Das mittelständische Unternehmen hat 178 Filialen zwischen den Großräumen Köln, Trier und Wiesbaden und etwa 2.200 Beschäftigte. Kranz sieht Bund, Länder und jede einzelne Kommune in der Pflicht, mehr Sicherheit durch klassische Energiearten und vor allem durch Erneuerbare Energien zu schaffen.
Kranz verweist auf „ein Potpouri“ der Unsicherheiten: „Erst Corona, dann die Flut an der Ahr und schließlich der Krieg gegen die Ukraine mit all seinen schrecklichen unmittelbaren Folgen und mit den mittelbaren ökonomischen Auswirkungen wie den steigenden Preisen für Rohstoffe, Grundstoffe der Lebensmittelherstellung und eben auch für Energie. Und Energie ist für uns überlebenswichtig.“
Die Energiepreise seien für sein Unternehmen 2022 gegenüber 2021 um etwa 70% gestiegen. Die übrigen Einkaufspreise seien im gleichen Zeitraum um etwa 30% gestiegen. In der Summe sei die Kostensteigerung „nicht einfach auszugleichen“. Nicht nur die Bäckerei, auch Zulieferer spürten steigende Energiepreise, wenn sie Mehl, Hefe, Zucker, Früchte, Eier und andere Vorprodukte herstellten und physisch in die Backstube lieferten.
Kranz verdeutlicht an zwei Beispielen, wie komplex die Preise von Energie und anderen Gütern die Preise in seinem Einkauf beeinflussen:
- Der Preis für Eier habe sich nahezu verdoppelt und sei aktuell in Bezug auf die physische Versorgung so kritisch wie nie. Grund dafür sei eine Verknappung des Angebots durch konsequentes Handeln der Legehennenhalter. Wegen explodierender Kosten für Futter und Energie haben diese ihre Bestände reduziert.
- Der Preis für Reinigungsmittel sei explodiert – eine der Ursachen sei die Mangellage an Sodium Hydroxid, umgangssprachlich auch Lauge genannt. Der Grund hierfür sei die Verknappung des Angebotes, durch die Schließung oder Drosselung von Produktionskapazitäten, weil die Kosten für elektrische Energie so stark gestiegen seien.
„Wir sollten schleunigst handeln“
Er wolle aber als mittelständischer Unternehmer – mit dem Familienunternehmen, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit attraktiven Standorten, die Lebens- und Erlebnisqualität in unsere Dörfer und Städte bringen –, überleben, betont Kranz.
„Darum muss ich wissen: Wieviel Energie aus welchen Quellen steht mir bis 2030 zur Verfügung?“, stellt Kranz fest und verweist auf ein „Dilemma“: Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung müsse nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bis 2030 von etwa 40 auf 80 Prozent verdoppelt werden. Stattdessen sei der Anteil des Stroms aus konventionellen Quellen 2021 gegenüber 2020 sogar gestiegen und der Anteil erneuerbarer Quellen an der Stromerzeugung entsprechend gesunken.
„Wir haben als Unternehmen schon in Photovoltaik und Anlagen zur Wärmerückgewinnung investiert, und wir prüfen die Investition in die Herstellung von Biogas und Windstrom“, erläutert Kranz. Ebenso verantwortlich wie die Unternehmen sollten sich daher auch Gesellschaft und Politik verhalten. „Dort, wo wir es können, sollten wir Energie sparen und zugleich welche erzeugen“, fordert Kranz. Er sehe „uns alle in der Pflicht und selbstverständlich auch die Politik“, die gesellschaftliche Prozesse moderieren und gestalten müsse, sei es im Bund, im Land, in der Region, im Landkreis und in der Kommune: „Überall können wir einen Beitrag leisten, das Delta zwischen 40 und 80% Erneuerbare Energie beim Strom zu schließen.“ Kranz beschreibt die Aufgabe mit den Fragen, auf die ein mittelständischer Unternehmer täglich eine Antwort geben muss, wenn er weiterhin in Deutschland produzieren will: „Wer operationalisiert die Aufgabe, damit man das Ziel erreicht; ist das Ziel überhaupt realistisch? Ich fordere einen ideologiefreien Raum für den Diskurs: Wie decken wir das Delta, das in der Versorgung mit EE klafft? Und dann sollten wir schleunigst handeln.“