Vor der Corona-Krise war Ihr Betrieb der letzte, den wir für eine Reportage besuchen durften. Wie ist es Ihnen seit Ende Februar ergangen?
Seit Ihrem Besuch hat sich hier im Kreis Heinsberg alles verändert. Unsere Cafés sind geschlossen und nur der Thekenverkauf ist mit vielen Einschränkungen geöffnet. Von 54 Lieferkunden sind 39 geschlossen. Wir rechnen mit 60% Einbuße! Wir haben auch die Verkaufszeiten eingeschränkt und verkürzt und seit 1. April arbeiten wir in Kurzarbeit, nachdem wir im März allen alten Urlaub und Überstunden abgebaut haben. So haben wir im März dann die Löhne noch so gerade hinbekommen, sodass die Angestellten versorgt waren. Einen Gesellen, der noch in der Probezeit war, mussten wir kündigen. Unser anderes Personal versuchen wir mit der Kurzarbeit zu halten. Keiner hat sich der Kurzarbeit verweigert; beim Personal gab es keinerlei Murren und alle wollen dem Betrieb auch in diesem Fall helfen!
Greifen die staatlichen und sonstigen Hilfsmaßnahmen?
Ja, wir haben sehr viel Hilfe bekommen. 25.000 Euro Soforthilfe waren innerhalb einer Woche auf unserem Konto. Dank der Hilfe unseres Steuerberaters und unserer Bank, mit der wir schon jahrelang zusammenarbeiten, bekommen wir auch einen Kredit in ausreichender Höhe zu 1% Zinsen über fünf Jahre – rückwirkend! Uns wurde von allen Seiten – Stadt, Kreis, Behörden und Innungsverband – zu jeder Zeit geholfen.
Welche Veränderungen gibt es in Ihrem Geschäftsbetrieb?
Wir haben eine Facebook-Seite eingerichtet, wo wir unsere Osterangebote und unsere „Süßen Klorollen“ (wovon wir einige Hundert hergestellt haben) angeboten haben. Es folgten unsere Erdbeerangebote mit frischen regionalen Erdbeeren und pünktlich zum Start der Mundschutzpflicht bringen wir eine passend dekorierte Zitronen-Sandschnitte an den Start.
Die Abgabe von Mehl und Hefe an unsere Stammkunden – zu handelsüblichen Preisen – wird sehr gut angenommen. Weiterhin haben wir einen Lieferservice für Leute, die das Haus nicht verlassen können oder dürfen, eingerichtet, die wir nun zweimal wöchentlich beliefern. Und unsere Liefertouren mit Direktverkauf am Wagen wurden mit großem Erfolg ausgeweitet.
Was treibt sie aktuell um und womit rechnen Sie für die nächsten Wochen und Monate?
Die Kurzarbeit ist in kleinerem Rahmen als erwartet ausgefallen. Obwohl dies anfangs anders kommuniziert wurde, droht unser Ordnungsamt jetzt mit Strafen von 300 Euro für Verkäuferinnen, die keinen Mundschutz tragen, bzw. 1.000 Euro für den Unternehmer.
Wir im Kreis Heinsberg waren anfangs am schlimmsten dran, aber wir werden, so glaube ich, auch als Erste wieder aus der Krise raus sein – auch dank unseres Landrats Stephan Pusch, der zu jeder Zeit alles im Griff hatte!
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