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Mark Halbig, Inhaber der Landbäckerei Nabert, hofft, dass die Bäcker gestärkt aus der Krise hervorgehen. (Foto: Landbäckerei Nabert)
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Branche aktuell

„Auf uns ist auch in Extremsituationen Verlass!“

Der Verkauf der Brote und Backwaren aus der Landbäckerei Nabert in Mücke (Vogelsbergkreis/Hessen) findet schon seit langem hauptsächlich auf der Straße, nämlich über die sechs Verkaufswagen und zwei kleine Verkaufsflitzer statt, die täglich unterwegs sind. Dieses Angebot ist in der aktuellen Situation gefragter denn je, wie Inhaber Mark Halbig berichtet.

Wie gehen Sie als Unternehmer mit der aktuellen Lage um?
Eine Hauptaufgabe als Unternehmer ist es, meine Mitarbeiter zu beruhigen und zu informieren, die durch Falschmeldungen über Instagram, Twitter und Facebook zutiefst verunsichert sind! Dazu sehe ich mir täglich Liveschaltungen, z.B. bei heute.de, an und gebe das erlangte Wissen meinen Mitarbeitern verständlich weiter. Meinen Kunden gegenüber wird durch Einweghandschuhe, Desinfektionsspender, Abstand und teilweise Mundschutz signalisiert, dass wir die Sache ernst nehmen, aber nicht überreagieren. Man darf die Menschlichkeit über solch‘ eine Krise nicht verlieren! Außerdem denke ich, dass man mit extremen Hilfeangeboten für Ältere und Gefährdete unglaubwürdig wird – wo waren denn die ganzen Helfenden die ganze Zeit vorher? Wir fahren mit unseren sechs Verkaufswagen täglich von Haus zu Haus in über 100 Ortschaften und bei älteren und gehbehinderten Menschen bringen wir die Waren schon seit eh‘ und je bis an die Tür. Natürlich geschieht das jetzt mit Abstand zur Person, aber für uns ändert sich durch die Corona-Situation nichts an unserer Philosophie!
Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen? Welche Veränderungen gibt es im Geschäftsbetrieb?
Konkrete Maßnahmen sind u.a., dass wir Desinfektionsspender angebracht haben, Mundschutz besorgt haben (viel zu viel – die übrigen Mundschutzpackungen haben wir dem ortsansässigen Krankenhaus gespendet!), und ausreichende Mengen an Einweghandschuhen bereitstellen. Die Verkaufswagen von BSK, die ich ausschließlich betreibe, haben alle einen variablen Spuck- und Spritzschutz, den man noch zusätzlich bis zu einem nötigen Mindestmaß verschließen kann. Das vermittelt Sicherheit: sowohl den Kunden als auch meinen Mitarbeitern gegenüber.
Wie wird sich diese Krise auf Ihr Geschäft, wie auf die Handwerksbäcker allgemein in den nächsten Wochen auswirken?
Die Krise wirkt sich auf mein Geschäft eher positiv aus, weil mehr Kunden zu uns kommen als vor der Krise und wir auf diese Weise eher die Möglichkeit haben zu zeigen, was wir können und dass man sich auch in Extremsituationen auf den Handwerksbäcker verlassen kann. Im Übrigen haben wir jetzt schon mehrfach gesagt bekommen: „Ich kaufe mein Brot eigentlich immer bei Lidl oder Aldi, bin aber jetzt ängstlich, dorthin zu gehen. Darum hab ich mal beim Bäcker gekauft und festgestellt, dass Brot echt lecker sein kann und auch lange frisch bleibt. Außerdem ist es günstiger als ich dachte. Des Weiteren habe ich die Gewissheit, dass nicht andere Kunden vor mir dieses Brot schon angepackt haben, wie bei manchen Discountern der Fall.“ Diese Gespräche habe ich wahrgenommen, ohne dass die Leute wussten, wer ich bin! Daraus resultiert, dass hoffentlich ein Trend in diese Richtung kommen wird und viele meiner Kollegen die Chance erhalten, gestärkt aus der Situation herauszukommen! Deutschland sollte endlich begreifen, dass man das Handwerk braucht, und zwar nicht erst dann, wenn es um das nackte Überleben geht. Also Deutschland: Unterstütze Bäcker, Metzger und Installateure auch in „guten Zeiten“!

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