Dietmar Brandes aus Gößweinstein ist seit der Schließung seiner Bäckerei 4-Täler-Beck im Jahr 2020 im ausfüllenden Unruhestand. Er ist nicht nur hierzulande als „Miete-Mich-Bäckermeister" unterwegs und berät Kollegen, die sich in wirtschaftlichen Engpässen befinden, sondern engagiert sich auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Als Experte für Bäckerei, Konditorei und Ausbildung ist er für den Senior Expert Service (SES) ehrenamtlich tätig. Der SES ist die größte deutsche Ehrenamtsorganisation für Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit. Seit 1983 unterstützt der SES den Know-how-Transfer in der Entwicklungszusammenarbeit. Dietmar Brandes war als Senior Expert bereits in Brasilien und Argentinien. Im Juni 2024 war er in der Mongolei und gibt uns einen Eindruck von seinen Erlebnissen.
Vom Sauerteigbrot bis hin zum Plunder
In Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, beriet der leidenschaftliche Bäckermeister den Juni über die „Güte Bakery“. Es handelt sich um eine Bäckerei/Konditorei mit mehreren Filialen, die jetzt nach erfolgreicher Kuchen- und Tortenproduktion in die Herstellung deutscher Sauerteigbrote und weiterer Gebäcke einsteigen möchte. Und das am besten ohne Backhilfsmittel und Zusätze. Während seines Einsatzes wurden zehn Brotsorten von Baguette bis 100%igem Roggenbrot entwickelt und trainiert, ebenso deutsche Feingebäcke und Kuchen – vom Blätterteigplunder bis zu Butterstreusel- und Käsekuchen. Aber auch pikante Gebäcke standen auf dem Plan wie etwa die Brezen. Die große Affinität zu Deutschland, deutschen Produkten und eben auch Backwaren in der Mongolei erklärt sich aus der Historie. Zwischen den sowjetischen Satellitenstaaten DDR und Mongolische Volksrepublik gab es zur Zeit des „Kalten Krieges“ intensiven Austausch. Noch heute ist die deutsche Kultur fest in der Mongolei verankert und das Land einer der wichtigsten Handelspartner.
Herausfordernde Logistik
Die Brote der „Güte Bakery“ werden zu 70% gebacken und dann in den kleinen Verkaufsfilialen vollendet. Feingebäcke und Laugenbrezen werden als Teiglinge gefrostet geliefert. Grund dafür sind vor allem die immensen Staus tagsüber im Stadtverkehr, die ein schnelles Liefern unmöglich machen. So wird in der Hauptbäckerei das meiste vorproduziert und dann in den frühen Morgenstunden ausgeliefert. Ein großer Vorteil sei, betont Brandes, dass die Läden alle erst gegen 9 oder 10 Uhr öffnen, sodass genügend Zeit zum Vorbereiten bleibt.
Zukunftsweisendes Projekt
Die „Güte Bakery“ wird von zwei Schwestern geführt, die teilweise schon ihre Kinder in den Betrieb integriert haben. Neben dem Training der drei Ausbilderinnen im Hauptbetrieb hat Brandes auch die Schulung neuer Mitarbeiter aus den Filialen durch die Ausbilderinnen beobachtet und gesehen, wie sie ihr neu erlangtes Wissen weitergeben. „Abschließend sei zu sagen“, erzählt Brandes, „dass es ein sehr erfolgreicher, zukunftsweisender Einsatz war, dem eventuell noch weitere folgen könnten“ – so zumindest der Wunsch aller Beteiligten. „Sie wollen nämlich gern auch die deutsche Weihnachtsbäckerei kennen lernen.“