Schon als kleiner Junge war Stefan Richter von den Spuren der Vergangenheit im alten Kellergewölbe der familiären Dorfbäckerei fasziniert. Denn im kaum noch zugänglichen Teil dieses Kellers befand sich ein Holzbackofen, in dem zur Gründungszeit der Bäckerei vor über 130 Jahren das Brot gebacken wurde. „In den vergangenen Jahren war ich oft auf Veranstaltungen oder Festen unterwegs. Um vor Ort die Kunst des Backens besser präsentieren zu können, lieh ich mir von unserer Einkaufsgenossenschaft immer wieder mal einen mobilen Holzbackofen aus“, verrät Richter. „Sobald ich auf den Events ganz bewusst den Brotteig in aller Öffentlichkeit vorbereitete, blieben immer wieder Besucher stehen und man kam ins Gespräch.“
Der Zusammenhalt bröckelt…
Dörfer im ländlichen Raum verlieren zunehmend Kristallisationspunkte des Zusammenlebens, wie dörfliche Gastronomie und Ladengeschäfte der Nahversorgung. Richter als Verfechter der handwerklichen Nahversorgung überlegte immer wieder, wie er denn das „Erlebnis Backen“ ausbauen könne. Bis ihm eines Tages die Initiative „simul+“ des Sächsischen Staatsministeriums der Regionen auf den Tisch flatterte. Da der Bäckermeister auf seinem Grundstück noch Platz hatte, entstand bei ihm die Idee, im öffentlich zugänglichen Frontbereich der Bäckerei einen Holzbackofen zu errichten. Dieser sollte so gebaut werden, dass zu dörflichen Anlässen oder an Backtagen gemeinsam gebacken werden kann.
„Ich schrieb ein kleines Konzept, reichte es ein und siehe da, meine Idee hatte anscheinend auch die Jury inspiriert“, so Richter weiter. Auch der Bürgermeister der Gemeinde Kubschütz, Olaf Reichert, war sofort von der Vision „Dorfbackofen“ begeistert: „Eine sehr gute Idee! Genau solche Initiativen brauchen wir hier in Kubschütz, um das dörfliche Miteinander zu erhalten. Auch für die sich hier befindliche Schule und den Kindergarten ein perfekter praktischer Anschauungsunterricht.“
Jetzt beginnt die Arbeit
Bis zum Erntedankfest 2023 soll alles fertig sein. „Bis dahin muss auch noch vieles in Eigenleistung erbracht werden – neben meiner normalen Bäckertätigkeit. Aber es ist ein familiäres Herzensprojekt und dafür gehen wir gerne auch mal die Extrameile – viele Nachbarn und Freunde haben schon Hilfe angeboten. Schließlich wollen alle mithelfen, das Leben auf dem Land lebenswert und facettenreich zu gestalten“, so der Dorfbäckermeister abschließend.