Gewachsene Akzeptanz
Dass die Prominenz aus dem Bundestag sich wie selbstverständlich beim Bäckerhandwerk ein Stelldichein gibt, ist keineswegs selbstverständlich und in der Vergangenheit war dies auch nicht der Fall. Doch der Zentralverband hat es geschafft, sich zu einer festen Größe im hauptstädtischen Lobbybetrieb zu entwickeln und Geschäftsführung wie Ehrenamt haben sich als verlässliche, konstruktiv-kritische Gesprächspartner etabliert. In diesem Jahr waren daher neben der neuen Botschafterin Dorothee u.a. ihre Amtsvorgänger Lars Klingbeil, Gitta Connemann und Cem Özdemir vertreten und bekräftigten lagerübergreifend ihre Bereitschaft, sich weiter für die Interessen des Bäckerhandwerks einzusetzen, vor allem beim von allen Seiten als dringlich empfundenen Bürokratieabbau. „Sicher stehen hinter jeder neuen Regelung ursprünglich gute Gedanken, doch in der Summe wirken diese bürokratischen Belastungen nur noch toxisch“, warb ZV-Präsident Roland Ermer in seiner Rede für schnelle Entlastung.
Klare Worte fand Ermer aber nicht nur zum „Bürokratiewahnsinn“: Die Politik könne und müsse die gesetzlichen Rahmenbedingungen so gestalten (und z.B. Wettbewerbsverzerrungen vermeiden), dass ein starker Mittelstand erhalten bleibt. Ausdrücklich brachte er den Respekt für alle Politiker und ihr Engagement zum Ausdruck. Von Übergriffen, Beleidigungen oder gar Angriffen auf sie distanziere sich das Bäckerhandwerk deutlich.
Auf der Haben-Seite konstatierte der ZV-Präsident, dass viele Betrieben trotz schwieriger Rahmenbedingungen und Personalmangel im zurückliegenden Jahr gute Umsätze erzielten, das Bäckerhandwerk insgesamt sogar einen „Rekordumsatz“. Auch die Erfolge der „meisterlichen Nachwuchskräfte“ bei Meisterschaften und Wettkämpfen hob er lobend hervor. Und: „Die hohe Zahl an Neugründungen liegt etwa auf dem Niveau des Vorjahres und gibt Grund zu Zuversicht und Optimismus.“ Dennoch sei hier noch viel Luft nach oben, doch dazu brauche es die Hilfe der Politik: „Es muss wieder geil sein, sich selbstständig zu machen“, brachte es Ermer auf den Punkt.
Respekt vermittelt
Der ZV-Präsident würdigte den scheidenden Brotbotschafter Lars Klingbeil als guten Gesprächspartner und war zuversichtlich, dass der Austausch auch in Zukunft eng und partnerschaftlich bleibe. Auch Klingbeil betonte die gute Zusammenarbeit: „Als Brotbotschafter habe ich wahnsinnig viel gelernt. Während meiner Amtszeit habe ich überall nette und motivierte Menschen getroffen, ob in der Geschäftsstelle oder in den Betrieben. Ich bin immer für Sie ansprechbar, es war mir eine Ehre!“ Der neuen Brotbotschafterin Dorothee Bär wünschte er ein tolles Jahr in den Backstuben der Republik.
Mit Leidenschaft und großer Vorfreude erklärte diese, dass sie selten so bei einem Anruf gejubelt habe wie bei der Anfrage zur Brotbotschafterin. „Es wurde auch Zeit, dass Sie gefragt haben! Überall in der Welt wird das deutsche Brot geschätzt und geliebt. Was wir können, kann niemand auf der Welt! Nicht nur als Politikerin, sondern zuallererst als Mutter danke ich Ihnen für gute, regionale Lebensmittel“, unterstrich die fränkische CSU-Politikerin. Sie versprach, in ihrer Amtszeit möglichst viele Bäckereien kennen zu lernen, um das Handwerk und die aktuellen Herausforderungen noch besser zu verstehen: „Sie haben mich ganz fest an Ihrer Seite.“ Dorothee Bär will sich nach Kräften für das Bäckerhandwerk stark machen und helfen, insbesondere bei der „Entrümpelung“ der bürokratischen Zumutungen und beim Thema Ausbildungssicherung.
Dies bekräftigte auch Bundesernährungsminister Cem Özdemir, der nicht nur selbst das Amt des Brotbotschafters innehatte, sondern als Schirmherr des „Tags des Deutschen Brotes“ eng mit dem Bäckerhandwerk verbunden ist. Mit Freude nahm er die Visitenkarte der neuen Brotbotschafterin entgegen und lud sie ein zu einem gemeinsamen Backkurs.
„Leidenschaft – Freude – Inspiration – Genussmomente“: Mit dieser Formel hatte ZV-Präsident Roland Ermer die Festveranstaltung charakterisiert, die bei fast schon hochsommerlichem Wetter mit intensivem Networking und ansprechender Bäckergastronomie ihren Abschluss fand. Einen weiteren Anlass zum Feiern wird es im Oktober geben, wenn der Zentralverband sein 150-jähriges Bestehen zelebriert.