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Deutsche Nudelerzeugnisse tun sich etwas schwer – interessant sind Varianten ohne Ei.
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BÄKO-magatin Titelgrafik Ausgabe 12-24
Branche aktuell

Ein Herz für Pasta

Nudeln können eine hoch interessante Handelsware für Bäcker sein. Denn sie stehen ungebrochen sehr hoch in der Gunst der Verbraucher – der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 9,3 kg pro Kopf.

Der Anteil deutscher Teigwaren am Gesamtverbrauch sinkt jedoch: Von den gut 791.000 Tonnen, die hierzulande gegessen wurden, stammen mittlerweile mit 548.000 Tonnen fast 70% aus dem Ausland. 412.000 Tonnen und damit 75,2% der importierten Nudeln kamen aus Italien. Obwohl die deutschen Hersteller mit 405.000 Tonnen auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren produziert haben, finden sie hierzulande immer weniger Absatzchancen. Knapp 161.500 Tonnen und damit fast 40% der deutschen Produktion wird exportiert, während der Einzelhandel italienische Aktionsware im Regal platziert. Bei Ei-freier Pasta setzen die Einzelhändler, insbesondere bei Aktionen, nur sehr selten auf die heimischen Hersteller. „Was im Handel nicht zu finden ist, können Verbraucherinnen und Verbraucher schlecht kaufen“, fasst Peter Haarbeck das Dilemma zusammen und betonteiter „Wir wünschen uns deutlich mehr Platz für Nudeln aus heimischer Produktion im Regal. So würde sich der Wunsch nach regionaler Versorgung erfüllen und die heimischen Produzenten würden gestärkt.“

Insgesamt haben die Menschen in Deutschland 2023/2024 791.298 Tonnen Nudeln verzehrt. Der Anteil deutscher Nudeln am Gesamtverbrauch beträgt dabei nur noch etwa 30 Prozent. Der starke Preisdruck hinterlässt Spuren. 547.749 Tonnen Nudeln werden nach Deutschland importiert, mit fast 412.663 Tonnen und einem Marktanteil von 52,2 Prozent ist dabei Italien der wichtigste Lieferant. Ob die Strategie des Lebensmitteleinzelhandels langfristig aufgeht, den Wettbewerb um die Gunst der preissensiblen Kundschaft mit ständig günstiger italienischer Aktionsware mit niedrigen Margen zu gewinnen, ist fraglich. Pasta made in Germany hingegen ist keine „Billig“-Aktionsware. Die Teigwarenhersteller in Deutschland liefern qualitativ hochwertig Produkte in großer Vielfalt: Pasta ohne Ei, Dinkelnudeln und Eierteigwaren. Gleichzeitig kämpfen sie mit im Vergleich zum Wettbewerb hohen Kosten für Energie, Hartweizengrieß, Eier, Logistik und LKW-Maut oder Löhne. „In der Summe haben die deutschen Hersteller deutliche Wettbewerbsnachteile auf dem hart umkämpften europäischen Pasta-Markt“, sagt Peter Haarbeck, VGMS-Geschäftsführer, und betont, „werden Nudeln aus deutscher Produktion in den Supermärkten nicht besser positioniert, verliert Deutschland die bunte Vielfalt des Angebots und die viel diskutierten regionalen Strukturen bleiben auf der Strecke.“

 

40% wird exportiert

Die deutsche Teigwarenproduktion ist leicht rückläufig: Sie nahm um 3,7% auf 405.000 Tonnen ab, wie die aktuelle Teigwarenstatistik des Verbands der Getreide- und Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS zeigt. Damit erreicht sie das Vorkrisen-Niveau von 2019/2020. 161.451 Tonnen davon wurden exportiert, immerhin knapp 40% der deutschen Nudelproduktion. Die Ausfuhrmenge ist den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, im letzten Wirtschaftsjahr mit 20,5% deutlich. Laut Außenhandelsstatistik werden Teigwaren aus Deutschland vor allem nach Frankreich, Belgien, Österreich und in das Vereinigte Königreich geliefert. Auch in Deutschland sind Nudeln ein fester Bestandteil des Speiseplans: 9,3 Kilo sind im Wirtschaftsjahr 2023/24 pro Kopf verzehrt worden, zwar 500 g weniger als im Vorjahr, aber auf dem Niveau der Jahre vor Corona und dem Krieg in Europa.

 

Qualität und Regionalität

Die Nachfrage nach den in Deutschland traditionell hergestellten, heimischen und sehr beliebten Eierteigwaren sinkt weiter. 174.600 Tonnen Nudeln aus deutscher Produktion werden ohne und nur noch 137.500 Tonnen mit Eiern hergestellt. Allein in den letzten fünf Jahren hat die Teigwarenproduktion mit Ei um 25% abgenommen. Schuld daran sind nicht nur die sich ändernden Verzehrgewohnheiten. Die preissensiblen deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher sind offenbar immer weniger bereit, höhere Preise zu bezahlen, die die heimischen Hersteller im Vergleich zu ihren europäischen Wettbewerbern zu tragen haben. Ein Beispiel sind die von den deutschen Herstellern eingesetzten und deutlich teureren Eier ohne Kükentöten. Hartweizen bildet für fast alle Nudelsorten die Basis. Dafür vermahlen die acht Hartweizenmühlen in Deutschland zuletzt jährlich 444.000 Tonnen Durum, wie der Hartweizen auch genannt wird. Durum wird seit vielen Jahren auch in Deutschland angebaut, hier wurden im Jahr 2024 rund 286.300 Tonnen geerntet. Damit können gut 60% der Produktion durch heimischen Hartweizen gedeckt werden.

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