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Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Landesbeauftrage für Menschen mit Behinderungen, Janny Armbruster, besuchten die Bäckerei & Konditorei Plentz, um Konditorei-Auszubildende Vanessa Voigt zu sehen und sich erzählen zu lassen, wie es sich als Mensch mit Behinderung in der Ausbildung lebt und mit welchen Schwierigkeiten sie im Arbeits-Alltag zu kämpfen hat. (Bild: Bäckerei & Konditorei Plentz)
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Aus- & Weiterbildung

Schlecht zu hören ist kein Hindernis

Vanessa Voigt (23) ist Auszubildende bei der Bäckerei & Konditorei Plentz in Schwante – mit ihrer Hörschädigung kommt sie klar und bekam nun Besuch von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach.

Vanessa Voigt war 16 Jahre alt, als sie ein Cochlea-Implantat bekommen hatte. Seitdem kann sie hören – zu 90 Prozent. Aber es ist nicht dieselbe Art zu hören wie bei anderen Menschen. „Der Geschirrspüler ist z.B. superlaut“, sagt die 23-Jährige. „Dann kann ich mich nicht konzentrieren.“ Redet das Gegenüber vollkommen normal, dann verstehe sie alles. „Aber redet er zu laut und deutlich, dann verstehe ich schlechter. Ansonsten habe ich mich aber daran gewöhnt.“ Das ist wichtig für sie, denn momentan macht sie eine Ausbildung als Konditorin bei der Bäckerei & Konditorei Plentz in Schwante, einem Ortsteil der Gemeinde Oberkrämer. Dort bekam sie kürzlich Besuch. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und Janny Armbruster, die Landesbeauftragte für die Belange der Menschen mit Behinderungen, waren in Schwante zu Gast, um von Vanessa Voigt zu erfahren, wie sie mit der Ausbildung und den Umständen klarkommt.
„Es gibt keine Hürden – die kann man abbauen“
Vanessa Voigt stammt aus Greifswald, zog nach Berlin. „Ich habe in der Nähe Konditoreien gesucht“, erzählte sie. Sie habe dann gesehen, dass bei der Firma Plentz alle möglichen Leute arbeiten würden, man nicht voreingenommen sei. „Es gibt Betriebe, die sind da oberflächlich.“ Sie habe sich dann in Schwante beworben und konnte zunächst ein Praktikum absolvieren. „Jeder Ausbildung geht ein Praktikum voran“, erklärte Karl-Dietmar Plentz. Danach werde dann gemeinsam geschaut, ob dieser Beruf das Richtige für die Person sei – ob es auch allgemein passe. Bei Vanessa Voigt sei das der Fall gewesen. Wenn es darum gehe, Menschen mit einer Behinderung im Betrieb aufzunehmen, müssten auch Gespräche mit den Teamleitern geführt werden. „Die muss man mit auf die Reise nehmen“, so der Bäckermeister. „Hier gab es beide Daumen hoch.“ Es gebe in diesen Fällen Fördergelder. „Der Arbeitsplatz von Vanessa ist eingerichtet worden.“ Man werde bei laufenden Kosten unterstützt. „Aber ich möchte betonen, dass wir sie nicht deshalb eingestellt haben. Es musste einfach passen. Durch meine Grundeinstellung als Christ habe ich eine große Offenheit“, so Plentz weiter. Es gebe in seinem Betrieb mehrere Menschen mit Behinderungen. Janny Armbruster, die Behindertenbeauftragte in Brandenburg, unterstützt das ausdrücklich. „Es gibt keine Hürden – die kann man abbauen.“ Brandenburg habe eine große Förderkulisse. Dennoch sei es auch eine Herausforderung gewesen, so Karl-Dietmar Plentz. „Sie hat eine Zeit bei uns gewohnt.“ bis Vanessa Voigt ihren Führerschein hatte. Der Weg nach Hause sei täglich zu weit gewesen. „Sie hat gelernt, uns zu verstehen.“ Sie kann, zusätzlich zu ihrem Hörvermögen, auch von den Lippen lesen. Das kann sie aber nur, wenn die andere Person vor ihr stehe. Gehe man nebeneinander her, sei das mit dem Verstehen sehr schwierig. Problematisch sei in der Hinsicht auch die Zeit gewesen, als die Maskenpflicht herrschte. Da habe es durchaus Konflikte gegeben. „Menschen, die unmittelbar mit ihr zusammengearbeitet haben, haben ohne Maske gearbeitet.“ Man habe täglich getestet. Wie Janny Armbruster sagte, sei das absolut richtig gewesen, denn in solchen Fällen seien die Betroffenen von der Maskenpflicht befreit gewesen. „Aber das war unsere tagtägliche Herausforderung“, erinnerte sich Plentz. Vanessa Voigts Arbeitstag beginnt meistens um 5 Uhr. Bald ist Prüfung. Da sie schon eine Vorausbildung als Bäckerin hatte, konnte ihre Konditoreiausbildung verkürzt werden. „Pralinen sind mein Lieblingszeug“, erzählte sie außerdem mit einem Lächeln. Die Fertigstellung sei kein Problem, aber am Anfang würde die Herstellung sehr lange dauern. Minister Jörg Steinbach wollte von der Auszubildenden wissen, was sie sich denn für die Zukunft wünsche. „Dass die Menschen sich allgemein mehr engagieren“, sagte sie. Man solle Menschen mit Behinderungen nicht von oben herab behandeln. „Mir ist das nicht passiert, aber ich erlebe es bei anderen Leuten, die öfter schräg angesehen werden. Nicht jeder mit Behinderung will mit Samthandschuhen angefasst werden.“ Karl-Dietmar Plentz äußerte zudem den Wunsch, dass sich die Länder Berlin und Brandenburg hinsichtlich der Standorte für die schulischen Ausbildungen einigen. Der Weg in die Nähe von Brandenburg an der Havel sei für viele Azubis beschwerlich – vor allem dann, wenn es eine entsprechende Möglichkeit auch in Berlin gäbe. Jörg Steinbach versprach, sich dieses Themas anzunehmen.

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