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52 Personen nahmen das Angebot aus Weinheim an. (Foto: ADB Weinheim)
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Aus- & Weiterbildung

Neue Wege zu mehr Mitarbeitern

Die Situation am Arbeitsmarkt ist dramatisch: Nicht wenige Bäckereien müssen aufgrund von Mitarbeitermangel Aktivitäten kürzen. Die Bundesakademie Weinheim bot daher mit dem Online-Forum „Handwerk sucht Hände“ Tipps aus der Praxis.

Nach einer Einführung durch Akademie-Direktor Bernd Kütscher, der die Veranstaltung auch moderierte, präsentierte Nils Vogt vom Zentralverband aktuelle Zahlen zur Situation am Arbeitsmarkt sowie die Ausbildungszahlen im Bäckerhandwerk. Demnach muss mittelfristig sogar mit einem noch deutlicheren Rückgang der verfügbaren Arbeitskräfte gerechnet werden.
Kooperativ voran
Volker Schmidt-Sköries von der Kaiser Biobäckerei stellte die Lage in seinem Unternehmen vor, welches nach seinen Angaben ethischen Leitlinien definiert hat und aus diesem Grund keinen Arbeitskräftemangel kennt. Hierzu tragen aus seiner Sicht vielerlei Maßnahmen bei, von bezahlten „Mußestunden“ während der Arbeitszeit über professionell begleitete Selbstermächtigungsprozesse und vielerlei Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zum Umstand, dass grundsätzlich 30% des Gewinns als Prämie an die Lieferanten und Beschäftigen ausgeschüttet werden.
Anschließend erklärte Ingmar Krimmer von Krimmers Backstub‘ den Teilnehmenden, wie er erfolgreich Quereinsteiger für seine Bäckerei gewinnt. Oft sind dies Akademiker, welche aus der Hobbybäcker-Szene kommen und ihr Hobby zum Beruf machen wollen. Sebastian Däuwel von den Brotpuristen gab im Anschluss viele Impulse, wie er Kunden zu Fans und diese Fans teilweise auch zu Mitarbeitenden macht. Dabei sind seine besonderen Arbeitszeiten zwar ein Plus, insbesondere der gänzliche Verzicht auf Nacht- und Wochenendarbeit. 
Und der Nachwuchs?
Sascha Huth von der Bäckerei Huth vermittelte Anregungen zur Gewinnung von Lehrlingen, bevor Michael Rothe von der ADB Nord dafür plädierte, teilweise auf die Einsicht in Lebensläufe und Zeugnisse zu verzichten. Gerade bei lernschwachen Jugendlichen bringe das nichts. Hier komme es umso mehr darauf an, täglich kleine Erfolgserlebnisse zu vermitteln, statt Leistungen defizitorientiert zu bewerten. Anschließend wurde die Ausbildung von Flüchtlingen thematisiert, auch was Herausforderungen wie Wohnen, Sprachschwierigkeiten und religiöse Vorgaben angeht. 
Im Anschluss stellte Anabel Görtz von der Bäckerei Görtz ein Chat-Bot System vor, das mit künstlicher Intelligenz arbeitet und das Recruiting mittels Avatar gestaltet. Potenzielle Bewerter gelangen mittels Smartphone und QR-Code auf eine Seite, beantworten dort mündlich Fragen und können ihre Bewerbung danach per Sprachnachricht abschicken. Von Wiebke Langhanke wurde die Welt von Social Media aufgeblättert. Laut der Expertin der Werbegemeinschaft des Bäckerhandwerks nutzt die Generation Z täglich 5–6 verschiedene soziale Netzwerke und hält sich dort stundenlang auf. Werbeanzeigen können die Reichweite einer Bäckerei dort explosionsartig erhöhen, wie anhand von Beispielen demonstriert wurde. 
Zum Abschluss zeigte Prof. Dr. Tim Weitzel von der Universität Bamberg die dramatische Entwicklung von der Alterspyramide zum „Alters-Döner“. Daher reiche es nicht mehr, Netze auszuwerfen, um anonyme Bewerber zu fangen. Vielmehr sollten Mitarbeiter und Kunden bei der Suche aktiv mit eingebunden werden, in Form eines professionellen Empfehlungsmanagements.
Große Nachfrage
Die Teilnehmenden beim Weinheimer Online-Forum „Handwerk sucht Hände“ kamen zum Abschluss gemeinsam zur Erkenntnis, dass beim Recruiting noch viele Möglichkeiten und Chancen bestehen. Angesichts der Lage und Aussichten gilt es diese dringend zu nutzen. Nachdem die Veranstaltung von den Online-Gästen bestens bewertet und als außerordentlich hilfreich eingeschätzt wurde, erwägt die Bundesakademie Weinheim, die wichtigsten Erkenntnisse hieraus nochmals in Form eines Nachmittags-Webinars zu platzieren. Interessenten werden gebeten, sich per E-Mail an info@akademie-weinheim.de zu melden.

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