Der Kalender des neuen Stollenmädchens ist mit mehr als 50 Terminen in den kommenden Monaten schon gut gefüllt. Den Höhepunkt bildet das Dresdner Stollenfest am 7. Dezember 2024, dessen Schirmherrin das Dresdner Stollenmädchen ist. Anlässlich des 30. Stollenmädchen-Jubiläums sind auch alle 29 vorherigen Dresdner Stollenmädchen eingeladen. Die neue Repräsentantin des traditionsreichen Weihnachtsgebäcks wurde am 18. September 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie all ihre Vorgängerinnen ist auch die 22-jährige Lorna Prenzel eine Vertreterin des Handwerks. Sie Das macht derzeit eine Ausbildung zur Bäckerin und lernt im dritten Lehrjahr in der Feinbäckerei Stefan Richter in Dresden. Die Bäckerei ist Mitglied im Schutzverband Dresdner Stollen e.V.
Wandern und entdecken
Symbolisch wanderte Prenzel zu ihrem ersten Pressetermin – und brachte damit ihre große Leidenschaft zum Ausdruck. „Ich liebe es, aktiv zu sein und immer neue Wege zu gehen. Der heutige Tag verbindet für mich viele Momente. Dresden ist meine Heimat und mit unzähligen Erinnerungen aus meiner Kindheit verknüpft. Durch die Reisen, die ich in den letzten Jahren unternommen habe, konnte ich viele Freunde gewinnen, denen ich gern auch auf Wanderungen unsere Region zeige und somit auch immer wieder neue Sichtweisen bekomme. Das Amt des Dresdner Stollenmädchens eröffnet mir noch einmal eine neue Perspektive“, sagt die Dresdnerin. Nach dem Abitur bewanderte Lorna Prenzel 2022 den Pacific Crest Trail. „Inspiriert vom Buch „Der große Trip – Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst“ von Cheryl Strayed habe ich schon Jahre zuvor von der Wanderung auf diesem Trail geträumt. Es war eine großartige Zeit, in der ich viele wertvolle Erfahrungen für mein Leben sammeln konnte. Und es war definitiv nicht mein letzter Trail“, berichtet Prenzel, die eine echte Praktikerin ist und sich nach ihrer Rückkehr im Herbst 2022 deshalb auch für eine Ausbildung im Handwerk entschied. „Ich habe bei meiner Reise immer wieder feststellen dürfen, welch großen Stellenwert deutsche Bäckereien im Ausland genießen und wie groß die Wertschätzung dafür ist. Für mich stand deshalb fest, dass ich mir diese Handwerkskunst selbst aneignen und in der Zukunft auch in andere Regionen, wie etwa nach Neuseeland, in die USA oder in den Kaukasus und Australien tragen möchte. Die Möglichkeiten mit einem Handwerksabschluss sind vielfältig. Und wenn ich es mit meiner Leidenschaft kombinieren kann, ist es umso besser.“
Wanderungen spielen im Leben des neuen Stollenmädchens eine große Rolle. Für den Schutzverband Dresdner Stollen e.V. war das der Anlass, erstmals eine Wanderkarte mit Touren durch das Schutzgebiet des Stollens aufzulegen. Im digitalen Bereich sind diese mit der App-Anwendung Komoot verbunden. Die Faltpläne soll es pünktlich zum Start in die Stollensaison Anfang Oktober geben.
Sportliche und handwerkliche Herausforderungen
Stillstand ist definitiv nichts für Lorna Prenzel – und Ruhe auch nicht. Trotz vollen Terminkalenders besucht sie regelmäßig ihren Sportverein Take Down e.V., bei dem sie Mixed Martial Arts (MMA) trainiert, eine Sportart, die verschiedene Kampfsport-Techniken vereint. „Aktiv sein, mich auspowern – das ist für mich ganz wichtig. Nach dem Trail und dem Start ins Handwerk habe ich auch sportlich nochmal nach einer neuen Herausforderung gesucht – und sie, wie ein tolles Team, gefunden.“
Ihre Ausbildung absolviert Lorna Prenzel in der Feinbäckerei Stefan Richter, die sich seit 1931 in Familienhand befindet. Einst übernahmen Alfred und Hildegard Fiedler die Bäckerei auf der Bautzner Landstraße in Dresden-Bühlau. Über vier Jahrzehnte führte in der Folge Tochter Ursula mit ihrem Mann die Bäckerei. Seit 2006 wird sie in der dritten Generation durch den jüngsten Sohn der Familie, Bäckermeister Stefan Richter, geleitet. „Wir sind ein sehr kleines, vertrauensvolles Team und packen immer gemeinsam an. Genau das schätze ich sehr an der Zusammenarbeit. Ich lerne alles direkt von meinem Meister“, sagt die Auszubildende. Brot und Kuchen lässt sie in der Backstube am liebsten entstehen. „Dresdner Christstollen ist für mich eine Herausforderung. Von der Herstellung des Teiges, über das Aufarbeiten und in Form bringen und schließlich das Ausbacken: Es sind Hunderte, ja sogar Tausende kleine und große Handgriffe, die sitzen müssen, damit der Stollen perfekt wird. Das erfordert unglaublich viel Wissen, jede Menge Erfahrung und ein gutes Bauchgefühl. Also die perfekte Kombination und der i-Punkt, was auch die große Bedeutung des Stollens nicht nur in unserer Region unterstreicht“, erzählt Prenzel. Für ihr Amt wurde von Maßschneidermeisterin Carolina Schmidt aus Pirna in diesem Jahr eigens ein neues Kleid entworfen. Damit ist sie für die anstehenden Termine als Stollen-Botschafterin auch über ihr Know-how hinaus gut gerüstet.