on on on
Geschäftsführer Henning Funke ist im engen Austausch mit den Mitgliedern des Verbands des Rheinischen Bäckerhandwerks. (Foto: Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks)
©
Branche aktuell

„Uneinheitliche Regelungen nerven“

Henning Funke hat im Vorjahr die Geschäftsführung des Verbands des Rheinischen Bäckerhandwerks übernommen, der seine Mitglieder in Nordhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat. Laut einer Umfrage des Verbands belasten uneinheitliche Regelungen und Hilfsangebote die Betriebe, dennoch sind Zuversicht und Motivation ungebrochen.

Wie stellt sich die aktuelle Lage Ihrer Mitglieder dar: betriebswirtschaftlich, aber auch psychologisch?
Wir haben am 27.04. die Ergebnisse unserer aktuellen Mitgliederbefragung veröffentlicht. Dort haben wir viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen: Bäckereien im städtischen Raum und mit hohen Café-Anteilen und starkem Wiederverkäufergeschäft sind von den Auswirkungen der Corona-Pandemie bislang stärker betroffen als Bäckereien mit einem ländlich-kleinräumigen Einzugsgebiet und einem Schwerpunkt auf dem Brot- und Backwarensortiment. Das Spektrum reicht von leichten Umsatzzuwächsen bis hin zu massiven Umsatzrückgängen. Im Durchschnitt liegt der Umsatzrückgang schon jetzt bei knapp über 20%. Je länger der Lockdown dauert, desto gravierender wird diese Entwicklung werden. Alle unsere Mitgliedsunternehmen stemmen sich aktiv gegen die Auswirkungen der Krise. Die vielen uneinheitlichen und missverständlichen Regelungen, z.B. zur Mundschutzpflicht oder bei der Kurzarbeit, machen es nicht leicht. Das geht an die Nerven und belastet die Unternehmer/innen sehr. Auch dieser Umstand ist in unserer Mitgliederbefragung mehr als deutlich geworden. Gleichzeitig gibt die weit überwiegende Mehrzahl unserer Mitgliedsunternehmen an, dass das Team im Unternehmen zusammenhält und motiviert an der Bewältigung der Krise arbeitet. Das wiederum entlastet die Inhaber und gibt ihnen ein gutes Gefühl.
Staatliche Hilfsmaßnahmen sind angelaufen, decken aber dem Vernehmen nach nicht alle dringenden Bedürfnisse ab. Was muss aus Ihrer Sicht geschehen, um die Branche der Handwerksbäcker zu stabilisieren?
Auch das zeigt unsere Umfrage: Die Soforthilfen von Bund und Land sind bei den kleinen Mitgliedsunternehmen angekommen und eine willkommene Unterstützung. Die großen Unternehmen profitieren von den zinsgünstigen Krediten der KfW und den teilweise über Jahre und Jahrzehnte gewachsenen Geschäftsbeziehungen zu den Hausbanken. Bislang vernachlässigt werden immer noch die mittleren Unternehmen mit 51–250 Mitarbeitern. Hier ist eine Vielzahl unserer Mitgliedsunternehmen anzusiedeln. Bislang scheinen die politisch Handelnden davon auszugehen, dass sich diese gesunden Familienunternehmen „selbst am Schopf aus der Krise ziehen“. Aber auch hier wäre eine passgenaue Unterstützung jenseits der KfW-Kredite dringend geboten.
Was erwarten Sie für die kommenden Wochen? Wie kann in den Betrieben eine schrittweise Rückkehr zur Normalität vonstatten gehen?
Alles wird von dem weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens abhängen. Grundsätzliche Sicherheit wird erst dann wieder entstehen, wenn ein verlässlicher Impfstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Diese Prognose maßen wir uns nicht an. Sollte die Politik die schrittweise Rückkehr in die Normalität beschließen, werden die Bäckereiunternehmen für jeden einzelnen Schritt bereit sein. Die Umsetzung von notwendigen Hygienekonzepten werden wir gemeinsam ganz sicher stemmen. Schließlich ist das Bäckerhandwerk in Sachen Hygiene schon immer absoluter Experte.

Politik

Marktplatz Digital

Das könnte Sie auch interessieren