Die geschäftsführende Gesellschafterin Birgit Kaiser berichtet: „Bei uns arbeiten über 550 Menschen aus 45 Ländern in 44 Filialen in der Region Freiburg.“ Der Begriff „multikulti“ sei für sie keine politische Floskel sondern einfach die Realität des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit vor und hinter den Kulissen ihres in dritter Generation bestehenden Familienunternehmens. Aktuell seien erstmals vier junge Frauen aus Indonesien als neue Azubis beschäftigt, womit sich die Zahl der Herkunftsländer ihrer Beschäftigten auf 46 erhöht. Der Inselstaat in Südostasien ist eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Der Trend geht unaufhörlich nach oben, und junge Menschen in dem Land haben häufig nicht die besten Berufsaussichten in ihrer Heimat.
Aus Indonesien nach Deutschland
Eine Situation, welche die vier jungen Frauen Cendy Monica (33), Jennifer Valerie (21), Anastasia Yulia Pramesti (21) und Alya Sherinalya Zulfatasya Kusnadi (22) aus den Millionen-Metropolen Bandung und Jakarta nun für sich zu ändern begonnen haben. In ihrer Heimat haben sie das College besucht und bereits erste Deutschkenntnisse (B2-Niveau) erworben, nun steigen sie auf Vermittlung einer in Deutschland ansässigen Agentur bei Kaisers Gute Backstube in die Ausbildung ein. „Es gab da ein Seminar an der Schule“, berichtet Jennifer Valerie. „Und da bin ich mit meinem Vater hin und habe gesehen, dass ich diesen Schritt für mich angehen will.“ Ähnlich positiv bewertet auch Jennifers 22-jährige Kollegin Alya ihren Start in Deutschland: ihr gefallen Kultur, Natur und Sehenswürdigkeiten hier, in ihrer Freizeit hat sie sich bereits Freiburg und Basel angeschaut, so die junge Frau, die als Bäckerin in Ehrenkirchen ihre Ausbildung begonnen hat. „In Bandung habe ich ein Studium begonnen, aber hier sind die Berufsaussichten besser für mich. Es macht mir sehr viel Spaß, hier zu arbeiten!“
„Unsere Ausbildungsquote liegt mittlerweile bei weniger als 5% der Belegschaft. Wir wollen aber wieder auf eine Quote von 10% in der Ausbildung kommen“, erklärt Birgit Kaiser. Die Entscheidung, aktiv im Ausland nach Azubis zu suchen, sei für sie daher nahe liegend gewesen: „Der Ausbildungsmarkt ist leer gefegt bei uns.“ Die jungen Asiatinnen seien mit Feuereifer am Start. So sei die Integration der jungen Frauen „eine Riesenchance“ für beide Seiten, so Kaiser weiter: „Durch einen weiteren Kontakt laufen aktuell weitere Bewerbungsverfahren mit jungen Talenten aus Vietnam, möglicherweise können wir hier noch fünf weitere Azubis rekrutieren.“
Umfassende Unterstützung
„Hochmotiviert“ seien die neuen Kolleginnen, bestätigt auch Ausbilderin Luisa Heck aus der Konditorei in Kaisers Gute Backstube in Ehrenkirchen, wo insgesamt 19 Azubis und BA-Studenten derzeit ihre Karriere im Handwerk beginnen. „Wir haben hier im Ort ein Haus gekauft, das wir aktuell zur Mitarbeiter-WG für zwölf Personen umbauen“, erläutert Birgit Kaiser. „Und natürlich unterstützen wir unsere neuen Kolleginnen aus Indonesien hier beim Ankommen wo immer es möglich ist.“ Dazu gehören Behördengänge, Kontoeröffnungen und erste Einkäufe. Hierfür wurde eigens eine Mitarbeiterin eingestellt, welche die Azubis bei ihren ersten Schritten in Deutschland begleitet. Zusätzlich haben die Berufseinsteigerinnen ein Deutschland-Ticket bekommen, um ihre neue Heimat besser kennen zu lernen. Denn auch über die Ausbildung hinaus sollen sie in Ehrenkirchen und bei Kaisers Gute Backstube mehr als nur ein berufliches Zuhause finden.