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Alle Hände voll zu tun für Petra Kunz und ihre Kolleg(inn)en: Der Brotversand ist mehr denn je gefragt. (Foto: KISSEL. Brot und mehr)
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Branche aktuell

„Eine Zeit mit Fluch und Segen“

„KISSEL. Brot und mehr“: Diese Aussage steht schon seit vielen Jahren u.a. für einen sehr erfolgreichen Brotversand, mit dem der Backbetrieb aus dem ländlichen Reichenbach-Steegen (Westpfalz) einer der Vorreiter der Branche war. Petra Kunz erläutert, wie es dem Familienbetrieb mit dem branchenbekannten Onlineversand in der derzeitigen speziellen Situation ergeht.

Wie geht Ihr Unternehmen mit der aktuellen Lage um?
Wir haben schon sehr frühzeitig im März reagiert, u.a. die Öffnungszeiten und das Sortiment reduziert (vor allem um Klein- und Feingebäck), Bestellflyer in Auftrag gegeben und verteilt (wann gibt es was zu bestellen?) und die Kunden und Mitarbeiter gründlich informiert. Das Interesse an der Onlinebestellung bzw. -vorbestellung zog schon früh stark an, wobei beim Versand auch die Gebühren in Kauf genommen werden. Zwar läuft der Paketversand nicht ganz problemlos – die Lieferunternehmen haben ein Aufkommen wie in der Vorweihnachtszeit, aber nicht genug Mitarbeiter, um alles zu bewerkstelligen –, aber wir haben tatsächlich an Ostern durch die Versandbestellungen, aber vor allem auch durch die Vorbestellungen zum Abholen im Laden die gleiche Menge verkauft wie im Jahr zuvor. Daher lief es bis jetzt bei uns trotz Einbußen relativ gut. Nach Ostern ist es wesentlich ruhiger geworden.
Haben sich Handel und Kunden an die Krise gewöhnt?
Leider gibt es derzeit noch viel Unsicherheit, wie es weitergehen soll: Müssen z.B. meine Verkäuferinnen im Laden Mundschutz tragen? Ist der Umgang mit Bargeld noch sicher? Zum Glück haben wir vor einem Jahr EC-Karten-Geräte eingeführt, durch die übrigens auch tatsächlich der prophezeite Mehrumsatz zustande kommt, weil weniger auf den Cent geschaut wird. Es ist eine so unwirkliche Zeit, eine Zeit mit „Fluch und Segen“ zugleich, eine Zeit der Entscheidungen, der Neuorientierungen, des Überdenkens, und eben mit dieser komischen Art und Weise von Angst „bestückt“. Aber nachdem wir als systemrelevant eingestuft wurden und täglich unserer Arbeit nachgehen können und dürfen, wäre es unserer Meinung nach fehl am Platz zu jammern.
Worin liegt aus Ihrer Sicht der „Segen“, welche Lehren ziehen Sie aus der Krise?
Diese Zeit ist sehr gut geeignet, Sortimente und Retouren kritisch zu analysieren. Voraussichtlich werden wir verstärkt Produkte nur noch gezielt bzw. saisonal anbieten und die Kunden darüber z.B. mit Flyern in der Brötchentüte informieren. Wenn man sich auf etwas freuen kann, was man schon länger nicht hatte – das läuft schon richtig gut. Und wir fahren mit den verkürzten Öffnungszeiten so gut, dass wir sogar überlegen, sie beizubehalten.
Welche Initiativen planen Sie aktuell?
Wir versuchen über den Tellerrand zu schauen und weiterzudenken. Leider fallen dieses Jahr die vielen Bauern- und Gourmetmärkte, die für uns sehr wichtig sind, weg. Wir planen ein Briefmailing, da der Kunde jetzt zum Lesen, zum in Erinnerungen schwelgen Zeit hat und vielleicht lässt er sich und/oder den Freunden in Erinnerung an den Marktbesuch ein Paket schicken. Wir hoffen, den über 5.000 Brotfans in unserer Adresskartei mit dem Angebot eines „Bauernmarktpakets“ ein wenig „Lust auf mehr“ zu machen. Außer Brotspezialitäten wird das Paket auch Handelswaren wie z.B. eine Flasche Riesling und eine Dose Leberwurst enthalten wird – quasi, um sich ein bisschen Marktfeeling nach Hause zu holen. Als sehr erfolgreich erweisen sich auch unsere Gutscheine über 15, 20 oder 25 Euro, die gerade von den älteren Kunden sehr gerne zur bargeldlosen Zahlung eingesetzt werden.

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