Jahre von 336 (2004) auf aktuell 230 zurückgegangen – ein für ihn riesiger Aderlass und kein Ende in Aussicht. Die Diskussionen um Mindestlöhne, Steuererhöhungen und Energiepolitik nach der Bundestagswahl sind für Rathjen schon jetzt ein wahres Katastrophenszenario mit negativen Auswirkungen nicht nur auf das Bäckerhandwerk. „Wo landen wir, wenn die Tarifautonomie untergraben wird? Welche finanziellen Belastungen kommen auf uns zu, wenn die EEG-Umlage auf 6,2 % erhöht wird?“.
Im folgenden Arbeitsbericht des Landesverbandes stellte der LIM beispielhaft neben den guten Kontakten zur Politik, vor allem zum Landwirtschaftsministerium, und der Unterstützung der Qualitätsoffensive der Traditionsbäcker die erfolgreiche Verbraucheraktion „Back Dir Dein Brot“ mit über 1500 Rückmeldungen heraus. Die gezielte Einbindung von Verbrauchern in Öffentlichkeitsaktionen sowie die Präsentation des Bäckerhandwerks an sich sollen weiterhin verstärkt werden.
Martin Martens, OM der Bäckerinnung Nord, würdigte in bewegenden Worten die Arbeit von Rathjen und zeigte sich in der anschließenden Diskussion als Wortführer einer vereinten Landesinnung. Landeslehrlingswart Helmut Börke präsentierte rückläufige Zahlen im Ausbildungsberuf Bäcker/innen (2007/13: 633 zu 447) und bei den Fachverkäufer/innen (2007/13: 1177 zu 1120), die jedoch deutlich besser als im Bundesdurchschnitt ausfallen. Die Erläuterungen zur Jahresrechnung 2012 und dem Haushaltsplan 2014 bei einem Etat-Volumen von über 300.000 Euro waren dem GF des LIV, Heinz Essel, vorbehalten. Sein Resümee an die anwesenden Mitglieder: „Wir sind finanziell gut aufgestellt.“ Die vom Rechnungsprüfungsausschuss vorgeschlagene Entlastung erfolgte ebenso einstimmig wie im Vorfeld die Entlastung des Vorstands.
Bundesweit erste Frau in der Funktion des LIM
Was sich bei der letztjährigen Wahl des neuen Vorstandes bereits andeutete ist nunmehr eingetreten: Die bisherige Stellvertreterin des LIM, Frau Maren Andresen, wurde einstimmig als Nachfolgerin von Holger Rathjen als neue Landesinnungsmeisterin von den Mitgliedern gewählt. Die Bäckermeisterin aus Neumünster ist deutschlandweit die erste Frau in dieser Position. „Ein mutiger Schritt, eine Frau in diese Position zu wählen“, so ihre erste Einschätzung, „aber in Schleswig-Holstein ticken die Uhren bekanntlich anders.“ Sie will den Weg ihrer beiden Vorgänger Heinrich Kolls und Holger Rahtjen „in meiner Schrittlänge und in meinem Stil“ weitergehen und vorrangig die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit forcieren.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde Holger Rathjen von den Mitgliedern einstimmig zum Ehren-Landesinnungsmeister gewählt.
