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Die Tafeln retten Lebensmittel und unterstützen damit armutsbetroffene Menschen.
© Reiner Pfisterer | Tafel Deutschland e.V.
BÄKO-magazin Titelbild Ausgabe 2-25
Branche aktuell

Tafel hat Nachwuchssorgen

Die 975 Tafeln in Deutschland unterstützen so viele Menschen wie nie zuvor mit Lebensmitteln. Trotz Zuwachs an Helfer/innen im Jahr 2024, sucht knapp ein Drittel aller Tafeln dringend mehr Freiwillige.

Mehr Menschen schenken ihre Zeit den Tafeln: Bundesweit engagieren sich 75.000 Menschen, um in einer der 975 Tafeln Lebensmittel zu retten und damit Menschen zu helfen. Das sind 15.000 mehr als noch 2023. Mit 94% arbeitet der überwältigende Anteil aller Tafel-Aktiven ehrenamtlich. Trotz des Zuwachses benötigen knapp ein Drittel aller Tafeln dringend mehr freiwillige Helferinnen sowie Helfer und geben fehlenden Nachwuchs im Ehrenamt als eine ihrer größten Herausforderungen an.

 

Krisen belasten Tafeln enorm

„Seit der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine sowie der Inflation sind die Tafeln enorm belastet und unterstützen so viele Menschen wie nie zuvor mit Lebensmitteln, aber auch mit Zuspruch und Gemeinschaft. Wir arbeiten im Ausnahmezustand. Das geht nur mit viel Kraft und durch eine unglaubliche Teamleistung. Zwei Millionen Stunden engagieren sich die Tafel-Aktiven jeden Monat, im Schnitt 22 Stunden pro Ehrenamtlichen. Das ist beeindruckend. Ich danke jeder Helferin und jedem Helfer für jede dieser Stunden“, sagt der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn, anlässlich des Tages des Ehrenamtes am 5.12.2024.

„Zwei Millionen Stunden gespendete Zeit jeden Monat sind mehr als ein Zeichen der Solidarität. Dieses Engagement ist ein systemrelevanter Einsatz für unsere Gesellschaft und Demokratie.“ Von der Politik fordert Steppuhn, bürgerschaftliches Engagement nicht nur mit Worten zu würdigen, sondern auch ganz konkret zu unterstützen und zu fördern. „Der Staat sollte diese ungeheure Kraft der Zivilgesellschaft hebeln, um unser Land zu gestalten. Engagement muss weniger bürokratisch staatlich gefördert werden, sowohl auf der Ebene der gemeinnützigen Organisationen und ihrer Arbeit als auch für den Einzelnen. Kostenfreie ÖPNV-Tickets sollten selbstverständlich sein, aber auch eine Anrechnung von freiwilligem Engagement auf die Rentenpunkte wären ein sinnvoller Anreiz“, so Steppuhn.

 

Anforderungen an Ehrenamt immer komplexer

Der Dachverband der Tafeln hat vor fast zehn Jahren seine eigene Tafel-Akademie gegründet, um die Helferinnen und Helfer gezielt mit Wissen und Erfahrungsaustausch zu stärken. „Die Anforderungen an ein Ehrenamt werden immer komplexer und reichen von Buchhaltung sowie Vereinsrecht über Fundraising, Lebensmittelhygiene, Konfliktmanagement und Digitalisierung,“ sagt Marco Koppe, Geschäftsführer der Tafel-Akademie gGmbH.

„Hinzu kommt, dass sich die Lebensrealität gerade der jüngeren Menschen verändert hat. Ein Studium im Ausland, das Praktikum in der anderen Stadt, Vereinbarkeit von Familie, Freunden und Job sowie digitaleres und ortsgebundeneres Arbeiten führen dazu, dass Menschen sich nicht mehr so langfristig und mit weniger Stunden an ein Ehrenamt oder einen Verein binden, sondern kurzfristig in einem Projekt helfen wollen. Dafür müssen wir Tafeln befähigen, ihre Angebote für Helferinnen und Helfer anzupassen und durch hauptamtliche Kräfte zu ergänzen, die die Engagierten koordinieren und supporten“, ergänzt Koppe mit Blick auf die Nachwuchssorgen vieler Tafeln.

 

Fakten zu den Tafel-Aktiven

  • 75.400 Tafel-Aktive, davon 71.000 Ehrenamtliche (94%)
  • Fast 2 Mio. Stunden, 1,6 Mio. Stunden von Ehrenamtlichen, knapp 400.000 Stunden von Beschäftigten
  • 22 Stunden pro Monat waren ehrenamtliche Helferinnen oder Helfer durchschnittlich für eine der 975 Tafeln aktiv
  • 22% von ihnen arbeiteten maximal 10 Stunden pro Monat, knapp 7% waren über 40 Stunden aktiv
  • 67% Seniorinnen und Senioren
  • 62% Helferinnen
  • 15% selbst Kundinnen und Kunden
  • 7% bis 35 Jahre
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