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Jochen Baier referierte beim Weinheimer Brotforum 2020 gemeinsam mit Bernd Kütscher (l.) und Prof. Michael Kleinert (r.). (Foto: BÄKO-magazin)
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Branche aktuell

„Urlaub zu Hause für die Kunden!“

Jochen Baier, Bäckermeister aus Herrenberg und Gründungsmitglied der deutschen Bäckernationalmannschaft, hat mit seinem „Bäcker Baier Backhaus“ 2016 einen „Leuchtturm“ der Branche eröffnet. Der Weltbäcker des Jahres 2018 hält die Brotkompetenz hoch, will seine Kunden aber auch künftig mit gezielten gastronomischen Offerten begeistern.

Sie haben in den zurückliegenden Jahren durchaus in Fläche investiert: in Produktions- aber auch in Bewirtungsfläche. Wie verändert die Corona-Krise Ihr Geschäft?
Bei allen Entwicklungen haben wir Wert gelegt auf ein gutes Brotgeschäft, und das haben wir gepflegt und gehegt. Für uns hieß es nie entweder Brot oder Gastronomie, sondern es war immer ein sowohl als auch. Brot war schon immer unser Kerngeschäft und wird es auch in Zukunft sein, und das gilt auch für unser „Backhaus“.
Gibt es neue oder veränderte Geschäftsmodelle, neue Vertriebswege?
Wir machen uns derzeit viele Gedanken, wie wir künftig unsere Gastrokompetenz für die Kunden, die jetzt nicht mehr ohne Weiteres in Urlaub fahren können, ausspielen. Motto: Urlaub zu Hause! Die Bestellung via Onlineshop zur Selbstabholung haben wir wieder zurückgenommen, weil sich zu viele Kunden einfach nicht an die Spielregeln gehalten haben. Der Brotversand per Paketdienst läuft aber weiter.
Sie sind auch als Dozent, gefragter Gesprächspartner der Medien und Repräsentant des Bäckerhandwerks normalerweise viel unterwegs. Wie wirksam lassen sich solche Aktivitäten derzeit digital abbilden?
Wir waren schon immer technikaffin und haben gerne Social Media genutzt, was wir jetzt nur verstärkt haben. Webinare, Zoom etc. sind neu für uns und wir sind ganz begeistert vom Mehrwert. Die digitalen Kommunikationskanäle waren jedenfalls auch schon vor Corona in Funktion, wir mussten nirgends bei Null anfangen. Für die Bäckernationalmannschaft haben wir zwar eine WhatsApp-Gruppe, aber die kann natürlich nicht das Training in der Backstube in Weinheim ersetzen.
Was erwarten Sie für die kommenden Wochen und Monate: für Ihr Unternehmen, für die Backbranche?
Wir wollten gerne aus eigener Kraft über die Runden kommen, mussten jetzt aber doch die Kurzarbeit nutzen, vor allem für die Mitarbeiter, die im Bereich der Bäckergastronomie beschäftigt sind, und die wir halt nicht mehr anders auslasten konnten. Ich bin aber sehr zuversichtlich: Sobald wir die Sitzbereiche und Terrassen wieder eröffnen können, werden wir das Sortiment erweitern, u.a. um hausgemachtes Eis und leckere Snacks aus dem Bäckerofen. Und wir werden Liegestühle aufstellen zum Chillen, damit sich die Leute bei uns richtig wohlfühlen! Ich wünsche mir sehr, dass die gestiegene Wertschätzung für gutes Brot bleibt. Und dass die Leistungen der Mitarbeiter hinter der Theke, in der Backstube sowie in allen Servicebereichen den Respekt und die Wertschätzung erhalten, den sie verdienen – dazu muss natürlich auch das Lohnniveau in unserer Branche attraktiver werden.

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