Wozu die Künstliche Intelligenz (KI) schon heute in der Lage ist, wie sie die Backbranche bereichern kann und was beim Einsatz zu beachten ist, darum ging es in der Alfred-Kühn-Vorlesung im Rahmen des 26. VDB-Forum Ost, zu der die Berlin-Brandenburgische Gesellschaft für Getreideforschung am 19. September nach Berlin einlud. Das Besondere an dem Vortrag: Bernd Kütscher, der Direktor der Bundesakademie Weinheim, der die Vorlesung hielt, war weder persönlich anwesend noch virtuell zugeschaltet. Er ließ sich stattdessen von einem KI-Avatar vertreten.
Mit KI Effizienz steigern und Kosten senken
Die außergewöhnliche Vorlesung, die mittlerweile auch auf YouTube verfügbar ist, beleuchtet unter anderem die Bedeutung von KI für das Bäckerhandwerk. So können Backbetriebe mithilfe von KI etwa die Effizienz steigern, ihre Kosten senken und somit die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Der KI-Avatar gibt folgendes Beispiel: Durch KI-gestützte Bilderkennung sei es möglich, den optimalen Reifezustand eines Teiglings oder die perfekte Krustenfarbe einer Backware im Ofen zu erkennen. Damit könne die KI nicht nur die Qualität der Produkte gewährleisten, sondern auch fehlende Fachkräfte in der Backstube ersetzen. Eine weitere Möglichkeit, KI in Bäckereien sinnvoll einzusetzen, seien sogenannte Kiosksysteme in Verkaufsstellen. Kunden können an diesen Bedienterminals ihre gewünschten Produkte auswählen und zusätzliche Zusatzangebote vorgeschlagen bekommen. Das kann das Verkaufspersonal entlasten und auch für höhere Verkaufszahlen sorgen.
Chatbot beantwortet Kundenfragen
Darüber hinaus können mithilfe von KI interaktive Chatbots entwickelt werden, die nicht nur Bestellungen aufnehmen, sondern auch detaillierte Produktinformationen und Empfehlungen geben können. Die Entwicklung sei unkompliziert: Bäcker und Bäckerinnen müssten dafür lediglich die Rezepte und Produktdaten hochladen, auf deren Basis der Chatbot dann alle Fragen zum Produkt beantworten kann. Wer es besonders kreativ mag: Der Chatbot kann das Aussehen des Bäckers selbst haben sowie dessen Stimme erhalten. Auch im Marketing könne KI vorteilhaft eingesetzt werden, um gezielte Werbekampagnen zu erstellen und die Kundenansprache zu personalisieren. Doch werden Kundendaten ausgewertet, ist Vorsicht angebracht. Betriebe müssen sichergehen, dass sensible Daten sicher vor Missbrauch sind. Der Bernd Kütscher-Avatar rät daher, nur eine geschlossene KI-Umgebung für Firmen und Betriebe zu nutzen.
Weniger Foodwaste durch KI
Auch haben KI-gestützte Programme zur Bestelloptimierung für Bäckerei-Verkaufsstellen einen großen Vorteil: Sie sorgen für eine optimale Warenverfügbarkeit im Spannungsfeld von Warendruck und Retourenquote. Erhalten diese Programme Informationen zum Standort, Kundenwünschen nach Saison, Feiertagen, Aktionsartikel oder auch zu Baustellen vor der Bäckerei, dann erkennen sie wiederkehrende Muster und können eine Prognose erstellen. Studien zeigen, dass dadurch durchschnittlich 30% weniger Foodwaste anfällt und 11% mehr Umsatz entsteht.