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Maren Andresen wurde als erste Frau an die Spitze eines Landesinnungsverbands im Bäckerhandwerk gewählt. (Foto: ZV/Benedikt Banovic)
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Branche aktuell

„Gelegenheit zur Sortimentsbereinigung“

Maren Andresen leitet mit ihrem Mann Stefan die gleichnamige Bäckerei in Neumünster. Die Lage ist herausfordernd, zudem ist sie als Landesinnungsmeisterin besorgt über den Negativeffekt von Corona auf den Tourismus in ihrem Bundesland Schleswig-Holstein. Andresen verantwortet im Zentralverband die Werbegemeinschaft des Deutschen Bäckerhandwerks, die den Betrieben auch und gerade in der Krise Unterstützung leistet.

Wie gehen Sie als Unternehmerin mit der aktuellen Lage um?
In den Vorkassenzonen sind wir weniger betroffen, aber unsere großen Cafés, wo die Sitzbereiche geschlossen sind, verzeichnen Umsatzeinbußen von 50 bis 60%, obwohl der Verkauf ganz normal weitergeht. Doch so bedrückend die Lage ist: Es ist auch eine Chance für die Unternehmen, ihre Sortimente kritisch zu betrachten und zu bereinigen. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass Produktionen auseinandergezogen werden müssen, um Abstände einhalten zu können, ist nicht jedes Produkt herstellbar und es stellt sich die Frage, ob es dann überhaupt noch angeboten werden muss – oder ob man auf die Topseller fokussiert. Und wir bieten wieder halbgebackene Brote und Brötchen zum Fertigbacken zu Hause an, die lange Zeit nicht im Sortiment waren; das läuft ganz gut.
Wird bei Ihnen im Norden von den Kunden auch Brot „gehamstert“?
Der Brotumsatz ist zwar gestiegen, aber Hamsterkäufe können wir nicht feststellen.
Welche konkreten Maßnahmen haben Sie ergriffen und wie ist die Resonanz darauf?
Schleswig-Holstein hat eine Reihe von Maßnahmen ja bereits vor anderen Bundesländern erlassen, diese haben wir natürlich alle konsequent umgesetzt. Wenn nun auch noch die aktuell heiß diskutierte Mundschutzpflicht kommt, drehen wir das Crossaint aus unserem Firmenlogo einfach um und zeigen ein Lächeln auf dem Mundschutz. Man geht zum Bäcker, bekommt einen Kaffee und auch mal ein freundliches Wort – das ist ein kleines Stück Normalität. Unsere Verkaufsteams draußen sind super, entspannt und immer freundlich, dabei haben sie es ja nicht gerade leicht: Alles zieht sich ins Home Office zurück und sie stehen an der Front. Und auch mit den Verbrauchern klappt es wunderbar: Anstehen können sie jetzt… (lacht).
Was kann die Werbegemeinschaft tun, um Innungsbäcker in der derzeitigen Situation zu unterstützen?
Die Kommunikation über die Sozialen Medien bzw. digitale Kanäle ist bedingt durch die Krise nochmals deutlich erweitert und beschleunigt worden. Die Website des Zentralverbands verzeichnet aktuell eine Steigerung der Nutzerzugriffe um das Drei- bis Vierfache und unsere Website www.innungsbaecker.de, u.a. mit dem „Bäckerfinder“, verzeichnet das Zwei- bis Dreifache an Zugriffszahlen. Allein die zur Verfügung gestellten Social-Media-Motive rund um den Hashtag #wirbackendas wurden fast 1.750 mal heruntergeladen. Auf Facebook konnten wir die Reichweite fast verdoppeln. Daneben stellen wir die erforderlichen Plakate und Materialien zur Verfügung und über den Zentralverband versenden wir nahezu täglich einen Newsletter mit Ideen und Maßnahmen gegen die Corona-Krise.
Wie wird sich die gegenwärtige Situation auf die Handwerksbäcker in Schleswig-Holstein mittelfristig auswirken?
Für die Betriebe an der Küste, die stark touristisch geprägt sind und wo beim dem Superwetter die Saison jetzt richtig gestartet wäre, wird es sehr schwer. Denn ihnen fehlen Umsätze, die sie in diesem Jahr nicht mehr „nachholen“ können – jede verlorene Tasse Kaffee tut da weh. Die „klassische“ Bäckerei ist nicht ganz so stark betroffen, hat aber dennoch Umsatzeinbußen von durchschnittlich etwa 30%. Wenn die Krise noch lange andauert, werden wir unweigerlich Betriebe verlieren – 2020 wird kein einfaches Jahr werden!

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