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Josef Hinkel führt die Düsseldorfer Familienbäckerei. An seiner Seite: Tochter Sophie. (Foto: Bäckerei Hinkel)
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Branche aktuell

Agil aufgestellt

Die Düsseldorfer Bäckerei Hinkel hat mit veränderten Öffnungszeiten aber auch besonderen Bestellmöglichkeiten wie Drive-in und Taxilieferung auf die derzeitig angespannte Situation reagiert.

Die neuen Vertriebswege sind vor allem ein Verdienst von Nachwuchsunternehmerin Sophie Hinkel, die als Tochter des Kultbäckers Josef Hinkel (60) in Bälde in dessen Fußstapfen treten soll. Die 23-Jährige hat nach der Ausbildung im eigenen Betrieb an der International Business Universität Maastricht studiert und ist aktuell für den Bereich Social Media im Unternehmen zuständig. Vater und Tochter sind bei der Weiterentwicklung ihre Traditionsbäckerei bereits seit längerem ein eingespieltes Team. Mit dem Online-Shop (Bezahlung per Paypal) und dem angeschlossenen Drive-in hat die Bäckerei gerade in der aktuellen Situation um Covid-19 einen passgenauen Weg gefunden. Und auch die Belieferung durch Taxifahrer (Taxi als Brötchenbote) wurde aufgenommen. Wie das alles auf die Beine gestellt werden konnte, erzählt Sophie Hinkel hier im Interview mit dem BÄKO-magazin.
Wie konnten Sie diesen Service/diese Angebote binnen kürzester Zeit realisieren?
Unsere Öffnungszeiten mussten wir anpassen, da in der Innenstadt zum Start der Corona-Krise kein vergleichbarer Kundenverkehr wir zuvor herrschte. Zu Beginn waren fast keine Menschen in der Innenstadt anzutreffen. Außerdem muss man hier ein großes Lob für unsere Mitarbeiter aussprechen, die diese Kürzung der Arbeitszeit problemlos mitgemacht haben. Unseren Online-Shop hatten wir schon vorher in der Pipeline. Der war zwar für den Paketversand angedacht, aber wurde angepasst, um den Anforderungen für den Drive-In zu entsprechen. Dann ging es nur noch darum, unsere Kunden darüber zu informieren und ordentlich Marketing zu machen, und ich muss sagen, das Angebot wird sehr positiv angenommen. Die Idee mit dem Taxi-Lieferdienst kam von Thomas Puppe, der einen guten Kontakt zur Taxi-Innung Düsseldorf hat. Das tolle hier in Düsseldorf ist, dass die Handwerksbäcker stark zusammenhalten und zusammenarbeiten, sodass dieses Angebot für ganz Düsseldorf realisierbar ist.
Wir konnten unsere Ideen so schnell realisieren, da jeder Einzelne, nicht nur in unserem Betrieb, sondern auch Kunden und die Handwerksbäcker Düsseldorf sich mit viel Einsatz und Engagement dem Problem stellen wollen. Hinzu kommt, dass wir in unserem Betrieb sehr agil aufgestellt sind, und es uns so gelingt Ideen schnell umzusetzen und alle mit an Bord zu holen.
Welches Feedback bekommen Sie von Ihren (Stamm-) Kunden?
Das Feedback ist wirklich toll! Auch wenn wir verkürzte Öffnungszeiten haben, nehmen unsere Kunden die neuen Angebote freudig an. Gerade der Drive-in bekommt super Feedback, weil es einfach so reibungslos funktioniert. Es ist natürlich auch bequem für den Kunden, der alles vorbestellen kann und dann einfach mit dem Auto vorfahren, den Kofferraum auf und wieder weg ist. Das hilft uns natürlich auch den Ausfall im Geschäft ein wenig aufzufangen. Darüber hinaus ist der Taxi-Service gerade für unserer älteren Kunden, die besonders gefährdet sind, perfekt.
Wie gehen Sie als Unternehmer mit der aktuellen Lage um? Welche Veränderungen gibt es im Geschäftsbetrieb?
Wir versuchen natürlich alle Register zu ziehen, um die Liquidität aufrechtzuerhalten und das Unternehmen am Laufen zu halten. Es gibt fast täglich Gesprächsrunden der Geschäftsführung, um weitere kreative Ideen durchzuspielen. Außerdem ist unser Betriebsleiter immer brandaktuell informiert, wenn es um Kurzarbeit oder ähnliche Dinge geht. Darüber hinaus versuchen wir ein Umfeld zu schaffen, das unsere Mitarbeiter schützt aber auch ein Stück Normalität schafft. Wir haben ein Zwei-Schichten-System installiert, um mögliche personelle Ausfälle aufzufangen, sowohl in der Produktion als auch im Verkauf. Abgesehen davon haben wir Plexiglasscheiben aufgehängt, um unsere Kunden und Mitarbeiter zu schützen.
Dazurechnen müssen wir leider auch die Ausfälle unserer Wiederverkäufer und auch der Hotels, die wir beliefern, die mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Geschäfte sind.
Wie wird sich diese Krise auf Ihr Geschäft, wie auf die Handwerksbäcker allgemein in den nächsten Wochen auswirken?
Uns hat die Krise gezwungen in kürzester Zeit kreativ zu werden und zu reagieren. Das hoffen und planen wir zu übernehmen, oder weitestgehend zu integrieren. Wir hoffen natürlich, dass wir bald wieder wie gewohnt ins Tagesgeschäft starten können. Das betrifft besonders die Kollegen, die ein Café zusätzlich betreiben.
Zur Zeit haben wir Einbuße von ca. 50%, aber das ganze Ausmaß können wir erst betrachten, wenn die Situation weitestgehend überstanden ist. Weiterhin werden wir uns anpassen und pro-aktiv Chancen nutzen, bis der ganze Spuk vorbei ist.

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